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Dancing Jax - 02 - Zwischenspiel

Dancing Jax - 02 - Zwischenspiel

Titel: Dancing Jax - 02 - Zwischenspiel
Autoren: Robin Jarvis
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dass du überhaupt existierst. Ich dachte, dass du nur eine weitere leere Hoffnung bist. Dabei bist du die erste echte, greifbare Hoffnung, die wir bisher hatten.«
    Lee zog etwas aus seiner Tasche und wischte den Matsch davon ab. Die Besitzerin dieses rosa Strassherzchens war seine Hoffnung gewesen. In Lees Geist schwangen die Tore zu grauenhaften Erinnerungen auf. Es war unerträglich.
    »Du siehst erschöpft aus«, bemerkte der Fahrer. »Auf dem Flug kannst du schlafen. Wir werden jede Menge Zeit haben, unser Ziel liegt weit entfernt. An einem der wenigen letzten Orte auf der Welt, wo man vor dem Buch und dem Ismus-Spinner noch sicher ist. Drücken wir die Daumen, dass uns die Royal Airforce nicht abschießt. Was hast du denn da?«
    Lee drehte das Piercing in den Fingern. »Hat einer Freundin gehört.«
    »Tut mir leid. Sie hat es nicht geschafft?«
    Der Junge ließ den Stecker wieder in seine Tasche gleiten. Er hatte eine Entscheidung gefällt. »Ihr geht’s blendend«, sagte er und blickte in die Nacht hinaus. »Und ich werde ihn ihr sehr bald wiedergeben.«
    Der Laster fuhr ruckelnd den Waldweg entlang.
    Lee schaute den Mann mit dem zerzausten Bart hinterm Steuer eindringlich an. Im Dämmerlicht der Amaturanzeigen war deutlich zu erkennen, wie aufgeregt er war.
    »Wie heißen Sie eigentlich?«, fragte Lee.
    Der Fahrer reichte ihm die Hand. »Martin Baxter.«

30
3 Uhr morgens. 200 Meter über New York City
    Auf dem Balkon der Ty-Warner-Penthousesuite im Four Seasons stand der Ismus in eine Cashmeredecke gewickelt und atmete tief durch. Die Luft hier oben war so herrlich erfrischend. Der Schmerz hatte nachgelassen, nicht jedoch die Wut. Er blickte hinab auf die tosenden Feuer.
    Es war ein grandioses Schauspiel. In praktisch jedem Block loderte es. Im Central Park waren es schon mehr Feuer, als man zählen konnte. Der Nachthimmel glühte feuerrot und die Wolkenkratzer Manhattans glitzerten im grellen Licht. Auf der Williamsburg Bridge über dem East River brannte eine Straßenbahn. Nur die Freiheitsstatue war passenderweise in völlige Dunkelheit gehüllt.
    Dies war eine der letzten Städte Amerikas, die sich nach langem Sträuben der Macht von Dancing Jax beugte. Einzig Boston, San Francisco und Las Vegas leisteten noch bemerkenswerten Widerstand, aber nirgends ging es so brutal zu wie hier. Man hatte die Nationalgarde gerufen, doch inzwischen bekriegte die sich innerhalb der eigenen Reihen.
    Der Ismus lauschte eine Weile hingerissen den Schüssen, Explosionen, dem Sirenengeheul und den quietschenden Reifen, als würde er sich eine Sinfonie anhören. Dann ging er nach drinnen und schloss die Schiebetür hinter sich.
    Auf der Stelle verstummten die Unruhen in New York und die klimatisierte Üppigkeit und Ruhe der Suite hieß ihn abermals willkommen. Er betrachtete die Mitglieder seines Hofstaats. Die drei Schwarzgesichtigen Damen hatten vor dem Privatfahrstuhl Stellung bezogen, obwohl das Hotel an sich schon durch jede Menge Polizisten abgesperrt wurde, von denen jeder eine Spielkarte an der Uniform trug. Die Harlekin-Priester standen links und rechts vor dem Kamin aus Marmor und der Jockey telefonierte.
    »Har, har, har«, lachte er in den Hörer. »Mir ist schnurzpiepegal, wer Sie sind, Mr President – der Heilige Magus ist ein viel beschäftigter Mann und nimmt keine lästigen Gespräche mehr an. Jetzt hören Sie gefälligst auf, ihm auf die Pelle zu rücken, sonst muss ich Ihnen ein paar bitterböse Streiche spielen. Das würde Ihnen sicher nicht gefallen!« Nachdem er aufgelegt hatte, hüpfte er zu einem Fenster und warf das Handgerät hinaus. »Was für eine ätzende Nervensäge! Nur weil er herausgefunden hat, dass er ein Ritter aus dem Haus der Kreuze ist, glaubt er, Euch jederzeit belästigen zu können. Das ist schon der vierte Anruf seit Mitternacht. Ich kann es gar nicht erwarten, dass der Schlossnachbau in England fertig wird, damit wir diese absurden neumodischen Erfindungen wie Telefone endlich loswerden. Wie ungeheuer störend die sein können!«
    Er linste zum Plasmafernseher über dem Kaminsims. In den Nachrichten sah man Massenaufläufe von frisch Bekehrten, die durch die Straßen strömten und mit den fehlgeleiteten Idioten kämpften, die es wagten, der Verbreitung der Heiligen Schrift in den Weg zu treten. Kate Kryzewski war vor Ort und erstattete Bericht, während im Hintergrund das Chaos und die erbitterten Auseinandersetzungen zu sehen waren. Inzwischen glich sie komplett ihrer Figur
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