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Das Attentat - 0

Das Attentat - 0

Titel: Das Attentat - 0
Autoren: Dan Abnett
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hier ist hergekommen, weil es ihm wichtiger war als alles andere. Sie können ihm seine Leidenschaft nicht verwehren.«
    »Er jagt den Leuten Angst ein«, sagte Karel, und einige der anderen Infardi, die bei ihnen am Uhrenschrein standen, stimmten zu. »Es könnte unschön werden.«
    Sie hatten recht. Mehrere Bußfertige in der Menge waren durch das Predigen des Mannes so in Rage geraten, dass sie damit begonnen hatten, sich zu geißeln. Das Spektakel hatte sogar die Aufmerksamkeit einiger Styliten in der Nähe erregt. Sie drehten sich auf ihren Säulenspitzen um und sahen zu, und manche riefen etwas über die Köpfe der Menge hinweg. Andere Pilgergruppen hatten ihre Uhrenschreine näher zu dem Wagen gekarrt oder getragen und richteten sie auf ihn, als könne ihn die Symbolik verstummen lassen.
    Das schien ganz im Gegenteil alles nur noch schlimmer zu machen.
    »Kurz vor Mitternacht, und dann dämmert der schlimme Tag! Feuer regnet vom Himmel, und das kostbare Blut wird vergossen!«
    »Können Sie ihn nicht zum Aufhören bewegen, Alphant?«, fragte Valmont.
    »Ich bin kein Priester«, sagte Alphant. Wie oft hatte er das schon gesagt? Er war nur ein Landarbeiter von Khan II, der die Pilgerreise hierher unternommen hatte, als die Nachricht bekannt geworden war, weil es ihm richtig vorkam. Unterwegs – und es war eine anstrengende Reise gewesen – war er irgendwie zum nominellen Anführer der Gruppe geworden, mit der er reiste. Sie wandten sich an ihn, wenn sie einen Rat brauchten, mehr denn je, seitdem sie die kalte, karge Realität der Lager erreicht hatten. Er hatte nie um diese Verantwortung gebeten.
    Natürlich hatte sie auch nie um ihre gebeten.
    Alphant hatte keine Ahnung, woher dieser jähe, ernüchternde Gedanke kam. Aber er reichte, um seine Meinung zu ändern, Karel seinen Teller und sein Brevier zu reichen und zu dem Spektakel zu gehen.
    Er hatte gerade drei Schritte gemacht, als jemand aus der Menge einen Quarzklumpen nach dem eifernden Mann warf. Er traf nicht, doch andere folgten seinem Beispiel. Einer traf den Prediger an der Stirn, der daraufhin schwankte und von der Ladefläche des Wagens fiel.
    »Verdammt!«, fluchte Alphant.
    Die Menge drehte durch. Kämpfe brachen aus, und mehr Wurfgeschosse flogen – Steine, Ampullen, Segensflaschen. Der Almosenkarren kippte mit lautem Krach um, und Leute fingen an zu kreischen.
    Alphant zog den Kopf ein und drängte sich durch die wogende Meute. Den unglücklichen Prediger würde man in diesem Chaos zerreißen, und einen Toten konnte das Lager ganz gewiss nicht brauchen. Alphant war immer noch ein starker Mann, und er stellte fest, dass er sich noch an einige der alten Techniken erinnerte. Jedenfalls reichte es, um die lautesten Randalierer auf seinem Weg in die Schranken zu verweisen. Nichts allzu Bösartiges, nur hier und da ein kleiner Druck auf einen Nervenknoten.
    Er erreichte den umgestürzten Karren und blieb stehen, um drei schreiende Infardi daran zu hindern, einen der Almosenverteiler zu erwürgen. Dann hielt er nach dem Prediger Ausschau, der all das ausgelöst hatte.
    Und sah etwas Erstaunliches.
    Der Prediger saß auf dem harten Boden, beide Hände an die Stirn gepresst. Blut sickerte durch seine Finger, befleckte seine Gewänder und hinterließ dunkle Flecken im Staub. Er war nicht in der Verfassung, sich zu schützen.
    Doch niemand rührte ihn an. Ein Mädchen, jung, nicht älter als achtzehn, stand vor ihm. Das hagere, blasse Gesicht schaute zuversichtlich, der Ausdruck in den grünen Augen war weich. Die junge Frau hatte eine Hand ausgestreckt, die Handfläche nach vorn, um sich den Tumult vom Leib zu halten. Jedes Mal, wenn etwas davon in ihre Richtung wogte, bewegte sie die Hand in diese Richtung, und dann wichen die Leute zurück. Auf diese Weise wahrte sie einen kleinen Kreis der Ruhe rings um den Prediger und hielt eine Menge in Schach, die es nach seinem Blut gelüstete.
    Er ging zu ihr. Sie sah ihn an, richtete jedoch nicht die Hand gegen ihn, als erkenne sie seine friedlichen Absichten.
    »Brauchst du Hilfe?«, fragte Alphant.
    »Dieser Mann braucht welche«, sagte sie. Ihre Stimme war dünn, aber er hörte sie dennoch über den Lärm hinweg. Er kauerte sich neben sie und untersuchte die Wunde des Predigers. Sie war tief und verschmutzt. Er riss einen Streifen von seinem Hemd ab und benetzte ihn mit Wasser aus seiner Ampulle, ohne auch nur einen Gedanken an die Kosten zu verschwenden. Heilte es nicht angeblich alle Wunden?
    »Ein
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