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Darf ich Dir vertrauen

Darf ich Dir vertrauen

Titel: Darf ich Dir vertrauen
Autoren: Christine Flynn
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zurückgekehrt und beugte sich über die Pläne. Die anderen nahmen die Deckel von ihren Bechern. Zahlen und Fachausdrucke, die Madison noch nie gehört hatte, flogen hin und her.
    Gegen ihren Willen stieg ihr der Duft von Seife und After Shave in die Nase. Zwei winzige Kratzer an seinem Unterkiefer verrieten, wie hastig er sich rasiert hatte.
    „Sie haben fünfzig gesagt“, erinnerte sie ihn. Vermutlich hatte er gestern Abend ein Date gehabt und deshalb noch nicht gefrühstückt. „Mit Muffins und Kaffee macht das nur einundsiebzig Dollar.“
    In seinen blauen Augen waren silbrige Punkte. Auch das wollte sie nicht bemerken.
    Ein Handy läutete. Das Faxgerät piepte. „Betrachten Sie es als Liefergebühr.“ Sie senkte die Stimme. „Das ist sehr großzügig.“
    „Ich bin sehr dankbar“, sagte er, während sie den Schein einsteckte. „Sie können sich nicht vorstellen, wie sehr ich mich nach diesen Muffins gesehnt habe.“ Sein Lächeln war noch gefährlicher als gestern, denn es wirkte erschöpft und hätte bei jeder anderen Frau Mitgefühl geweckt. Aber sie war immun gegen seinen Charme. Sie hatte zu viel darüber gehört. Und dass sie zusammenzuckte, lag nicht daran.
    Ein lauter Knall ließ den Bauwagen von der Decke bis zu den Rädern erzittern.
    Scheiben klirrten. Stimmen verstummten. Draußen knirschte Metall, und ganz in der Nähe prallte etwas Schweres zu Boden. Eine panische Sekunde lang fragte Madison sich, ob es ein Erdbeben war.
    Die Männer sprachen durcheinander. Zwei von ihnen eilten an die Fenster. Der Rest ging zur Tür.
    Cord war als Erster dort und riss sie auf. Matt folgte ihm und reichte ihm seinen Schutzhelm.
    Madison wurde zur Tür geschoben. Sie eilte die Stufen hinunter und ging rasch zur Seite, um nicht umgerannt zu werden, als die Leute hinter ihr ins Freie stürzten. Sie starrte dorthin, wo die Männer sich um das Gewirr der Stahlträger drängten. Der Kran hatte seine tonnenschwere Last verloren.
    Und sie war direkt auf ihrem Imbisswagen gelandet.

2. KAPITEL
    Ungläubig, mit offenem Mund und zu entsetzt, um ein Wort herauszubekommen, stand Madison da und starrte mit weit aufgerissenen Augen auf die Stahlträger, die gerade ihren Imbisswagen unter sich begraben hatten. Außer einem vollkommen zertrümmerten Teil des Führerhauses und den glitzernden Scherben, die eben noch Fenster und Scheinwerfer gewesen waren, war davon nichts zu sehen.
    „Mein Wagen!“ schrie sie und rannte los. Ihr erster Gedanke war, dass sie ihre Snacks retten musste. Der zweite, dass sie Benzin roch.
    Der Tank, dachte sie wie benommen, als sie sich zwischen den Männern hindurchdrängte.
    „He, Lady! Bleiben Sie zurück!“
    „Haltet sie auf!“
    Sie hatte keine Ahnung, wer sie angeschrien hatte. „Das ist mein Wagen!“ wiederholte sie, als sich etwas Hartes um ihren Arm legte.
    Der eiserne Griff hielt sie fest.
    Sie wirbelte herum und sah, dass es Cord war.
    „Was soll das?“ schrie sie und versuchte, sich zu befreien.
    „Ich rette Ihren Hals! Der Haken ist noch dort oben, und die Träger liegen nicht fest. Wenn einer Sie trifft, bricht er Ihnen jeden zweiten Knochen.“ Noch während er sprach, rutschte ein Träger von der Spitze des Stapels und prallte auf der Erde auf. Die Männer sprangen zurück. „Zigarette aus!“ schrie jemand einen anderen an. Über ihnen pendelte der riesige schwarze Haken.
    Madisons Blick kehrte zu dem zurück, was von ihrem Wagen übrig geblieben war.
    Und zu der dunklen Pfütze, die sich darunter bildete. Sie fröstelte, als ihr klar wurde, dass ein einziger Funke das Ganze in einen großen Scheiterhaufen verwandeln konnte.
    „Sie können von Glück sagen, dass Sie uns den Kaffee gebracht haben“, murmelte Cord über ihr. „Wenn Sie im Wagen gesessen hätten, wären Sie jetzt Geschichte.“
    Fassungslos starrte sie ihn an.
    „Sie glauben, es hat mich gerettet, dass ich Ihnen Frühstück gebracht habe?“ Adrenalin durchströmte sie, als ihre Blicke sich trafen. „Soll das ein Witz sein?
    Wenn ich die Bestellung nicht ausgeliefert hätte, wäre ich jetzt auf halbem Weg zu meinem nächsten Standplatz. Der ist im Hafen, meilenweit von dem… dem…
    Ding entfernt.“ Sie zeigte auf den Kran.
    „He“, sagte er. „Beruhigen Sie sich.“
    „Wie denn?“ entgegnete sie empört. „Mein Wagen ist auf die Größe eines Kanaldeckels geschrumpft, und das Essen, für das ich um drei Uhr aufgestanden bin, ist nur noch Brei. Ich lebe von dem Wagen, Kendrick, und meine
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