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Damenschneider

Damenschneider

Titel: Damenschneider
Autoren: Rupert Schöttle
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Gespräch.
    »Ach, woher denn. A bisserl Ausgreifen, mehr war da nicht. Bei den türkischen Mädchen läuft doch nichts Richtiges. Wenn man die nur einmal näher anschaut, muss man die doch gleich heiraten.«
    Ratlos zuckte Vogel mit den Schultern.
    »Na, dann … Warten Sie bitte draußen, bis wir Sie wieder rufen. Jetzt hören wir uns erst einmal an, was Ihre Freundin dazu zu sagen hat …«
    Mit diesen Worten begleitete ihn der Kriminalist zur Türe, durch die schon bald ein völlig verschüchtertes Mädchen hereinkam, das von zwei jungen Männern begleitet wurde, an die sich Vogel sogleich wandte.
    »Wenn Sie nichts dagegen haben, wollen wir Ihre Schwester erst einmal alleine zu der Sache vernehmen. Hier drin passiert ihr schon nichts.«
    Widerwillig verließen die beiden Beschützer wieder das kleine Büro.
    Mit einem diskreten Zeichen bat Vogel seinen Kollegen, die Vernehmung des Mädchens vorzunehmen.
    Schließlich hatte sich in ihrer langjährigen Zusammenarbeit immer wieder gezeigt, dass Walz für die Vernehmung sensiblerer Personen eindeutig besser geeignet war als sein zur Ungeduld neigender Partner.
    Nachdem Vogel sich also hinter seinen Schreibtisch zurückgezogen hatte, bot Walz dem zierlichen Mädchen einen Sessel an. Er selbst blieb neben ihr stehen und legte vertraulich seine Linke auf die Lehne.
    »Ich weiß, dass dieses Gespräch für Sie nicht sehr angenehm sein wird«, sagte er leise, während er sich zu ihr hinabbeugte. »Trotzdem muss ich Ihnen einige Fragen stellen.«
    Leise schluchzte Ayse in sich hinein.
    »Sie haben gegen Ihren Freund Herbert Kern eine schwere Anschuldigung vorgebracht. Sie sagten aus, er hätte Sie vergewaltigt, wäre also gegen Ihren erklärten Willen in Sie eingedrungen. Hat es sich so verhalten?«
    Wie schon zuvor ihr Freund blickte auch sie verschämt zu Boden und nickte unmerklich.
    »Er behauptet nämlich, dass es gar nicht zum Vollzug gekommen sei, also gar keine Vergewaltigung vorläge. Weiter sagte er aus, dass der körperliche Kontakt mit Ihrem Einverständnis zustande kam. Ich weiß, wie schwer es für Sie ist, aber Sie müssen uns das erklären, schließlich kann Ihre Anschuldigung Ihren Freund ins Gefängnis bringen.«
    Kurz schaute das auffallend hübsche Mädchen zu dem über ihr stehenden Inspektor auf, um sofort danach wieder auf den Boden zu starren.
    »Sie müssen wissen«, fuhr Walz geduldig fort, »dass wir Sie, wenn Sie bei Ihrer Aussage bleiben, dem Amtsarzt vorführen müssen, der Sie dann untersucht, um Ihre Behauptung zu überprüfen … Und das ist ja auch nicht angenehm für Sie, vor allem dann, wenn Sie die Unwahrheit gesagt haben …«
    Ängstlich schaute die Kleine in die Richtung des in seine Akten versunkenen Vogel.
    »Ist es Ihnen lieber, wenn wir beide alleine sprechen, Ayse?«, fragte Walz leise.
    Obwohl er auch dieses Mal keine Antwort erhielt, wandte er sich an seinen Kollegen.
    »Kajetan, dürfte ich dich etwas bitten? Könntest du nicht einmal nachschauen, ob der Bruchpilot von der Mimi aktenkundig ist?«
    Unwillig vor sich hin grummelnd verließ Vogel den Raum, nicht ohne seinem Freund einen Blick zugeworfen zu haben, dessen Bedeutung sofort die Frauenbeauftragte des Bundesinnenministeriums auf den Plan gerufen hätte.
    »Also, jetzt sind wir unter uns, Ayse«, sagte Walz, nachdem sein Kollege geräuschvoll die Türe hinter sich zugezogen hatte. »Hat er oder hat er nicht?«
    Sie sprach so leise, dass Walz sich noch näher zu ihr hinunterbeugen musste, um überhaupt etwas zu verstehen.
    »Nein, er hat nicht! Ich hab das nur wegen meiner Brüder gesagt …«
    Leise begann sie zu weinen.
    »Sie müssen das verstehen. Ich gehe noch zur Schule und will im nächsten Jahr maturieren. Gegen den Willen meines Vaters. Bisher hat mich immer meine Mutter unterstützt, aber wenn meine Familie jetzt findet, dass ich sie entehrt habe, kann ich meine Ausbildung vergessen. Entweder sperren sie mich ein. Oder schicken mich gleich in die Türkei, zu Oma und Opa …«
    »Gut«, seufzte Walz. »Jetzt muss ich Sie leider etwas sehr Intimes fragen: Sind Sie noch Jungfrau?«
    Wortlos nickte Ayse.
    »Wie haben Ihre Brüder die Sache zwischen Ihnen und Ihrem Freund überhaupt entdeckt?«
    »Das war ein dummer Zufall. Wir haben noch in seinem Auto geschmust, als er mich nach Hause gebracht hat, und da hat einer meiner Brüder uns gesehen. Er hat gleich die Tür aufgerissen und mich rausgeholt. Bevor er jedoch den Herbert erwischen konnte, ist der zum Glück
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