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Das abartige Artefakt

Das abartige Artefakt

Titel: Das abartige Artefakt
Autoren: Christian von Aster
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Lehmstich warnen, um einen Meisterdieb in den Kerker zu bringen. Und dann werden wir etwas Hilfe benötigen, um ihn dort wieder herauszuholen.“
    Der Höchste der Hohen rang die Hände, und nun waren es Tränen der Dankbarkeit, die ihm in die Augen traten. Er hatte die Worte des Steins vernommen, auch wenn er sie nicht verstanden hatte. Doch ungleich wichtiger war, dass der Stein das Mantra gesprochen hatte! Das Marmorne Mantra. Die einzigen überlieferten Worte des Ewigen Schmieds, des ältesten aller zwergischen Ahnherren.
    Die Götter waren zurückgekehrt.
    Und sie sprachen zu ihm!
     
     
     

KAPITEL 1
     
     
     
    IN DEM EINIGE STEINSCHLINGER DEN GEIST AUFGEBEN, ALLES ETWAS TEURER WIRD ALS ERWARTET UND AUSSERDEM EIN PAAR FALLEN AUSGETRICKST WERDEN
     
    Bragk Nattergriff drehte den Kopf und warf einen Blick auf die kleine Sanduhr, die in einem Metallgestell an seinem Handschuh hing. Während die letzten Körnchen durch die Verengung in ihrer Mitte rieselten, hielt er den Atem an und drückte sich, nur von vier Steinschlingern gehalten, enger an die kalte Decke des Ganges. Die Mäuler der augenlosen Käfer hafteten fest am Fels.
    Dann, genau in dem Moment, als die Sanduhr abgelaufen war, tauchten unter ihm zwei bewaffnete Zwerge auf. Sie durchschritten den Gang und verschwanden wenig später hinter der nächsten Biegung, ohne ihn bemerkt zu haben.
    Der Meisterdieb atmete auf und drehte die Sanduhr um. Die Wachen waren Mitglieder der freiwilligen Felswehr. Seit die Stählerne Garde, ihre ehrenvollen und ruhmreichen Vorgänger, im Zuge einer heimtückischen Verschwörung ausnahmslos ums Leben gekommen war, hatte sich einiges geändert. Nun patrouillierte die freiwillige Felswehr in den Gängen des Ehernen Imperiums. Die neue Leibgarde des Großen Verwalters. Verbissene Zwerge, Angehörige aller ehrbaren Stämme, bereit, alles zu tun, um jede erdenkliche Bedrohung vom Ehernen Imperium und seinem Herrn abzuwenden. Zumindest theoretisch. Sie waren auf der Suche nach Möglichkeiten, um sich zu beweisen. Und da wäre ihnen ein diebischer Zwerg gerade recht gekommen.
    Es würde nicht leicht werden, sie zu umgehen.
    Unter den Stählernen Garden hatte Nattergriff Helfer gehabt. Er hatte sein erbeutetes Gold stets vorausschauend angelegt und jahrelang Informanten, Schlüsselschmiede und Wachtposten gleichermaßen gut bezahlt. Hier ein paar Kiesel Gold, dort ein Fässchen Feiertagsbier. Am Ende hatte mehr als die Hälfte der Gardisten in seiner Schuld gestanden. Ohne dass sie voneinander gewusst hätten. Und dann, mit einem Schlag, war alles vorbei gewesen. Mit einem Schlag waren sie alle in die Hohe Höhle eingezogen { * } , um dort fortan ihr Bier mit den Göttern zu trinken { ** } .
    Kürzlich hatte er noch einmal nachgerechnet, was ihn dieser Spaß über die Jahre gekostet hatte. Das Ergebnis war alles andere als vergnüglich gewesen. Vor allem für einen Zwerg, der es gewohnt war, Kosten und Nutzen gegeneinander abzuwägen.
    Er hatte geflucht. Laut und viel. Und schließlich war er zu einem Schluss gekommen: Wenn er selbst einmal den Weg alles Zwergischen beschritt und in die Hohe Höhle einging, dann würde er bei den Stählernen Garden jeden Gefallen einfordern, den er ihnen einmal getan hatte. Mit Zins und Zinseszins. In welcher Währung auch immer.
    Inzwischen hatte Nattergriff sich wieder auf seine eigentlichen Fähigkeiten besonnen. Denn im Leben eines Meisterdiebes war Bestechung allenfalls das Gewürz in der Pilzsuppe.
    Das eherne Stemmeisen der Bestechung hatte ihm so viele Türen und Truhen geöffnet, dass er darüber beinahe die Handhabung seiner Nachschlüssel verlernt hatte. Dabei dauerte es verdammt lange, bis man eine Schlüsselschrecke so weit trainiert hatte, dass sie mit ihren Beinchen ein Schloss zu knacken vermochte. Aber als er sie jetzt, nach langer Zeit, wieder einmal hervorgeholt hatte, war die Hälfte seiner Schlüsselschrecken verhungert gewesen, und die restlichen hatten versucht, ihn zu beißen.
    Vielleicht war es gut, dass er sich wieder einmal auf seine Fingerfertigkeit verlassen musste. Denn tatsächlich war er sogar ein wenig fett geworden. Einige seiner meisterhaften Verkleidungen waren ihm inzwischen zu eng geworden, und das Kissen, das er für das Kostüm Fetter Zwerg gebraucht hatte, musste bloß noch halb so groß sein. Den Rest übernahm sein eigener Bauch.
    Zumindest sein Felsnesselumhang passte noch. Der grobe Stoff war im Zwielicht der Gänge die bestmögliche Tarnung. Er wirkte
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