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Das abartige Artefakt

Das abartige Artefakt

Titel: Das abartige Artefakt
Autoren: Christian von Aster
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durchdrungene Schlaf ihn mit samtener Schaufel vom Boden heben konnte, glaubte er plötzlich eine leise Stimme zu vernehmen.
    „Na, das wurde ja auch Zeit, verdammte Axt noch eins!“
    Ohne die Augen zu öffnen, runzelte der Priester die Stirn. Gesehen hatte er während seiner Pfeifenstunden inzwischen so ziemlich alles. Tanzende Felsen, schwimmende Steine, sogar fliegende Käferlederkissen. Akustische Halluzinationen aber waren etwas Neues. Die Stimme räusperte sich.
    „Mach die Augen auf, Alter! Denn wenn du mich für eine Halluzination hältst, dann muss ich womöglich noch mal hundert Jahre warten! War schwer genug, bis hierher zu kommen. Jetzt versau es nicht!“
    Verstört öffnete der Höchste der Hohen seine schweren Lider und blinzelte ins Zwielicht der Höhle. Leise summten die Käferleuchten an der Wand. In ihrem sanften grünen Licht konnte er nichts erkennen. Gerade wollte er die Augen wieder schließen, als die Stimme von Neuem ertönte.
    „Hervorragend. Das ist doch mal ein Anfang. Nun steh auf und komm her, Alter. Muss ja nicht jeder wissen, was wir zu bereden haben. Eins sag ich dir, wenn du jetzt einschläfst, dann werde ich echt sauer!“
    Der Höchste erhob sich vorsichtig. Ungläubig blickte er sich um. Sein Gedächtnis hockte auf seinem angestammten Platz in der Ecke, wo es sich alle bedeutsamen Ereignisse der vorangegangenen Schicht einprägte, die der Höchste sich würde merken müssen.
    Der Alte musterte sein Gedächtnis eingehend. Aber es schien nichts gehört zu haben. Konnte es tatsächlich sein, dass nur er diese Stimme zu hören vermochte?
    Mit zittrigen Knien stand der Priester von seinem Lager auf.
    „Hier drüben. Ach verdammt, es hätte doch weniger Bleichbrand sein sollen. Wenn du jetzt umkippst, bekommst du Ärger, das kannst du mir glauben!“
    Der Ursprung der Stimme befand sich direkt vor ihm.
    Aber da war nichts. Er sah nur die massive, marmorne Ablage seines Zeremoniengewandes. Darüber hing, an einem eisernen Haken, so wie er ihn dorthin gehängt hatte, sein Zeremonienhelm, den er jedoch nur undeutlich erkennen konnte. Er rieb sich die Augen, um besser sehen zu können, doch die Stimme kam von anderswoher.
    „Hallo? Hier, direkt vor dir. Jetzt mach die Augen auf, du bröselblöder Weichbart! Oh, verdammt, bist du zugedröhnt, schau dir bloß mal deine Pupillen an…“
    Und dann sah er es.
    Oder besser gesagt, ihn.
    Einen unscheinbaren, viereckigen roten Stein mit eigentümlich rauer Oberfläche, der sich in der Kapuze seines Zeremonienumhangs befand. Verwundert beugte sich der Hohepriester darüber.
    „Nun schau nicht so. Ich weiß, ich bin bloß ein Stein. Für mehr hat es eben nicht gereicht. War auch so schon schwer genug. Aber ich habe dich ja trotzdem gefunden. Also, hör mir zu, denn wenn dein Rausch verfliegt, wirst du mich gar nicht mehr verstehen…“
    Einen Moment lang betrachtete der Höchste der Hohen den steinernen Würfel ungläubig. Dann schaute er noch einmal zu seinem Lager hinüber, um sich zu vergewissern, dass all das kein Irrtum war und er nicht vielleicht doch noch dort lag.
    Das war jedoch nicht der Fall, weshalb er sich schließlich dazu durchrang, den Stein anzusprechen.
    „Wer… wer bist du?“
    Der Stein stöhnte leise auf.
    „Zwerg, wir haben keine Zeit für so etwas. Ich bin das, was war und was sein wird. Ich bin die Essenz des Steines und der Felsen, jener, der über dem steht, der über allen steht. Ich bin das Sein und das Werden, der Hammer, der Amboss und die Wahrheit. Fertig.“
    Ein eisiger Schauer lief dem Höchsten der Hohen über seinen haarigen Rücken. Innerlich frohlockte er. Die bunten Schleier des Rauschkrauts rissen auf und machten einer klaren Gewissheit Platz. Einer wohligen, wahrhaftigen Gewissheit. Denn die Worte des Steins waren eindeutig. Es war das Marmorne Mantra gewesen!
    Und das ließ nur einen Schluss zu…
    Er sprach mit dem Ewigen Schmied selbst!
    Dass er den Stein verstand, konnte nur an einem liegen: dem Gottkraut! Es war das Einzige, was heute anders war als sonst.
    Das Einzige, was diese Pfeife von zahllosen vorangegangenen unterschied. Er musste so viel wie möglich davon beschaffen. Denn wenn es ihn tatsächlich mit dem Ewigen Schmied sprechen ließ… Der Stein wurde ungeduldig.
    „Reicht das? Können wir endlich anfangen?“
    Zitternd sank der Priester vor dem Stein auf die Knie, während dieser fortfuhr: „Gut. Als Erstes brauchen wir eine Prise Fieskies. Dann müssen wir einen Zwerg namens
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