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Darkover 25 - Der Sohn des Verraeters

Titel: Darkover 25 - Der Sohn des Verraeters
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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reden, dass sie überhaupt abgeholt wurden, aber Marguerida war klar, dass ihre Informationen bestenfalls bruchstückhaft waren.
Die Rampen verschwanden wieder im schwarzen Schiffsrumpf, und minutenlang war keinerlei Aktivität erkennbar.
Der Himmel verdüsterte sich, und ein paar Schneeflocken begannen zu fallen. Die kleine Gruppe wartete. Dann umgab ein blendender Lichtschein den Raumkreuzer, und er hob ebenso schnell ab, wie er gelandet war, als wäre er gewichtslos, obwohl er viele Tonnen wog. Wie ein Lichtschwert stieg er auf, bis er durch die Wolken stieß und ihren Blicken entschwand.
Eine Weile sprach niemand. »So, die sehen wir nicht wieder«, verkündete Rhodri dann fröhlich.
Marguerida sah ihren rothaarigen jüngeren Sohn an, froh, dass selbst die folgenschwersten Ereignisse seiner permanenten Begeisterung für alle möglichen Dinge nichts anhaben konnten. Wenigstens ihn durfte sie noch bemuttern, jetzt da Domenic bei Istvana Ridenow in Neskaya war.
»Das bezweifle ich, Rhodri«, erwiderte Mikhail, so ernst er konnte. Unwillkürlich hatte ihn die gute Laune seines zweiten Sohnes angesteckt.
»Aber haben wir sie denn nicht rausgeschmissen?«, ließ der Junge nicht locker.
»Eigentlich nicht – für ihre Abreise gab es vielerlei Gründe. Und es bedeutet nicht, dass sie nie mehr zurückkommen, mein Sohn.« »Ich glaube, du siehst einfach schwarz, Vater. Du bist schon die ganze Zeit so trübsinnig, seit du wieder da bist. Sie sind bestimmt für immer fort.« Mikhail sah Marguerida über Rhodris Kopf hinweg an und runzelte fragend die Stirn. Sie verstand, was er meinte, und wünschte, sie hätte eine Antwort. Sie hatte weder jetzt eine plötzliche Vision von der Zukunft, noch war sie seit ihrer Rückkehr von einer heimgesucht worden. Das hatte nichts zu bedeuten – die Föderation oder eine andere Macht konnte auch nach ihrem Tod wiederkommen. Es war kein tröstlicher Gedanke, dass sie und Mikhail das Problem möglicherweise ihren Kindern hinterlassen mussten.
Marguerida machte kehrt und ging auf die Tür zu, die zurück in die Wärme der Burg führte. »Ich hoffe, du hast Recht, Rhodri«, sagte sie.
»Natürlich hab ich Recht. Warum sollten sie wegfliegen, wenn sie nur umdrehen und wiederkommen wollen?« »Das weiß ich nicht – aber vergiss nicht, dass die Föderation jederzeit in der Lage ist wiederzukommen, wenn sie es will, und wir dürfen nichts voraussetzen.« »Na, ich hoffe jedenfalls, sie kommen nicht mehr, weil es schlechte Menschen sind, wie dieser Belfontaine.« »Sie sind nicht alle schlecht«, beharrte Mikhail. Dann zuckte er nur die Achseln, weil es unmöglich war, einem Dreizehnjährigen die komplexen Zusammenhänge interstellarer Politik zu erklären.
»Und wenn sie kommen, dann kannst du sie einfach …« »Nein, Rhodri!« »Aber warum denn nicht, Vater! Oder gehört das zu den Dingen, die ich erst verstehe, wenn ich älter bin? Ich hab es so satt, dass …« »Ja, mein Sohn«, mischte sich Marguerida ein. »Du hast es satt, gesagt zu bekommen, dass du etwas nicht verstehst. Und ich habe es satt, mir deine Beschwerden darüber anzuhören. Und jetzt lasst uns etwas essen.« Sie spürte Mikhail hinter sich und drehte sich zu ihm um. Er nahm sie in die Arme, ihre kalten Wangen berührten sich.
Dann sahen sie ohne ein Wort oder einen Gedanken durch die geöffnete Tür nach draußen zu den verlassenen Gebäuden am anderen Ende der Stadt. »Was glaubst du wirklich, Caria?« »Dass die Geschichte noch nicht zu Ende ist.« »Wieso?« »Ich glaube, solange es die technischen Voraussetzungen für Sternenreisen gibt, besteht immer die Möglichkeit, dass Besucher kommen, Mik. Und auch wenn die paar Informationen von Grayson zutreffen und die Föderation zu Bruch geht – sie wird es nicht ewig bleiben.« »Du hörst dich an wie dein Vater.« »Ich weiß. Eines Tages wird wieder jemand von den Sternen nach Darkover kommen – das ist so unvermeidlich wie Schnee im Winter. Aber damit müssen wir uns vorerst nicht beschäftigen.« Marguerida schmiegte sich an ihn und legte den Kopf an seine Schulter. Sie fühlte den düsteren Grundton seiner Gedanken und wünschte, sie wüsste eine Möglichkeit, ihn aufzuheitern. Aber nur die Zeit konnte ihrer beider Schmerz lindern. Mikhail schloss die Tür zum Dach. Dann drehten sie sich um und gingen Hand in Hand, Schulter an Schulter die Treppe hinab. Zuletzt sagte er. »Wenn dieser Tag kommt, werden wir uns ihm stellen – und keinen Augenblick früher.«
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