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Dann fressen sie die Raben

Dann fressen sie die Raben

Titel: Dann fressen sie die Raben
Autoren: Beatrix Gurian
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schauen uns an, dann zuckt er mit seiner rechten Schulter. »Okay, gut. Ruby hat außerdem Schule morgen.«
    Wir verabschieden uns und ich habe den Eindruck, niemand ist allzu traurig darüber, dass wir zurück nach Nusstal fahren. Aber ich denke an Lina und überlege, morgen nach der Schule noch einmal nach München zu fahren und sie zu besuchen, notfalls auch ohne Pa.
    Auf der Heimfahrt sehe ich sie wieder vor mir, mit diesem verweinten Gesicht und den vor Angst starren Augen. »Schenk ist hier«, hat sie gesagt. »Schenk.« Ich glaube nicht, dass sie Wahnvorstellungen hatte, auch wenn es sich für die anderen so angehört hat.
    Schließlich weiß ich, dass es ihn gibt, Schenk, den bösen Schenk.
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    Heute: Zeitrechnung der Liebe
    Ich habe beschlossen, einen neuen Kalender einzuführen. Der Tag, an dem ich ihn das erste Mal gesehen habe, ist die Stunde null. Dann herrschte dunkle Nacht, bis zu dem Tag, an dem wir uns das erste Mal geküsst haben.
    Ich weiß nicht, wie ich das bis heute überstanden habe – wie ich es ausgehalten habe, ihn ständig in den Armen einer anderen zu sehen. Tag für Tag für Tag. Nach dem christlichen Kalender waren es qualvolle neunhundertundzwölf Tage.
    Unser Kuss ist der zweite Tag in meinem Kalender. Und der Tag, an dem wir uns das erste Mal nackt berührt haben, ist Tag drei im Jahr eins. Altmodisch gerechnet waren das noch einmal sechsundsechzig Tage.
    Er war nervös, weil er ganz genau gewusst hat, wie verdorben wir sind, und seine größte Sorge war dann auch nicht, wie es mir dabei geht, sondern nur, ob wir erwischt werden.
    Vor allem meine Mutter durfte nichts davon erfahren, es hätte ihr das Herz gebrochen. Und auch meine Schwester hätte nur alles wieder in den falschen Hals gekriegt und womöglich gepetzt, nein, die Kleine soll in ihrer idyllischen Puppenstube bleiben, bis sie selbst merkt, wie hohl sie sich anfühlt.
    Danach hat er stark gegen sein Verlangen angekämpft und so hat es noch einmal dreiundvierzig Tage gedauert, bis wir endlich zu einem Paar wurden. Dieser Tag ist mein heiliger Festtag. Es war im September. Am dreißigsten. Ich habe nie verstanden, wie es Frauen geben kann, die nicht dafür sorgen, dass ihr erstes Mal etwas ganz berauschend Schönes wird. Frauen, die sich am Ende eines langen Klubabends dem Erstbesten an den Hals werfen. Völlig krank. Natürlich sollte er älter sein. Sonst ist es, als würde man seinen Körper bei einem Kindergeburtstag hergeben. Nein, er muss Erfahrung haben und er muss sicher sein. Und man muss ihn lieben.
    Mehr lieben als sein Leben.
    4 Kommentare:
    Gelimausi sagt:
    Total süß, diese Kalendersache!
    Löwchenmeyers sagt:
    Ich finde, das klingt reichlich merkwürdig. Ein bisschen wie aus dem vorvorletzten Jahrhundert. Wir Frauen sollten endlich aufhören, unser Leben nach den Typen auszurichten. Wie traurig, dass man unter wahrste Liebe son Schrott findet. Ich wünschte, du hättest den Mumm, unter wahrster Liebe nicht die Fixierung auf jemand anderen, sondern auf dich zu verstehen. Schade.
    Muschifan sagt:
    mer saftiges!
    Mauseküsschen sagt:
    Wann gibts die Fortsetzung? Das klingt spannend!

3. Kapitel
    Als ich am nächsten Tag ziemlich spät von der Schule heimkomme, weil ich noch zu einer Schülerversammlung musste, ist Pa in heller Aufregung. Bleich reißt er die Haustür auf, gerade als ich mein Rad in die Garage schiebe.
    »Lina ist vor einer Stunde ins Koma gefallen. Pack deine Sachen, wir müssen sofort nach München und uns um sie kümmern. Los, los, los.«
    Mein Herz hämmert in meinen Ohren. Schenk ist hier, hat sie gesagt und Angst gehabt. »Ins Koma? Aber Oliver hat doch behauptet, sie wäre über den Berg? Wird sie wieder aufwachen?«
    »Wir können im Auto reden! Pack alles zusammen und beeile dich.«
    Ich renne nach oben, nehme diesmal Mr Singer und Schenk mit und schon kurze Zeit später sitzen wir im Auto und fahren nach München.
    Pa sagt lange Zeit gar nichts, dann, als wir schon kurz vor München sind, gibt er sich einen Ruck. »Ruby, ich habe nachgedacht. Deine Mutter hat recht. Es war nicht richtig, euch auseinanderzureißen.«
    Ich will protestieren, denn wir durften uns frei entscheiden, niemand hat uns auseinandergerissen, doch er lässt mich nicht zu Wort kommen. »Das können wir nun nicht mehr ändern. Was ich jedoch ab sofort ändern werde, ist Folgendes: Wir bleiben in München, bis Lina wieder aufwacht.« Seine Stimme klingt
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