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Das abartige Artefakt

Das abartige Artefakt

Titel: Das abartige Artefakt
Autoren: Christian von Aster
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alle in einem Topf landen.“
    Sie machten sich zusammen an die Arbeit. Tatsächlich erwiesen sich die Ösen, in denen der Altar steckte, als beweglich, sodass er selbst dann aufrecht blieb, als sie die Kolosse zu Boden legten und mit vereinten Kräften mühsam zum Rand der Felszunge schoben.
    Als sie die kupfernen Ungetüme genauer untersuchten, entdeckten sie wenig später, dass sie deren Beine abmontieren und im Magma als Ruder benutzen konnten.
    Eilig befreiten sie die Tiere aus den Waffen. Die Käfer und Spinnen krabbelten hastig davon, während die Drachen verschreckt in die Höhe flogen. Und dann war es so weit: Drei kupferne Kolosse, mit dem goldenen Altar und dem abartigen Artefakt in ihrer Mitte, lagen am Ufer des brodelnden Magmasees, bereit, den Schicksalszwerg und die beiden Wirrbärte in eine andere Welt hinüberzubringen.
    Wegen des fehlenden vierten Kolosses war das Ganze allerdings immer noch eine recht wackelige Angelegenheit. Die sieben Zwerge mussten sich gut verteilen, damit das seltsame Floß nicht kenterte, sobald es ablegte und in der Glut des Magmas in See stach.
    Der Hohepriester und Fazzgadt hielten den Schrauber und Glimmboldt fest. Blechboldt und Nattergriff standen an den Rudern. Seinem geschienten Arm zum Trotz war der Ferkelbändiger immer noch eine bessere Wahl als ein Tausendjähriger, ein Blinder oder einer der beiden Dünnbärte.
    Sie versicherten sich mit einem kurzen Blick, dass alle bereit waren, und stießen sich dann vom Ufer ab.
    Langsam trieben sie in die glühende Weite hinaus.
    Unter ihnen brodelte es, das Atmen fiel ihnen in der Hitze schwer.
    Immer wieder fingen ihre Bärte von fliegenden Funken Feuer, sodass sie sie hastig mit den Händen löschen mussten.
    Die Kolosse aber hielten der Hitze stand.
    Obwohl die Lederriemen und nichtmetallenen Vorrichtungen in ihrem Inneren langsam verbrannten und die kupferne Oberfläche ganz allmählich unerträglich heiß wurde.
    Doch die sieben Zwerge ließen sich nicht beirren.
    Entschlossen tauchten Fazzgadt und Blechboldt die Ruder in das Magma und trieben das Floß voran.
    Der Höchste zog den Stein hervor und wog ihn in der Hand. Man sah ihm an, dass er einen Moment lang überlegte, den Stein, der an allem schuld war, einfach dem Magma zu überantworten. Letzten Endes entschied er sich jedoch dagegen und ließ ihn zurück in seine Tasche gleiten.
    Die Gefährten warfen noch einen letzten Blick auf das Ufer, den Eingang des gemeinen Ganges und die schwelenden Reste der Fallen.
    Sie empfanden eine eigentümliche Form des Triumphs, der sich nicht wie ein Sieg anfühlte…
    Sie hatten das Gedächtnis des Hohepriesters verloren und den Willen eines verlogenen Steins erfüllt, hatten das Undenkbare vollbracht und noch Hunderte Jahre nach seinem Tod den Genius eines zwergischen Erfinders erkannt. Darüber hinaus besaßen sie nun das abartige Artefakt, mit dem jedoch keiner von ihnen etwas anzufangen wusste. Und ob die Götter irgendetwas damit zu tun hatten, wusste keiner von ihnen. Aber das war inzwischen auch egal. Obwohl die meisten von ihnen in ein friedliches Leben hatten zurückkehren wollen, standen sie nun im Begriff, das Eherne Imperium zu verlassen und nicht mehr länger Zwerge unter Zwergen zu sein.
    Und der Schicksalszwerg träumte von dem, was sein würde. Von Erzferkeln, Drachen, ehrlichen Göttern und einer Welt ohne Prophezeiungen. Für die Gefährten war es das Ende der Welt, wie sie sie gekannt hatten. Doch zugleich war es auch der Beginn einer neuen, die irgendwo am anderen Ufer des Magmasees liegen musste.
    Und in dieser Gewissheit wurden Eisenbart, Blechboldt, Flammrank, der einstmals Höchste der Hohen, Glimmboldt, der Schrauber und der Meisterdieb mit glühenden Hinterteilen und glimmenden Bärten von der rot schimmernden Dunkelheit verschluckt…
     

     
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