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Darkover 25 - Der Sohn des Verraeters

Titel: Darkover 25 - Der Sohn des Verraeters
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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befremden, um mein Freund zu werden, und seit jener Zeit waren wir zusammen. Diese Erinnerung soll meinen Kummer lindern.« Nach einem Augenblick des Schweigens trat Mikhail vor.
»Als Regis mich adoptierte, war ich jung, ein halber Säugling noch, und ich erinnere mich, dass er mich während der ersten Jahre wie ein beliebiges Kind behandelt hat. Als ich älter wurde, verbrachte er mehr Zeit mit mir und sprach mit mir. Ich weiß, dass er als junger Mann über Darkover hinaus hatte reisen wollen, aber er gab diesen Traum auf, um seine Pflicht gegenüber Darkover und uns allen zu erfüllen. Diese Erinnerung soll meinen Kummer lindern.« Als Nächster sprach Herm Aldaran. »Ich hatte nie die Ehre, Dom Regis kennen zu lernen, aber er entsandte mich in die Abgeordnetenkammer, obwohl ihm die Taten meines Vaters allen Grund gaben, einem Mitglied unserer Familie zu misstrauen. Dadurch ermöglichte er es mir, sowohl Darkover zu dienen als auch meinen Traum von Reisen im Weltraum zu erfüllen. Ich verdanke ihm auch meine geliebte Frau und unsere Kinder. Diese Erinnerung soll meinen Kummer lindern.« Der junge Donal Alar, Mikhails Friedensmann, sprach nun.
»Ich habe wenig von Dom Regis gesehen. Doch in all den Jahren habe ich nie gehört, dass er etwas Unehrenhaftes tat oder ein böses Wort sagte. Diese Erinnerung soll meinen Kummer lindern.« Das ist nicht recht, dachte Mikhail. Lew müsste hier sein, Linnea und Javanne … er war ihr Bruder. Es sollten mehr Leute von Regis erzählen. Hermes ist nicht der Einzige hier, der ihn nicht einmal persönlich kannte. Marguerida blickte sich hilflos um. Mikhail überlegte, ob sie ein Echo seiner Gedanken aufgeschnappt hatte oder ob sie das Gleiche dachte. Er griff nach ihrer Hand und drückte sie aufmunternd. »Regis war immer gütig zu mir«, sagte sie.
»Mehr noch, er war freundlich. Ich glaube nicht, dass er wirklich damit einverstanden war, dass Mikhail mich geheiratet hat, aber er hat mich dennoch behandelt wie eine Tochter. Diese Erinnerung soll meinen Kummer lindern.« Mikhail wartete, bis deutlich wurde, dass niemand mehr etwas sagen wollte. Dann trat er wieder vor, hob eine Hand voll Erde auf und warf sie ruhig in das Grab. Mit ihm begannen die übrigen Männer das Grab mit der losen Erde des Aushubs zu füllen. Sie beendeten die Aufgabe schweigend, und dieses Schweigen hielt auch noch an, als sie ihre Pferde einsammelten und den Rückweg nach Thendara antraten.
    Epilog
    Tage und Wochen waren vergangen. Der Herbst war verblasst, und der Winter hatte Darkover in seinen eisigen Griff genommen. An einem kalten Morgen standen Marguerida und Mikhail zusammen mit ihrem Sohn Rhodri auf der Brustwehr von Burg Comyn, an einer Stelle, die man vom Schnee geräumt hatte. Die Kälte von den blank gefegten Steinen kroch in Margueridas Stiefel und unter die vielen Flanellunterröcke, die sie trug. Sie achtete jedoch kaum auf die Unannehmlichkeit und zog nur den schweren Umhang fester um ihren Körper. Thendara lag in eine weiße Decke gehüllt zu ihren Füßen und glitzerte im trüben Sonnenlicht, das durch die Wolken drang, aber sie hatte keine Augen für die Stadt.
    Marguerida blickte angestrengt zu dem Gebäudekomplex, den sie gerade noch mit bloßem Auge erkennen konnte. Undeutlich machte sie die hässlichen, rechteckigen Bauten des Hauptquartiers aus, in dem die Föderation hundert Jahre lang ihre Präsenz auf Darkover aufrechterhalten hatte. Die ausgedehnten Flächen des Rollfelds neben den Gebäuden waren mit Schnee bedeckt, und falls sich dort Leute bewegten, waren sie zu weit entfernt, als dass man sie ohne Fernglas sehen konnte.
    Das eine, das sie besaßen, wurde rücksichtslos von Rhodri mit Beschlag belegt, der so aufgeregt war, als handelte es sich hier um eine wundervolle Veranstaltung und nicht um ein schwieriges und kompliziertes Ereignis. Der Junge war einfach unbezähmbar.
    Noch tat sich nichts, und Marguerida ließ ihre Konzentration sinken. Sie dachte daran, was seit ihrer Rückkehr nach Thendara vor vierzig Tagen geschehen war. Damals war sie erleichtert gewesen, dass alles vorbei war, und voller Trauer über den Tribut an Menschenleben, sie war durch und durch erschöpft und niedergeschlagen gewesen. Essen und Schlaf hatten sie körperlich wiederhergestellt, aber wie Mikhail war sie in einer mutlosen Stimmung verharrt. Marguerida konnte nur hoffen, dass sie nach dem endgültigen Abzug der Föderation wieder anfingen, sie selbst zu werden. Tief in ihrem Herzen wusste
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