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Dalamay (Mein Leben ging einen anderen Weg)

Dalamay (Mein Leben ging einen anderen Weg)

Titel: Dalamay (Mein Leben ging einen anderen Weg)
Autoren: Samarkand
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Mann, der ihr gerade auf schändliche und brutale Art die Jungfräulichkeit genommen hatte, war noch nicht fertig mit ihr.
    „ Du hättest es schlechter treffen können. Und wenn Du erst einmal zugeritten bist, wird es auch nicht mehr so weh tun.“ Er näherte sich ihr drohend und setzte nach mit den Worten: „Kein Wort zu irgendjemanden, Du Luder, sonst wirst Du den nächsten Tag nicht mehr erleben. Und jetzt mach Dich frisch, ordne Dein Haar und zieh Deinen Mantel fest um Dich. Ich werde Dir in der Zwischenzeit eine Kutsche rufen lassen, die Dich zu Deinem neuen vorübergehenden Domizil bringen wird. Heute Abend erwarte mich mit offenen Armen.“
    Dann lachte er hämisch und sagte : „Nein, erwarte mich lieber mit gespreizten Beinen, denn ich bin für heute noch nicht fertig mit Dir. Dafür bringe ich Dir schon ein paar schöne Kleider und Schmuck. Es soll Dir an nichts fehlen, so lange Du willig bist.“
    Marie fragte leise, völlig unter Schock stehend : „Was ist mit meiner Familie?“
    „ Was soll schon mit ihr sein? Du wirst nie wieder nach Hause zurückkehren oder willst Du Schande über sie bringen? Die Geschichte wird lauten, dass Du heute nur kurz in meinem Haus warst, um uns zu sagen, dass Du ab sofort nicht mehr kommen kannst, um meiner Tochter Tanzunterricht zu geben. Dann bist Du gegangen. Mehr weiß keiner. Und jetzt geh.“
    Mein Vater schaute kurz in den Flur, drehte sich dann kurz zu Marie um und sprach: „Warte hier, Kätzchen, bis ich Dir ein Zeichen gebe.“ Er ordnete seine Kleidung, entfernte sich aus dem Zimmer, um die versprochene Kutsche zu rufen und gab Marie ein Zeichen.
    Es war, wie gesagt, das letzte Mal, dass ich Marie sah.
     
    Ob mein Vater am Abend noch versucht hatte, Marie aufzusuchen, wird für mich wohl ein ewiges Geheimnis bleiben. Aber es war und ist nicht weiter wichtig. Marie hatte dem Kutscher noch die Anweisung geben können, das Haus ihres Patenonkels anzufahren, dann sackte sie in der Kutsche in sich zusammen. In ihr Elternhaus konnte sie nicht zurück. Ein Missgeschick dieser Art konnte oder wollte in unserer Gesellschaft nicht verziehen werden. Maries Eltern hätten sie nicht schützen können, sie hätten ihr Kind vielleicht nicht einmal schützen wollen. Ich weiß es nicht. Aber Marie wusste es wohl. Aber Gott sei Dank hatte sie einen Menschen, dem sie sich anvertrauen konnte, so sinnierte ich vor mich hin. Und diesem Menschen bedeutete sie so viel, dass er alles für sie getan hätte.
    Ich las weiter und erfuhr so, dass, als Marie ihrem Patenonkel die ganze furchtbare Geschichte geschildert hatte, er sofort alles in die Wege geleitet ha tte, um Marie für immer weit weit fort an einen unbekannten Ort zu bringen, um sie vergessen zu lassen, so gut es ging, um ein neues Leben zu beginnen und irgendwann, so hoffte er für Marie, wieder glücklich zu werden. Maries Patenonkel forderte meinen Vater in dem Brief noch einmal auf, die verlangte Summe sofort an ihn persönlich zu zahlen, sozusagen als "Aussteuer" für Marie. Er drohte ihm noch einmal ganz massiv, dass, wenn die Zahlung ausbleiben würde, er auch keine Rücksicht auf Maries Eltern nehmen würde, und dafür gleichzeitig meinen Vater und somit natürlich auch dessen Familie, nämlich uns, zu zerstören.
    Ich habe es nie erfahren , aber ich denke, mein Vater hat gezahlt. Wir waren ja nicht zerstört worden. Innerlich waren wir zwar zerrüttet, aber das waren wir schon vorher. Mir war ganz schlecht, als ich mich vom Teppichboden erhob und den Brief zurück in die Schublade legte. Ich bin mir nicht ganz sicher, aber ich glaube, es war das erste Mal, dass ich ein Gefühl von Ekel verspürte. Ich weiß es nicht wirklich, ich kannte es ja nicht, dieses Gefühl. Als ich die Schublade mit diesem furchtbaren Geheimnis wieder geschlossen hatte, verließ ich langsam den Raum dieses Mannes. Ich schickte meine Gedanken zu Marie. Ich wünschte ihr durch die Kraft meiner Gedanken ein friedliches und schönes Leben. In meinen Gedanken entschuldigte ich mich bei ihr für das, was der Mann, der mein Vater war, ihr angetan hatte. Ihr angetan hatte, nur um seine Lust und seine Gier zu befriedigen.
     
    Das Leben in unserem Haus ging weiter.
    Irgendwie hatten meine Eltern es zuwege gebracht, dass es zu keinem Skandal kam. Die Dienstboten tuschelten noch eine Weile, bis auch sie schwiegen. Es fanden wieder Gesellschaften in unserem Haus statt und auch beruflich schien es meinem Vater, gemessen an unserem Lebensstil, nicht
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