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Das Biest aus den Alpen

Das Biest aus den Alpen

Titel: Das Biest aus den Alpen
Autoren: Stefan Wolf
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einen Block
geschmiedet haben. Wie sehr man ihn auch strafte, er fluchte nur und schwor,
dass ihn eher die Totengöttin holen solle, als dass er das Versteck seiner
Beute verriete. Er gab es auch nicht preis. Aber drei Tage später holte ihn die
Totengöttin tatsächlich.«
    Klößchen und Gaby lief es bei
Karls detailreichen Ausführungen eiskalt den Rücken hinunter. Keiner konnte
Geschichten so spannend erzählen wie er.
    »In einer Novembernacht heulte
ganz plötzlich ein Sturm heran, rüttelte an den Dächern und Fenstern und
klatschte den Regen gegen das Gebäude. Aber der Lärm und das Sausen wurden
übertönt von dem Fluchen des Gefangenen, das man bis hinunter ins Dorf, bis in
die entferntesten Winkel vernahm. Genauso plötzlich, wie der Sturm gekommen
war, brach er wieder ab. Auch der Gefangene war still. Als man im Gefängnis
nachsah, fand man ihn tot. Die Totengöttin hatte ihm die Eisenkette, mit der er
angeschmiedet war, um den Hals gewunden und ihn erdrosselt.«
    »Das klingt ja recht
unheimlich«, sagte Dr. Forschmann.
    »Und dies ist nicht der einzige
Fall, der sich hier zutrug«, fuhr Klößchen an Karls Stelle geheimnisvoll fort.
Nun erzählte er, wie es ihm in den Sinn kam. Er erzählte von unterirdischen
Gängen, in denen Grauenvolles geschehen war. Vor allem von einem Stollen, der
von den Ruinen der verfallenen Burg bis hinunter ins Tal führen sollte.
    Diese Geschichte hatte Klößchen
wirklich gelesen. Plötzlich kam den Freunden der Gedanke, dass dies der Gang
sein könnte, den sie am Nachmittag entdeckt hatten.
    Auch die beiden Männer sahen
sich groß an.

 
     
    Der Plan der TKKG-Bande war
fertig: Sie würden die beiden
Verbrecher im unterirdischen Gang einschließen, wenn sie in der Nacht
wiederkamen. Dazu brauchten sie ja nur die Säule schnell vor die Öffnung zu
rücken. Danach konnte man die Polizei verständigen.
    Man soll aber niemals Eier
kochen, bevor sie gelegt sind. Es kam ganz anders, als Tim, Karl, Klößchen und
Gaby sich die Sache zurechtgelegt hatten...
    In der kommenden Nacht waren es
Karl und Klößchen, die die erste Nachtwache übernahmen. Dröhnend schlug die
Kirchturmuhr die elfte Stunde. Klößchen vergaß in seinem sicheren Unterschlupf
einen Augenblick lang die nagende Maus, der er seit einer halben Stunde seine
Aufmerksamkeit geschenkt hatte. Er kratzte sich die zerstochenen Arme. Zu Karl
gewandt, fragte er im Flüsterton: »Warum gehen Insekten nicht in die Kirche?«
    Karl zuckte mit den Schultern.
    »Weil sie In-Sekten sind!«
    Karl ließ ein leises Stöhnen
vernehmen.
    In das eintönige Nagen des
Tieres mischte sich — erst kaum merklich — ein anderer Laut. Im ersten
Augenblick war Karl sich nicht klar darüber, was für ein Geräusch das sein
konnte. Dann nahm er deutlich wahr, dass es das Knirschen von Schritten auf dem
Kiesweg vor der Kirche war. Vorsichtig stieß er Klößchen, der eingenickt war,
in die Seite. Karl hingegen war hellwach, seine Sinne waren aufs Höchste
gespannt. Nach einer kleinen Weile war ein Knarren zu hören und auf leisen
Sohlen schlichen zwei Gestalten Richtung Altar. Genau wie in der Nacht zuvor
verschafften sie sich Zugang zum Geheimgang. Während bisher alles im tiefsten
Schweigen vor sich gegangen war, wurden Karl und Klößchen jetzt Zeugen eines
halblauten Gespräches.
    »Morgen Abend gegen 23 Uhr
komme ich wieder und hole dich raus, Erwin.« Die Worte hatte ein kräftiger Mann
mit heiserer Stimme gesprochen. »Dann verduften wir auf dem schnellsten Wege —
als reiche Männer.«
    Mit einem Fluch sprang der mit
Erwin Angesprochene in die Grube, während der andere die Geheimtür an ihren
Platz rückte und sich schnell entfernte. Gerade wollte er die Kirche verlassen,
als ein mächtiger Lärm ertönte: Klößchen, dem das wechselhafte Wetter der
vergangenen Tage zu schaffen machte, hatte so laut niesen müssen, dass die
ganze Kirche davon widerhallte. Der Fremde fuhr zusammen. Binnen Sekunden trat
er den Rückzug durch die Sakristei an. Durch diese kopflose Flucht ermutigt,
sprangen Karl und Klößchen aus ihrem Versteck hervor und setzten ihm nach.
    Als Karl seinen Kopf durch die
Öffnung des Sakristeifensters steckte, war der Fremde noch auf der Leiter.
Kurzerhand ergriff Karl diese und warf sie um. Der Mann stürzte mit einem
Aufschrei hinab, wälzte sich einen Augenblick am Boden und humpelte dann
stöhnend und fluchend, so schnell es ging, davon. Weitere Einzelheiten konnte
Karl in der Dunkelheit nicht erkennen. Zuerst
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