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Dämonisches Tattoo

Dämonisches Tattoo

Titel: Dämonisches Tattoo
Autoren: B Melzer
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angewurzelt und starrten ihm hinterher. Aus dem Schlafzimmer drang nicht der geringste Laut. Kein Atmen, keine Stimmen, keine Schreie. Selbst das Klicken des Fotoapparats und das Sirren des Blitzes waren verstummt.
    Für einen Moment überkam Chase die irrationale Hoffnung, dass es Dr. Edwards gelungen war, Diana in den Leichensack zu legen, bevor Frank in den Raum gestürmt war. Doch er wusste, dass er Frank nicht lange genug aufgehalten hatte. Ein Blick zu den Detectives genügte ihm, um zu erkennen, dass die beiden ihm keine Hilfe sein würden. Sie standen nur da und glotzten.
    Chase schob sich an den beiden vorbei und trat in den Türrahmen. Kein Leichensack. Alles war noch so, wie er es bereits gesehen hatte – nur dass jetzt der Ehemann des Opfers mitten im Raum stand, nicht in der Lage, den Blick vom geschundenen Leichnam seiner Frau zu lösen.
    »Frank?«
    Als er nicht reagierte, kam Chase langsam näher. Franks Schultern bebten. Ohne den Blick von seiner Frau zu nehmen, ballte er die Fäuste.
    »Du weißt es seit Stunden und hast mir nichts gesagt.« Seine Stimme war so kalt und leer wie seine Miene. »Was bist du für ein Freund? Macht es dir Spaß, mich zu belügen?« Ehe Chase etwas erwidern konnte, fuhr Frank im selben ausdruckslosen Tonfall fort: »Wie lange ist es her, dass du dieses Scheißprofil erstellt hast? Eineinhalb Jahre? Zwei? Wie kann es sein, dass wir ihn immer noch nicht erwischt haben, wenn wir doch alles über ihn wissen? Wie ist es möglich, dass er – statt auf seine Hinrichtung zu warten – weitermordet? Dass er meine Frau …« Seine Stimme erstarb in einem Keuchen.
    »Du weißt, dass es nicht so einfach ist.« Chase legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Komm, lass uns nach unten gehen, dort können wir in Ruhe über alles sprechen.« Und Dr. Edwards konnte seine Arbeit ungestört zu Ende bringen.
    »Worüber willst du mit mir sprechen?«, schnappte Frank und schlug Chase’ Hand zur Seite. »Willst du mir schonend beibringen, was meiner Frau zugestoßen ist? Dafür ist es wohl ein bisschen zu spät.«
    »Ich kann verstehen, dass du wütend auf mich bist.«
    »Einen Scheiß verstehst du! Deinen Psychomüll kannst du dir sparen, ich bin keiner von diesen Idioten, bei denen du damit landen kannst!«
    »Ich weiß, dass du kein Idiot bist, Frank. Aber wir müssen darüber reden – wenn nicht jetzt, dann später –, aber …« Bevor er seinen Satz vollenden konnte, fuhr Frank herum.
    »Halt endlich dein verdammtes Maul!«, schrie er und drosch ihm die Faust ins Gesicht. Chase’ Lippe platzte auf. Er taumelte zurück. Als Frank zu einem weiteren Schlag ausholte, waren Munarez und Anderson zur Stelle. Sie packten Frank an den Armen und hielten ihn zurück. Der Agent versuchte sich loszureißen, doch die beiden hatten ihn fest im Griff.
    »Deinetwegen ist sie tot!« Frank wand sich unter dem eisernen Griff der Detectives. »Dein verdammtes Profil taugt nichts, sonst hätten sie ihn längst erwischt, und jetzt hat Diana …« Einmal mehr brach seine Stimme und plötzlich erschlaffte er, sackte in sich zusammen, als wäre mit einem Schlag alles Leben aus ihm gewichen. Der Hass, der seine Augen einen Moment zuvor noch zum Glühen gebracht hatte, war verschwunden und hatte nichts als Leere hinterlassen.
    Schnell griffen Munarez und Anderson fester zu, damit er ihnen nicht entglitt.
    »Mierda!«,
fluchte Munarez. »Was machen wir jetzt mit ihm?«
    Anita Munarez mochte ein guter Detective sein, sie hatte eine ausgezeichnete Kombinationsgabe und ein gutes Händchen im Verhör. Sobald sich ein Problem jedoch nicht mit dem Anlegen von Handschellen oder dem Verlesen der Rechte aus dem Weg räumen ließ, sondern ein einfühlsames Vorgehen erforderte, war sie aufgeschmissen.
    »Bringen Sie ihn nach unten«, sagte Chase. »Der Notarzt ist immer noch da. Er soll ihm etwas zur Beruhigung geben und ein Auge auf ihn haben, bis der psychologische Dienst eintrifft.«
    Da Frank keine Anstalten machte, sich aus freien Stücken zu bewegen, und noch immer wie ein nasser Sack zwischen den Detectives hing, legten sie sich seine Arme über die Schultern und führten ihn nach draußen. Diesmal leistete er keinen Widerstand.
    Chase rieb sich den Unterkiefer und versuchte das Pochen ebenso zu ignorieren wie das Brennen seiner aufgeplatzten Lippe. Trotz des Schlages konnte er Frank keine Vorwürfe machen. Er war im Augenblick nicht er selbst und vermutlich würde es eine sehr lange Zeit dauern, bis er das wieder
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