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Darf ich Dir vertrauen

Darf ich Dir vertrauen

Titel: Darf ich Dir vertrauen
Autoren: Christine Flynn
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Kunden verlassen sich darauf, dass ich pünktlich bin.“
    Ihr ausgestreckter Arm erinnerte sie daran, dass er den anderen noch umklammert hielt. Mit einem Ruck befreite sie sich. Aber vielleicht ließ er sie auch los. Die Vorstellung, dass er in irgendeiner Form Macht über sie hatte, gefiel ihr nicht. Sie fuhr wieder herum. Glaubte er allen Ernstes, er hätte ihr geholfen?
    „Ich hätte nicht auf Sie hören dürfen“, sagte sie mit vor Zorn bebender Stimme.
    „Ich hätte mich an meinen Fahrplan halten und nicht auf Sie hören sollen. Sie haben mir gesagt, dass ich dort parken soll. Genau dort.“ Sie zeigte auf die Stahlträger. „Also wagen Sie nicht, so zu tun, als hätten Sie mir einen Gefallen getan.“
    Sie war wütend. Sie war fassungslos. Sie gab ihm und nur ihm die Schuld an dem, was passiert war.
    Außerdem sah sie aus, als würde sie ihm gleich an die Kehle gehen. Cord ignorierte den gerade einsetzenden, vom Schlafmangel kommenden Kopfschmerz und streckte dann eine Hand nach ihr aus.
    Sie wich zurück.
    „Sie bekommen einen anderen Wagen“, versicherte er. „Ich kaufe Ihnen einen, dann können Sie Ihr Geschäft wieder aufmachen.“
    Ihre Augen blitzten. „Ich muss jetzt im Geschäft sein“, sagte sie und zeigte auf das Wrack ihres Wagens. „Dass Sie mit Ihrem Geld um sich werfen, hilft mir nicht. Einen solchen Wagen kann man nicht wie ein normales Auto ersetzen. So etwas muss bestellt werden.“
    „Dann bestelle ich einen.“
    „Es hat drei Monate gedauert, bis ich den dort hatte! Was soll ich bis dahin tun?“ Cord öffnete den Mund. Aber um nichts Falsches zu sagen und kein Öl ins Feuer zu gießen, schloss er ihn wieder. Also schob er die Hände in die Taschen und sah ihr nach, als sie davonging. Selbst in dieser Situation bewegte sie sich mit einer Anmut, vom schlanken Rücken über die schmale Taille bis zu den endlos langen Beinen. Baumwolle und Denim standen ihr besser als Kaschmir und Seide den meisten Frauen. Ganz sicher besser als denen, die er im Laufe der Jahre getroffen hatte. Einschließlich der Models.
    Mit ihren strahlenden Augen und dem unglaublichen Mund war Madison O’Malley die reine Versuchung. Oder sie wäre es, wenn sie ihn nicht für den Zustand ihres Imbisswagens verantwortlich machen würde.
    Er ahnte, dass ihm das hier keine positiven Schlagzeilen bescheren würde. Hastig folgte er ihr, vorbei an zwei Ingenieuren, die laut überlegten, wie sie die sich auftürmenden Träger entfernen sollten. Er wollte Kaffee. Er wollte Essen. Er wollte die Besprechung hinter sich bringen, sich auf die Segelregatta in Annapolis vorbereiten und die Frau vergessen, die gerade mit dem Bauleiter diskutierte.
    Doch was er wollte, war unmöglich.
    Madison diskutierte nicht.
    Sie bettelte förmlich.
    „Lassen Sie mich nachsehen, ob ich die Tür zum Kühlraum öffnen kann. Bitte“, flehte sie den Mann an, der ihr den Weg verstellte. „Ich will doch nur meine Vorräte retten.“
    „Ich sage Ihnen doch, es ist einfach zu gefährlich, Ma’am.“ Er winkte dem Fahrer eines Gabelstaplers zu und war offenkundig mehr mit seinen Problemen als mit ihren beschäftigt. Auf diesem Teil der gewaltigen Baustelle war die Arbeit zum Erliegen gekommen. „Sie haben doch den Träger gesehen, der gerade nach unten gerutscht ist. Der da könnte der nächste sein.“ Er zeigte auf einen, der sich in ihrer Augenhöhe befand. „Lassen Sie uns das hier wegräumen, dann können Sie tun, was Sie tun müssen. Ohne Schutzhelm haben Sie hier sowieso nichts verloren.“
    Er sah an ihr vorbei. „Ich habe ihr gesagt, dass sie nicht hier sein darf, Mr.
    Kendrick“, rief er. „Aber sie hört nicht auf mich.“
    „Ist schon gut“, rief Cord zurück und kam auf sie zu, als würde ihm alles gehören
    – was es vermutlich auch tat. „Ich kümmere mich darum.“ Erleichtert zog sich der Bauleiter zurück. Madison fand sich damit ab, dass man sie vorläufig nicht zu ihrem Wagen lassen würde, und konzentrierte sich auf das nächste Problem. Sie brauchte eine Transportmöglichkeit, um ihre Route abzufahren und den Kunden zu sagen, dass…
    Was? Sie wandte sich ab, als Cord näher kam. Dass sie ihnen heute nichts zu essen bringen konnte? Auch morgen, in der nächsten Woche, den ganzen Monat hindurch nicht?
    Nur ein Mal hatte sie eine Verpflichtung nicht eingehalten. Das war Jahre her, aber sie lebte noch immer mit den Folgen.
    Seitdem hatte sie sich nicht das geringste Versäumnis erlaubt.
    Sie brauchte ein Fahrzeug.
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