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DARK TRIUMPH - Die Tochter des Verräters

DARK TRIUMPH - Die Tochter des Verräters

Titel: DARK TRIUMPH - Die Tochter des Verräters
Autoren: R.L. LaFevers
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Julians Stimme schallt durch die Halle.
    D’Albret richtet seine kalten, ausdruckslosen Augen auf Julian. »Ich werde meine Rache üben, wie es mir gefällt.«
    »Nein, gnädiger Herr«, wiederholt Julian.
    D’Albret neigt den Kopf zur Seite und mustert seinen Sohn. »Du kannst es nicht ertragen, wenn andere sie berühren, hm?«
    »Das ist es nicht.«
    »Willst du sie für dich haben? Wenn du mir Erben mit dem Blut des Todes in ihren Adern zeugst, würde ich dir vieles verzeihen.«
    Ich halte den Atem an und frage mich, ob Julian annehmen wird, was unser Vater ihm anbietet. »Nein«, sagt er und sieht dabei nicht d’Albret an, sondern mich. Als unsere Blicke sich quer durch den Raum treffen, weiß ich, dass er seine Entscheidung gefällt hat – er hat sich dafür entschieden, mein Bruder zu sein statt mein Geliebter, und ein stilles Glück erfüllt mich. Wir waren immer am stärksten, wenn wir uns gemeinsam unseren Peinigern gestellt haben. Aber im nächsten Moment versiegt mein Glück, als ich sehe, was diese Entscheidung ihn kosten wird. Ein Mal hat begonnen, sich auf seiner Stirn zu formen.
    »Warte, Julian.« Ich will auf ihn zugehen, aber de Lur reißt mich zurück.
    Julian tritt von d’Albret weg und stellt sich vor mich, bis wir nur eine Handspanne voneinander entfernt stehen. »Erinnerst du dich, wie es war, als wir Kinder waren und du Angst vor der Dunkelheit hattest? Erinnerst du dich daran, was ich dir versprochen habe?«
    »Ja.« Meine Kehle ist so zugeschnürt von Trauer, dass das Wort nur geflüstert herauskommt. Er hat mir versprochen, dass er, wenn er erwachsen wäre, all die Ungeheuer erschlagen würde.
    »Es war mir ernst damit. Ich bedauere nur, dass ich es nicht früher getan habe.«
    »Wenn du das tust, wirst du sterben.«
    Sein Mund verzieht sich zu einem sehnsüchtigen Lächeln, das mir beinahe das Herz bricht. »Ich fürchte, dass ein Teil von mir – der beste Teil – seit Jahren tot ist.« Er drückt mir einen schnellen Kuss auf die Stirn – den Kuss eines älteren Bruders –, dann tritt er zurück und wendet sich d’Albret zu.
    »Bist du wahrhaft bereit, für sie zu sterben, Junge?«
    Als Antwort zückt Julian sein Schwert. Er ist ein exzellenter Schwertkämpfer, aber er besitzt weder die rücksichtslose Geschicklichkeit noch die Grausamkeit, die d’Albret zu eigen ist. Ich kann nicht glauben, dass ich hilflos hier stehen und zusehen muss, wie die eine Person, die mich am längsten geliebt hat, jetzt für diese Liebe stirbt. Dies könnte von Anfang an d’Albrets Absicht gewesen sein, denn sicher weiß er, dass es die quälendste Bestrafung ist, die er ersinnen könnte, wenn er mich dazu zwingt zuzusehen, wie Julian bei dem Versuch stirbt, mich zu verteidigen.
    Ein Klirren von Stahl wird laut, als d’Albret sein Schwert zückt, und Hauptmann de Lur zieht mich aus dem Kreis, den die anderen Männer gebildet haben. Im ganzen Raum wird es still. Dann rückt Julian mit einer schnellen Abfolge von Hieben näher, aber d’Albret kontert mit einem brutalen Stoß, der Julian zwingt zurückzuspringen, um nicht aufgespießt zu werden.
    Während sie einander argwöhnisch beäugen, spanne ich die Handgelenke an, um zu versuchen, meine Finger in Reichweite des Knotens zu bringen, aber ich schaffe es nicht. Ich wende den Blick dem Raum zu, all den harten und mitleidlosen Gesichtern.
    Die Bestie wird kommen.
    Aber er wird zu spät kommen.
    Die Menge murmelt anerkennend, und ich schaue wieder zu den kämpfenden Männern hinüber, gerade rechtzeitig, um zu sehen, wie d’Albret zwei schnelle Hiebe platziert, einen auf jeder Seite von Julians Kopf. In dem Moment keimt in mir der Verdacht auf, dass d’Albret nur mit Julian spielt und gar nicht vorhat, ihn zu töten. Oder zumindest noch nicht.
    Julian ist gerade lange genug desorientiert, dass d’Albret hinter seine Verteidigung dringen kann und einen bösartigen Stoß zwischen seine Rippen führt. Ich beiße auf meine geschwollene Lippe, um nicht aufzuschreien, weil ich Angst habe, dass es Julian nur umso mehr ablenken würde. Er krümmt sich zusammen und verzieht schwer atmend das Gesicht vor Schmerz, während Blut durch den Schnitt auf sein Wams dringt.
    Auf die Gesichter der Männer tritt aus Freude darüber, dass Blut zu sehen ist, ein grimmiges Lächeln. Während sie von einem Fuß auf den anderen treten, spüre ich Finger an meinen gebundenen Handgelenken. Ich ziehe sie zurück, weil ich befürchte, dass einer der Soldaten beschlossen haben
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