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Damaskus im Herzen.. - und Deutschland im Blick

Titel: Damaskus im Herzen.. - und Deutschland im Blick
Autoren: Carl Hanser Verlag
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verkaufen, wenn das seiner Sippe nützt. Denn sie und nicht irgendeine Klasse, Partei oder Idee leitet seine Maßnahmen. Am tiefsten verachtet er nicht seine Feinde, sondern sein Volk. Er ist bereit, sich im Interesse seines Clans mit jedem, auch mit dem Erzfeind, zu verständigen, und dies auch gegen die Interessen seines Volkes. Der Vergleich mit der Mafia ist nicht abwegig, aber die nennt man Verbrecher und nicht Regierung.
    Kein Diktator der Erde übersieht den Widerstand im eigenen Land wie der arabische, und keiner ist zugleich so untertan gegenüber dem mächtigen Ausland wie er. Deshalb veränderter nichts ohne Druck von außen. Seine Politik hat keinen Bestand, keine Strategie, kein Ziel. Sie ist nur dazu da, seine Herrschaft über die Zeit zu mogeln. Saddam Husseins und Gaddafis Purzelbäume sind nur durch ihre Exaltiertheit zur Karikatur geworden. Die anderen arabischen Despoten vollführen dieselbe Übung, aber bedeutend langsamer. Deshalb führt jede Analyse einer Haltung des arabischen Despoten, die nicht die Sippe, sondern ökonomisches oder politisches Kalkül ins Zentrum setzt, in die Irre.
    Kein Diktator der Welt öffnet sogar die Archive seines Geheimdienstes für eine Auslandsmacht, damit diese sich an Informationen über das eigene Volk bedienen kann. Der arabische Despot tut das, weil die jeweilige Supermacht ihm verspricht, ihn gegen das eigene Volk zu schützen.
    Kein Diktator feierte je Siege, während seine Armee auf dem Schlachtfeld eine verheerende Niederlage erlitt. Das brachten nur die arabischen Despoten zustande.
    Es war ein arabischer Despot, der, um hundert Feinde zu fassen, die eigene Stadt in Schutt und Asche legen ließ und mehr als 15000 Tote in Kauf nahm. Er bombardierte Teile seines Landes mit Giftgas; er regierte mit leeren Kassen und ließ seinen Bruder die Goldreserven außer Landes bringen.
    Wie naiv ist der Vergleich eines arabischen Diktators mit Hitler?
     
    Europa stolpert in seiner Arabienpolitik mit dem Grinsen eines Siegers von Niederlage zu Niederlage. Ich nenne das »die Arabisierung des europäischen Bewusstseins«. Hierfür könnte ich eine Fülle von Beispielen anführen; eines davon reicht.
    Während die Mehrheit der Syrer unter der Armutsgrenze lebt und einige nur mit Hilfe der Unterstützung ihrer Emigrantenim Ausland über ihre Verhältnisse leben können, bereichern sich die Angehörigen der herrschenden Clans, indem sie die Ressourcen des Landes ausrauben.
    Die Söhne der ersten Generation von Diktatoren, die mit Assad 1970 an die Macht kam, sind schlimmer als ihre Väter. Wie die Söhne des Verbrechers Saddam Hussein, lässt sich der syrische Despotennachwuchs Traumvillen bauen, eigene Häfen für Privatschmuggel errichten, riesige Garagen mit edlen Karossen füllen.
    Dass ein Cousin des Präsidenten von diesem die Telekommunikation geschenkt bekommt, die jährlich Milliarden einbringt und Syrien zu gleicher Zeit die EU um 50 Millionen Euro anbettelt, zeugt von der Schamlosigkeit einer Diktatur und der Dekadenz der europäischen Demokratien, die so tun, als wüssten sie nichts über die Herkunft der Euro-Milliarden, die dubiose Syrer hier mitten in Europa investieren. Die EU will lieber mit Steuergeldern Einfluss kaufen, wissend , dass das meiste am Ende in den Taschen von wenigen einflussreichen Verbrechern landet. Dieselben EU-Bürokraten geben einer syrischen Opposition nicht einmal ein Zehntel davon, damit sie effektiv für die Demokratie arbeiten kann. Währenddessen züchten die CIA-Experten ihre noch dubioseren Syrer für die Übernahme der Macht bei einem Einmarsch. Und Europa wird wie im Irak Handlanger spielen oder das Nachsehen haben.
    Europa verliert die Beziehung zu seinen Prinzipien, die auf Achtung der Menschenwürde basieren. Sonst wäre der Fall Rifaat Assad nicht möglich. Dieser Bruder des verstorbenen Diktators Assad und Onkel des heutigen syrischen Staatspräsidenten ist ein Massenmörder und Finanzverbrecher. Er führte am 27. Juni 1980 das Massaker an, bei dem mehr als tausend schutzlose politische Gefangene im Lager bei Palmyrastarben. Es war ein Racheakt für einen misslungenen Mordversuch an seinem Bruder, dem Präsidenten. Heute weiß die syrische Opposition die genauen Namen aller Beteiligten. Rifaat Assad war auch 1982 nachweislich an der Ermordung von über 15000 Zivilisten der Stadt Hama (Mittelsyrien) beteiligt. Nach einem Streit mit seinem Bruder 1984 verließ er Syrien. Auf dem Weg zum Flughafen raubte er die Goldreserven
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