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Darf ich Dir vertrauen

Darf ich Dir vertrauen

Titel: Darf ich Dir vertrauen
Autoren: Christine Flynn
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sofort los. „In anderthalb Stunden“, wiederholte er und nickte. „Wohin soll der Wagen gebracht werden?“ Sie konnte nicht glauben, dass er ihr half. Und dass er ein solches Wunder zu Stande bringen würde. „Mike’s Pub an der Ecke Lexington und Hancock in Bayridge“, antwortete sie und fragte sich, ob Mike Shannahan ihr seinen Pickup leihen würde. Mike liebte seinen Wagen. Er polierte und pflegte ihn, als hätte er eine Seele. Vielleicht würde er ihn ihr geben, wenn sie versprach, einen Monat lang für ihn das Abendessen zu kochen. „Das ist etwa fünf Meilen von hier“, fügte sie nur für den unwahrscheinlichen Fall hinzu, dass es wirklich Wunder gab.
    Cord hielt ihr einen ZwanzigDollarSchein hin. „Suzanne kann Ihnen vom Büro aus ein Taxi rufen“, sagte er, während sie auf das Geld starrte.
    „Was ist mit meinem Wagen?“
    „Überlassen Sie den mir. Kümmern Sie sich um den Lieferwagen. He, Matt“, rief er, und als er davonging, schaute sie auf den Abdruck, den der Helm an seinem Hinterkopf hinterlassen hatte.
    Es dauerte fast eine Stunde, bis das Taxi kam. Madison ging vor dem Baustellenbüro auf und ab und versuchte, Mike über ihr Handy zu erreichen. Mike war in der Schule vier Klassen über ihr gewesen, und eigentlich hatte sie seine Schwestern besser gekannt, aber er war für sie immer wie ein großer Bruder gewesen. Seit sie über dem Pub wohnte, war er auch ihr Vermieter.
    Sie erreichte ihn nicht. Der Pub öffnete erst mittags, und zu Hause nahm er nicht ab.
    Madison fragte sich gerade, woher sie Kühlboxen bekommen sollte, als das Taxi vor Mike’s Pub hielt. Er lag an einer schmalen Straße im ältesten Teil von Bayridge. Hier gab es kein Haus oder Geschäft, das nicht schon immer dort gewesen war. Neben dem Pub befand sich Corolli’s Deli, daneben der Frisiersalon, der für die Haltbarkeit seiner Dauerwellen bekannt war. Auf der anderen Straßenseite verkauften die ReillyBrüder Obst und Gemüse. Zwischen ihnen und dem Buchladen lagen die Apotheke und die italienische Bäckerei, die die Balduccis seit drei Generationen betrieben.
    Um sie alle herum war das Viertel von Alleen, schmucken Häusern, rissigen Bürgersteigen und Fahrrädern auf gepflegten Rasen geprägt. Aber das Einzige, was Madison beim Aussteigen sah, war der weiße Lieferwagen, der in der Nähe des Briefkastens stand.
    Ein junger Mann in blauem Overall kam ihr entgegen. Nachdem er sich davon überzeugt hatte, dass sie Madison O’Malley war, übergab er ihr die Schlüssel, erzählte ihr, dass im Laderaum Kühlboxen standen, und stieg in einen Geländewagen, der ihn offenbar zum Autoverleiher zurückbringen sollte.
    Madison starrte auf die Schlüssel in ihrer Hand. Cord hatte seine Zusage eingehalten. Und das so schnell, dass ihr noch Zeit blieb.
    Einige Stunden später hatte Madison sogar noch mehr Zeit.
    Gewöhnlich war sie um zwölf Uhr vierzig mit der Mittagsrunde fertig und kehrte gegen sechzehn Uhr in den Pub zurück. Heute jedoch war sie schon eine Stunde früher dort, weil sie keinen Imbisswagen mehr hatte, den sie betanken und sauber machen musste. Keine Reste, die sie im Seniorenheim vorbeibringen konnte. Und keine Ahnung, wie sie ihr kleines Geschäft retten sollte.
    Als sie hinter dem silberfarbenen Lamborghini hielt, fragte sie sich, was das Schicksal sich dabei gedacht hatte, als es ihr ausgerechnet Cord Kendrick über den Weg laufen ließ.
    Drei kleine Jungs standen um den Sportwagen herum. Nur einer von ihnen schaffte es, sich eine Sekunde lang von all den Pferdestärken loszureißen, als sie an ihnen vorbeiging.
    „Ist der nicht cool, Madison? Der fährt bestimmt Hunderte Meilen in der Stunde!“ rief Sean Bower, den Blick schon wieder auf den breiten Reifen.
    „Richtig cool, Sean“, erwiderte sie und musste lächeln. In Ridge fiel ein Wagen auf, der mehr kostete als die meisten Häuser. Sie persönlich fand noch immer, dass er irgendwie platt gedrückt aussah.
    Sie sah zu den zehnjährigen BalducciZwillingen hinüber. „Ihr lasst die Hände von dem Wagen. Okay?“
    Hätte Cord seinen Wagen ein paar Meilen südlich geparkt, hätte er sich um die Radkappen Sorgen machen müssen. Aber in diesem Viertel wusste jeder, wer man war, wo man wohnte, wer deine Eltern und wer dein Lehrer war. Da musste ein Kind oder Jugendlicher schon sehr einfallsreich sein, um ungestraft etwas Verbotenes zu tun.
    Als sie den Pub betrat, übertönte die Stimme eines Sportmoderators die der Jungs. Abgesehen von dem
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