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DARK TRIUMPH - Die Tochter des Verräters

DARK TRIUMPH - Die Tochter des Verräters

Titel: DARK TRIUMPH - Die Tochter des Verräters
Autoren: R.L. LaFevers
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sehen, die ihre irdischen Körper verlassen, sondern auch die rastlosen Geister, die verweilen. Wenn ich die Gerechtigkeit des Todes bin, muss ich in der Lage sein, ihre Geschichten zu hören.
    Ich richte meine Aufmerksamkeit auf die Lebenden und auf das Unrecht, das sie mir vielleicht zufügen wollen. Jamette ist nichts als ein Opfer, zu verängstigt, um die Gitterstäbe ihres eigenen Käfigs zu sehen. Und Madame Dinan? Sie war einst unschuldig, ist es aber jetzt nicht mehr. Sie hat sich einmal zu oft dafür entschieden, den Blick von der Wahrheit hinter d’Albrets Taten abzuwenden, und damit hat sie die Grenze von unschuldig zu schuldig überschritten.
    Und Julian? Er ist kein Kind Mortains und hat doch dieses zusätzliche Maß an Stärke geerbt, aber trotzdem hat er so vieles von dem zurückgewiesen, wozu d’Albret ihn drängte. Im Gegensatz zu Pierre, der das alles willkommen geheißen hat.
    Julian hat mir stets Freundlichkeit und Liebe angeboten, wo Pierre und d’Albret nur Grausamkeit und Schmerz zu bieten hatten. Wir haben gemeinsam so viele Gräuel überlebt, unser Leben war so voller Unrecht, dass das Zerrbild von einer Liebe, die er für mich empfand, sich beinahe richtig anfühlte. Beinahe. Und auf seine eigene Art und Weise hat Julian mich beschützt – vor Pierre.
    Ich weiß, dass Liebe notwendig ist, um das Ungeheuer zu besiegen, aber ich habe keine Ahnung, wie ich diese Liebe einsetzen kann. Ich stelle mich ihm nun im Bewusstsein von Mortains Liebe und der Liebe der Bestie und der Liebe zu meinen Schwestern, aber ich weiß nicht, wie ich das zu einer Waffe verwandeln kann, die ich gegen ihn benutzen kann.
    Ich muss jetzt auf den Heiligen vertrauen, dessen Blut in meinen Adern fließt und der einen Teil meiner eigenen, wahren Natur ausmacht. Sie ist nicht so dunkel und verdorben wie die von d’Albret, aber sie ist dunkel. Und stark. Und wird hoffentlich eine kleine Chance auf Sieg bieten. Ich muss Glauben haben, aber Glauben zu haben ist hart, so viel schwieriger, als sich der Verzweiflung hinzugeben.
    Das Knacken eines Schlüssels im Schloss lässt mich aus dem Schlaf hochfahren, und ich kann mich nur mit Mühe daran hindern, auf die Füße zu springen und durch den Kerker zu eilen, um durch die Gitterstäbe zu spähen. Langsam stehe ich auf.
    Als die Tür aufgerissen wird, kommen zwei Soldaten hereinstolziert, dann zerren sie mich in den Vorraum. De Lur ist dort. »Es wird Zeit, dass Ihr Euch der Gerechtigkeit Eures Vaters stellt.«
    Ich werde in einen Raum geschafft, wo Madame Dinan höchstpersönlich auf mich wartet, zusammen mit Jamette. Zwei Dienerinnen füllen einen Badezuber mit Wasser. Madame Dinan macht sich nicht einmal die Mühe, mich anzusehen, sie starrt nur zum Fenster hinaus. »Holt sie aus diesen Lumpen«, befiehlt sie.
    Die beiden Dienerinnen treten vor und beäugen mich argwöhnisch, aber ich mache ihnen ihre Aufgabe nicht schwer, denn nichts von alldem ist ihre Schuld. Die ganze Zeit über beobachte ich Jamette in der Hoffnung, sie aus dem Gleichgewicht zu bringen, denn es ist ihr falsches Spiel, das mich hierhergebracht hat. »Ihr hättet nur in die andere Richtung zu schauen brauchen«, sage ich leise zu ihr, »und ich wäre für immer aus Eurem Leben verschwunden. Julian hätte vielleicht sogar irgendwann gelernt, mich zu hassen, und für Euch wäre der Weg frei gewesen. Aber jetzt – jetzt werde ich in seinen Augen eine Märtyrerin sein, und es wird viel schwerer sein, mit meinem Andenken zu konkurrieren.«
    Ihre Augen weiten sich, und sie schaut zu Madame Dinan, um festzustellen, ob sie zugehört hat, aber die ältere Frau sieht immer noch aus dem Fenster.
    Sie ist stark gealtert, seit ich sie das letzte Mal gesehen habe. Die Haut wabbelt um ihre zarten Knochen. Ihre Augen sind nicht länger nervös, sondern wirken gehetzt. Als spüre sie meinen Blick auf sich, dreht sie sich um, aber selbst jetzt sieht sie mir nicht in die Augen. »Verbrenne die Lumpen, die sie getragen hat«, befiehlt sie einer der Dienerinnen. »Und setz sie in die Wanne.«
    »Das ist nicht nötig. Ich werde es selbst tun«, bestimme ich, trete in das warme Wasser und nehme die Seife zur Hand.
    Sobald die Dienerinnen gegangen sind, wendet Madame Dinan sich mir zu. »Ihr törichtes Mädchen! Ihr habt alles ruiniert!«
    »Wie meint Ihr das?«
    »Da d’Albret Rennes nicht einnehmen konnte, wie er es geplant hatte, musste er Zuflucht zu anderen Möglichkeiten suchen.«
    »Möglichkeiten, die Marschall
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