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Das beste Mittel gegen Kopfschmerzen

Das beste Mittel gegen Kopfschmerzen

Titel: Das beste Mittel gegen Kopfschmerzen
Autoren: Nancy Warren
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er die Eindrücke. Die Stimmen
mit all den unterschiedlichen Akzenten, die unzähligen
Handys, die europäische Atmosphäre, die
sich hier mit dem amerikanischen Tatendrang vermischte.
    Er kaufte sich eine Zeitung und setzte sich in ein
Straßencafé, wo er Cappuccino trank und versuchte,
das Who’s who der kalifornischen Politik
zu durchschauen. Vielleicht lag es doch am Jetlag,
aber die Politik in Kalifornien schien höchst kompliziert zu sein. Er befand sich hier in einem
Staat, in dem ein ehemaliger Bodybuilder Gouverneur
werden konnte – kein Wunder, dass er sich
eher wie ein Komparse in Disneyland fühlte und
weniger wie ein Mann, der einen Job zu erledigen
hatte.
    Leute zu beobachten war sowieso viel lohnenswerter.
Also saß er träge im Sonnenschein und betrachtete
die Bettler und aufdringlichen Verkäufer,
die Geschäftsleute und die Kaufl ustigen, die Touristen
und Studenten und die zahllosen anderen
Menschen. All diese Leute führten ihr ganz eigenes
Leben und waren aus den unterschiedlichsten
Gründen hierhergekommen.
    Nach einer Weile erhob er sich, kaufte ein paar
Postkarten und schlenderte die Straße entlang, wo
er sich zwei Stücke Pizza gönnte. Nachdem er sie
aufgegessen hatte, merkte er, dass er noch immer
hungrig war. Er ging in einen ansprechend aussehenden
Pub und bestellte – wie er es aus seiner
australischen Heimat gewohnt war – ein Bier und
einen Burger mit Chips. Kurz darauf kam die Kellnerin
mit einem Teller zurück, auf dem ein Hamburger
lag, neben dem sich ein Haufen Kartoffelchips
türmte.
    »Ich wollte aber Chips«, erinnerte er sie höflich. »Das sind doch Chips, Herzchen. Kartoffelchips.«
Er war von Natur aus freundlich, und die vollbusige
Frau schien trotz des Stresses auf ihre Art ganz
nett zu sein, und so entschloss er sich, bei ihr seinen
ersten Unterricht in den Besonderheiten der
amerikanischen Sprache zu nehmen. »Da, wo ich
herkomme, nennen wir diese hier Crisps.«
    »Ach was«, murmelte sie und wischte ein paar Ringe
von Bierfl aschen von seinem Tisch.
»Eigentlich war mir mehr nach solchen langen,
frittierten Kartoffelsticks. Wie heißen die denn
hier?«
    »Pommes frites, Herzchen.«
    »Richtig. Danke vielmals.«
    »Soll ich die Chips für Sie umtauschen und Ihnen
eine Portion Pommes bringen?«
    »Nein, das ist schon in Ordnung.«
    Da er seinen Leitfaden für Trinkgelder noch nicht
hatte und weil er nicht sicher sein konnte, dass die
Typen mit ihren Baseballkappen am Nebentisch
nicht vielleicht Reporter vom People Magazine
waren, steckte er der Kellnerin fünf Dollar zu. Sie
freute sich und schenkte ihm nicht nur ein breites
Lächeln, sondern gab ihm auch noch ihre private
Telefonnummer. »Falls Sie mal jemanden brauchen,
der Ihnen die Stadt zeigt, Herzchen.«
    Er bedankte sich artig. Seit er ungefähr zwanzig
war, bekam er solche und ähnliche Angebote, und
er hatte sich in diesen Fällen stets tadellos verhalten
– er würde das Stück Papier mit ihrem Namen
und ihrer Nummer selbstverständlich erst wegwerfen,
wenn er außer Sichtweite war.
    Steve verschlang seinen ersten amerikanischen
Hamburger, während er aus dem Augenwinkel die
Golfübertragung auf dem Fernseher hinter der Bar
verfolgte. Es ist gar nicht so anders als ein Samstagnachmittag
zu Hause, entschied er, nachdem
er sein Bier ausgetrunken hatte und sich auf den
Rückweg zum Hotel machte.
    Dort angekommen, machte er es sich mit einem
weiteren Bier gemütlich, das er aus seiner Minibar
genommen hatte, und fragte sich, was seine Familie
wohl von all dem halten würde. Sie schienen
so verdammt weit weg zu sein. Er dachte kurz
über die Zeitverschiebung nach und kam zu dem
Schluss, dass er sie zu Hause erreichen müsste.
    Sein Onkel nahm das Gespräch entgegen und war
so glücklich, von ihm zu hören, als wäre er bereits
seit einem Monat weg.
    »Wie behandeln sie dich, Sohn?«
    »Großartig. Ich habe ein schönes Zimmer in einem
anständigen Hotel. Mit allem Komfort.«
    »Und wie sind die Bienen?«
    Da Steve bezweifelte, dass sein Onkel plötzlich seine
Leidenschaft für Bienenkunde entdeckt hatte
und nun von Insekten sprach, sagte er: »Soweit
nicht schlecht.« Obwohl er ehrlich gesagt erst eine
amerikanische Frau getroffen hatte, die in ihm die
Lust auf mehr geweckt hatte.
    »Ein hübsches Mädchen in einem luftigen Sommerkleid
hat mich vom Flughafen abgeholt«, erzählte
er seinem Onkel.
    »Hübsch, ja?«
    »Nette Brüste. Tja, ich habe zwar bloß eine davon
in ihrer vollen Pracht gesehen, aber die war
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