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Dancing Jax - 02 - Zwischenspiel

Dancing Jax - 02 - Zwischenspiel

Titel: Dancing Jax - 02 - Zwischenspiel
Autoren: Robin Jarvis
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Ufer.
    »Das wird ja noch viel lustiger, als ich dachte.« Lee grinste.
    Jangler stürzte sich auf ihn und Lee musste feststellen, dass er sich in dem Alten getäuscht hatte. Er war kräftig. Der Lockpick schlug Lees Arme wie Strohhalme beiseite und walzte auf ihn zu, um ihm gegen den Kiefer zu boxen, gefolgt von einem Kinnhaken.
    Lee torkelte zur Seite und trat in den Morast, während Jangler außer sich vor Wut kreischte und nach ihm trat. Der Junge landete der Länge nach im Moor, griff aber noch im Fallen nach dem Alten und zerrte ihn mit sich.
    Tief unten in der Dunkelheit begann das Handy zu leuchten und zu vibrieren.
    Über und über von Dreck beschmiert prügelten sie sich. Beide Seiten teilten saftige Hiebe aus, sodass sich schon bald Blut in das Sumpfwasser mischte. Jangler zielte mit den Daumen nach Lees Augen und wollte sie in den Höhlen zerdrücken. Der Junge heulte auf vor Schmerz, dann wand er sich aus dem brutalen Griff. Währenddessen zog das Moor sie immer weiter in seine unergründlichen Tiefen. Sie würden hier ertrinken.
    Schon okay, akzeptierte Lee diesen Umstand verbissen. Solange der Typ mit mir draufgeht, soll’s mir recht sein.
    Er warf sich auf Jangler, um ihn unterzutauchen.
    Derweilen stiegen im Zentrum des breiten Sumpfs nach und nach immer mehr Blasen auf, die an der Oberfläche zerplatzten. Der stinkende Morast geriet in Aufruhr. Lee und Jangler wurden von den aufwallenden Wogen in die Höhe gehoben. Lee nutzte die Chance und schlug mit seinen Armen und Beinen, so kräftig er konnte, und versuchte nach den Grasbüscheln zu greifen, die an der Uferböschung wuchsen. Er grub die Finger hinein und zog sich aus dem Schlick an Land, wo er erschöpft zusammenbrach. Jangler packte einen von Lees Knöcheln, hievte sich ebenfalls auf festen Grund und kam wackelig auf die Beine.
    Das Gesicht des alten Mannes war mit Dreck und Algen beschmiert, die er auch aus dem Mund spuckte, bevor er sich ein letztes Mal an den Jungen wandte: »Willst du wissen, wie sie gestorben ist?«, quälte er ihn. »Schreiend und langsam, schreiend und langsam.« Er warf den Kopf in den Nacken und lachte abstoßend.
    Lee presste das Gesicht in die nasse Erde und scharrte mit den Fingern durch den Schlamm. Er konnte nicht mehr. Er konnte mit dieser Last nicht weiterleben. Tränen kullerten aus seinen Augen, doch er wusste, dass er sich noch ein letztes Mal aufraffen musste. Also stemmte er sich auf die Ellbogen und robbte langsam fort.
    Janglers bösartiges Gelächter hallte über den Sumpf. Doch schlagartig veränderte sich seine Stimme und das Lachen wurde zu einem erstickten Kreischen. Lee drehte sich nicht um, sondern kroch weiter.
    Jangler heulte auf. Eine bleiche, gesprenkelte Zunge, so dick wie ein Arm, wickelte sich um seine Hüfte. Sie zerquetschte ihm den Magen, dann zerrte sie ihn hierhin und dorthin, immer weiter durch den Matsch. Jangler verlor seine Brille im Morast, doch den gigantischen Schrecken, den grauenhaften König der Sümpfe, konnte er dennoch sehen. Die lohfarbenen Augen traten hervor und glotzten ihn an, bevor die Zunge ihn tiefer und tiefer in das Moor zog.
    Die dritte Generation der Jangler kreischte in Todesangst.
    Lee stand stolpernd auf und zwang sich, hinzusehen, um ihretwillen.
    Die gewaltigen Kiefer öffneten sich, während Jangler durch den Sumpf geschleift wurde – auf die messerspitzen Zähne zu.
    »Schreiend und langsam«, stieß Lee bitter hervor. Er blickte dem aufgeblähten Frosch in die fleckigen Augen. »Kau das ja gründlich durch. Nicht einfach runterschlucken – koste es aus.«
    Janglers panisches Gezeter wurde lauter. Einige Momente blieb Lee noch, nur um auf Nummer sicher zu gehen.
    »Guten Appetit.«
     
    Spencer kniete neben Lees ohnmächtigem Körper und schaute sich nervös um. Wohin war Jangler verschwunden? Er hatte beobachtet, wie Lee auf den Alten losgestürmt und gemeinsam mit ihm umgefallen war, doch danach schien sich der Lockpick einfach in Luft aufgelöst zu haben.
    Spencer schüttelte seinen Freund drängend. Sie mussten hier weg! Es war schon elf, der Laster würde jede Sekunde fortfahren.
    Doch es hatte keinen Sinn. Es war, als wäre Lee tot.
    Spencer wusste nicht, was er tun sollte. Lee zurücklassen und zur Straße rennen, in der Hoffnung, dass der Lkw noch da war? Das war ausgeschlossen. Da fiel sein Blick auf den Einhornschädel, der nur wenige Zentimeter neben ihm lag. Als er danach griff, bemerkte er Janglers Pistole.
     
    Am anderen Ende der Welt
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