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Das Attentat - 0

Das Attentat - 0

Titel: Das Attentat - 0
Autoren: Dan Abnett
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waren, als seien sie lackiert, war durchaus erträglich. Die Geräusche der nicht-menschlichen Schädel waren schwerer zu ertragen. Sie schienen zu stammeln und zu husten, wie Vögel zu zwitschern und wie Uhren zu ticken, während zergliederte Kieferteile im Staub zuckten wie verwelkte Blätter. Einmal, als Er sich ausgeruht hatte, um eine Psi-Wunde auszukurieren, hatte sich Etrodai die langen Stunden der Untätigkeit mit dem Versuch vertrieben, die Schädel in der Prozession zu zählen. Bei ungefähr zehntausend hatte er aufgegeben. Sie hatten ihn immer wieder unterbrochen, und irgendwann hatte er den Faden verloren.
    Ein leises Poltern, und die Onyxtür, so hoch wie fünf Männer und ebenso breit, glitt in das feuchte Mark ihrer Versiegelung zurück. Warme Luft seufzte durch die Öffnung. Die Knochen verstummten.
    Er kam aus Seinem unantastbaren Gemach. Das Nullfeld knisterte rings um Ihn wie Oberflächenspannung.
    »Magister«, sagte Etrodai, indem er die Klinge weiterhin in die Höhe hielt, seinen Blick jedoch respektvoll mied. »Wie lautet Euer Wille?«
    »Ich hatte eine Psi-Audienz mit dem Archon und kenne nun seine Haltung in dieser Frage. Er sagt, wenn die Neuigkeiten stimmen, soll ich meinem Herzen folgen.« Seine Stimme war spröde, aber doch musikalisch, wie die Töne einer Unheilspfeife oder eines Sonoretts, und Etrodai schämte sich in ihrer Gegenwart immer seiner eigenen, hässlichen, mechanisch erzeugten Stimme. »Und mein Herz sagt mir, wir müssen dies zu unserer ersten Pflicht vor allen anderen Belangen machen. Was ist mit den Werkzeugen?«
    »Sie sind versammelt, Magister. Auf dem Hinterdeck. Das heißt, alle, die zu versammeln ungefährlich war.«
    »Ich spreche mit ihnen und stimme sie ein«, sagte Er und zögerte dann. »Aber zuerst … zuerst werde ich diese große Wahrheit noch ein letztes Mal begutachten.«
    Etrodai war nicht überrascht. Er machte kehrt und ging durch die Prozession voran, wobei er jeden einzelnen Schädel in seinem Alkoven knirschen hörte, wenn er sich drehte, um Ihn vorbeigehen zu sehen.
    Die Prozession, dunkel wie ein Grab und nur von alten, rissigen Lichtkugeln erleuchtet, war einen Kilometer lang. Am anderen Ende drehten ziegenköpfige Sklaven die eisernen Schlüssel und schwangen die hoch aufragenden Messingtüren auf. Die Sklaven schauten die Wände an und schluchzten verängstigt, damit sie auch nicht den flüchtigsten Blick von Ihm erhaschen konnten.
    Sieben mal dreizehn Männer des Gefolges warteten im Vorzimmer unter der kuppelförmig gewölbten, vergoldeten Decke und den abblätternden Wandgemälden der Fünf Gräuel. Die Hacken ihrer schweren Stiefel knallten in einer perfekten Bewegung zusammen, als sie Haltung annahmen, und sie präsentierten ihre Waffe. Die angeflanschte Rüstung war blau-schwarz wie Etrodais, und ihre Köpfe waren unter Helmen mit breitem Nackenschutz und Visieren mit knollenförmigen insektenhaften Augengläsern verborgen.
    Mit Etrodai an der Spitze, dessen Schwert zum Dach zeigte und nun bereits so lange entblößt war, dass Blutstropfen entlang seiner gezähnten Schneide hervorquollen, ordnete sich das Gefolge ein und marschierte als Eskorte mit, den rechten Arm gebeugt und um die geschulterte Waffe gelegt, während der linke Arm frei war und an der Seite wie ein Pendel hin und her schwang. Zwei Männer rannten voraus, um im ständigen Wechsel die Türen auf ihrem Weg zu öffnen.
    Der Zugang zur Datenkrypta wurde durch einen Schutzschild versperrt, der in der Luft schillerte wie Öl auf Wasser. Er erlosch bei Seiner ersten Berührung. Jeder andere hätte daraufhin den Arm bis zum Ellbogen verloren. Das Gefolge wartete draußen, während Etrodai mit Ihm in die Krypta schritt.
    In der Datenkrypta war es kalt und düster, und Bänder eines porösen Gewebes hingen darin wie versteinerte Sehnen. In den Leisten zwischen diesen Bändern waren Wörter aus einer vorimperialen Sprache geritzt. Ein nebliges, dunstiges Licht wallte um ihre Füße.
    Die hier aufbewahrten Geheimnisse wisperten rings um sie und zischten wie Dampf oder Fett in einer Pfanne. Ihr Gemurmel war nicht so laut wie das Klappern der unzähligen Schädel in der Prozession, dafür aber beharrlicher und weitaus abstoßender. Widerliches Flüstern senkte sich über Etrodai, durchdrang die Rüstung und seinen Schädel und schlich sich in seinen Verstand, um ihm von Dingen zu erzählen, die er, sogar er, gar nicht wissen wollte.
    Die Nachricht war auf einen Sockel unweit der Mitte
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