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Der letzte Kuss

Der letzte Kuss

Titel: Der letzte Kuss
Autoren: Phillips Carly
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Prolog
    »Ihnen fehlt nichts, Mrs. Chandler. Das Kardiogramm ist normal und ebenso Ihr Blutdruck. Nichts als eine Magenverstimmung. Ein Mittel gegen Sodbrennen, ein bisschen Ruhe und es geht Ihnen wieder blendend.« Die Ärztin legte sich das Stethoskop um den Hals und machte eine weitere Notiz auf dem Krankenblatt.
    Ein Gefühl der Erleichterung überkam sie, ebenso stark, wie sie zuvor der Schmerz übermannt hatte. Das brennende Gefühl in Brust und Arm hatte sie unvorbereitet getroffen. Seit Raina ihren Mann durch einen Herzanfall im Alter von siebenunddreißig Jahren verloren hatte, konnte sie unerwartete Schmerzen nicht mehr leicht hinnehmen. Sie war gesundheitsbewusst geworden, achtete auf ihr Gewicht und hatte sich angewöhnt, stramme Spaziergänge zu machen, bis zum heutigen Tag.
    Beim ersten stechenden Schmerz hatte sie zum Hörer gegriffen und ihren ältesten Sohn angerufen. Nicht einmal die Erinnerungen an die sterilen, antiseptischen Krankenhausgerüche oder die deprimierenden grauen Wände konnten sie davon abhalten, auf ihre Gesundheit zu achten. Bevor sie diese Welt verließ, war noch eine Mission zu erfüllen.
    Sie betrachtete die attraktive junge Ärztin, die sie in der Notaufnahme betreut hatte. Jede Frau, die in dem trostlosen Krankenhausgrün gut aussah, verfügte über Potenzial. »Sie sind neu in der Stadt, oder?« Aber Raina kannte die Antwort, noch bevor die Ärztin genickt hatte.

    Sie kannte jeden in Yorkshire Falls, jeden von den 1 723 Einwohnern – bald 1724, sobald der Herausgeber des Lokalteils der Yorkshire Falls Gazette und seine Frau ihr Baby bekommen hatten. Dr. Eric Fallon, ihr praktischer Arzt, war seit Jahren ein enger Freund. Eric war ebenfalls verwitwet und hatte erst kürzlich dem Wunsch nachgegeben, weniger zu arbeiten und sein Leben mehr zu genießen. Dass er eine neue Partnerin, Dr. Leslie Gaines, eingestellt hatte, war seine Antwort auf zu viel Stress.
    Sie war neu in der Stadt und wurde dadurch für Raina zu einem nicht nur interessanten, sondern auch unverbrauchten möglichen Heiratsmaterial für ihre übersättigten Söhne. »Sind Sie verheiratet?«, fragte Raina. »Hoffentlich verzeihen Sie mir meine Neugier, aber ich habe drei ledige Söhne und …«
    Die Ärztin kicherte. »Ich bin erst seit ein paar Wochen hier, und schon ist der Ruf Ihrer Söhne ihnen vorausgeeilt, Mrs. Chandler.«
    Raina stand da mit stolzgeschwellter Brust. Ihre Jungen waren gute Männer. Sie waren ihre größte Freude und doch seit kurzem Anlass zu ständiger Frustration. Chase, ihr Ältester, Rick, der Lieblingspolizist der Stadt, und Roman, der Auslandskorrespondent und kleine Bruder, der sich zur Zeit in London aufhielt, um über einen Wirtschaftsgipfel zu berichten.
    »Also dann, Mrs. Chandler …«
    »Raina«, verbesserte sie und betrachtete die Ärztin prüfend. Nettes Lachen, Sinn für Humor und ein fürsorgliches Wesen. Nein, als Partnerin für Roman oder Rick käme sie doch nicht in Frage.
    Roman würde von ihrer sachlichen Art gelangweilt sein, und die Arbeitszeit einer Ärztin würde mit der eines Polizeibeamten
kollidieren. Aber für Chase, ihren ältesten Sohn, könnte sie genau die richtige Frau sein. Seit er vor fast zwanzig Jahren die Nachfolge seines Vaters als Herausgeber der Yorkshire Falls Gazette angetreten hatte, war er viel zu ernst, herrisch und überfürsorglich geworden. Gott sei Dank hatte er das gut aussehende, markante Gesicht seines Vaters, um einen anständigen ersten Eindruck zu hinterlassen, ehe er den Mund aufmachte und die Kontrolle übernahm. Zum Glück liebten Frauen fürsorgliche Männer, und die meisten alleinstehenden Frauen der Stadt würden Chase auf Anhieb heiraten. Er war attraktiv, ebenso wie Rick und Roman.
    Rainas erklärtes Ziel war es, alle ihre drei Jungen zu verheiraten, und das würde ihr auch gelingen. Aber zunächst einmal müssten sie mehr von einer Frau wollen als nur Sex. Nicht, dass etwas nicht in Ordnung war mit Sex; tatsächlich konnte sie sich daran als etwas mehr als Angenehmes erinnern. Aber die Mentalität ihrer Söhne bereitete ihr Probleme. Sie waren Männer .
    Und da sie die drei großgezogen hatte, wusste Raina genau, wie sie dachten. Selten akzeptierten sie ein weibliches Wesen länger als für eine Nacht. Die Frauen hatten Glück, die einen ganzen Monat durchhielten, aber niemals länger. Interessierte Frauen zu finden, war nicht das Problem. Bei ihrem guten Aussehen und ihrer Ausstrahlung lagen den Chandler-Boys die
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