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Darkover 25 - Der Sohn des Verraeters

Titel: Darkover 25 - Der Sohn des Verraeters
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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vergessen, was ihm seit seinem verstohlenen Abschied aus der Burg widerfahren war.
Ein Teil von ihm war froh, dass er das Komplott gegen seinen Vater entdeckt hatte, aber ein anderer Teil wünschte aufrichtig, er wäre seiner Rolle als gehorsamer Sohn treu und zu Hause geblieben. Domenic wusste, er hatte alles richtig gemacht. Er hatte in einer kniffligen Situation kühlen Kopf bewahrt, das Leben seines Vaters gerettet, und er war nun ein Mann. Dennoch war ihm erbärmlich zu Mute, und das nicht nur, weil er einen Menschen getötet hatte. Am Abend zuvor hatte er angenommen, es ginge ihm nur deswegen so schlecht, aber als er nun die Bäume am Straßenrand betrachtete, wurde ihm klar, dass ihn sehr viel mehr quälte als der Mord.
Aber was? Ein hartnäckiger Gedanke versuchte sich aus den Tiefen seines Bewusstseins nach oben zu arbeiten, und nach einer Weile erkannte Domenic, dass er sich große Mühe gab, ihm aus dem Weg zu gehen – dass er ihn mit aller Kraft, die er aufbrachte, niederhielt. Welcher Gedanke konnte ihm solche Seelenqual verursachen?
Dann plötzlich, als hätte er allein dadurch kapituliert, dass er sich die Frage stellte, dämmerte ihm die Erkenntnis: Er sträubte sich gegen das Leben, das vor ihm lag – die Rückkehr nach Thendara, eine Existenz auf Burg Comyn und die Bereitschaft, jahrzehntelang zu warten, bis er die Position seines Vaters einnehmen würde. So innig er seine Eltern liebte, die Vorstellung, eine scheinbare Ewigkeit lang jeden Tag mit ihnen zu verbringen, war unerträglich. Aber er musste seine Pflichten erfüllen, oder etwa nicht?
Es handelte sich nicht um eine plötzliche Rebellion. Er versuchte seit Monaten einen Weg aus dem Gefängnis zu finden, zu dem Burg Comyn für ihn geworden war. Seit er begonnen hatte, die Stimme der Welt zu hören, hatte er woanders sein wollen, an einem Ort, wo es sehr ruhig war, vielleicht, ohne das unablässige Gezänk des einzigen Zuhauses, das er kannte.
    Aber Mikhail würde ihm sicher nie erlauben, wegzugehen. Domenics Brust schmerzte, und er merkte, dass er den Atem anhielt. Er öffnete seine Lungen und sog die frische, saubere Luft ein, beinahe keuchend. Marguerida sah ihn fragend an, sagte aber nichts. Stattdessen wartete sie wie so oft darauf, dass er ihr von sich aus erzählte, was los war.
Er überlegte fieberhaft, wo er beginnen sollte, damit er sich nicht wie ein quengelndes Kind anhören würde. Aber leider stürmten seine Gedanken in alle möglichen Richtungen davon, die untereinander keine Beziehung zu haben schienen, und er war verwirrt wie noch nie in seinem Leben. Was tat er was erwartete man von ihm? Pflicht stritt gegen Verlangen, dass die Schlacht vom Vortag beinahe harmlos dagegen wirkte. Und dann wusste er plötzlich, als hätte es nie irgendwelche Zweifel gegeben, dass ihm die Entscheidung über seine Zukunft niemand abnehmen konnte. Zwischen zwei Atemzügen wechselte Domenic von Unsicherheit zu Gewissheit, und das bedrückende Gewicht, das ihn gequält hatte, verschwand, als hätte es nie existiert.
Er musste herausfinden, warum er das Herz der Welt brennen hörte, warum sich sein Laran von dem aller anderen so unterschied. Alles war so einfach – warum hatte er es nicht schon früher begriffen? Es spielte keine Rolle, dass er der Erbe war, dass er Pflichten und Verpflichtungen gegenüber seinem Vater hatte. Er hatte eine weitaus größere Pflicht gegenüber dem gesamten Planeten zu erfüllen.
Überraschend fühlte er ein Lachen in der Brust aufsteigen.
Welche Eitelkeit! Er war im Grunde noch ein Junge, und es stand ihm nicht zu, auch nur daran zu denken, seine Verpflichtungen gegen eine Hütte im Wald einzutauschen. Das war lächerlich! Und doch … und doch …
Nein, kein Zufluchtsort in den Wäldern, das war nichts für ihn. Er würde den Winter nicht aus eigener Kraft überleben, da machte er sich nichts vor. Aber es musste einen Ort geben, wo er das Durcheinander in seinem Kopf und seinem Herzen klären konnte, wo er sich nicht ständig nach seiner ungestümen Base Alanna sehnte und nicht der Wut seiner Großmutter ausgesetzt war. Doch wo war dieser Ort?
Domenic runzelte kurz die Stirn. Dann glätteten sich seine Züge, und wiederum lag die Antwort auf der Hand. Es gab einen Ort, wo er lernen und nachdenken konnte, und er ärgerte sich, dass er nicht früher daran gedacht hatte. Er würde nach Neskaya gehen, denn wenn ihm jemand helfen konnte, dieses Rätsel zu lösen, dann war es Istvana Ridenow. Aber wie sollte er die
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