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Dämonisches Tattoo

Dämonisches Tattoo

Titel: Dämonisches Tattoo
Autoren: B Melzer
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Gerinnungshemmer, führte binnen weniger Stunden zum Tod, während die kleinen Schnitte, die er mit einem Rasiermesser machte, ihm eher zum Zeitvertreib zu dienen schienen, da sie sich zu schnell wieder schlossen, um tödlich zu sein.
    »Wie sieht es aus, Ben?«, erkundigte sich der Mediziner und machte sich daran, seine Ausrüstung in den dazugehörigen Metallkoffer zu packen, bei dessen Anblick sich Chase jedes Mal wunderte, dass ein derart hagerer Mann dieses sperrige Ding überhaupt heben konnte, ohne dass ihn das Gewicht des Koffers von den Beinen riss. »Wann können wir den Leichnam in die Pathologie bringen?«
    »Geben Sie mir noch zehn Minuten, Doc.«
    Da es für Chase hier weder etwas zu tun noch etwas zu sehen gab, das er länger sehen wollte, kehrte er zu Munarez und Anderson auf den Gang zurück.
    »Weiß Frank es schon?«
    Anderson schüttelte den Kopf. »Wir wollten es noch ein wenig hinausschieben.«
    Zweifelsohne, um den Tatort und die Beweise in Ruhe sichern zu können, ungestört von einem trauernden, aufgebrachten Ehemann, der gleichzeitig jemand war, mit dem sie zusammenarbeiteten. Dieses
Hinausschieben
erklärte auch die Abwesenheit jeglicher FBI-Agenten: In dem Moment, in dem sie das Field Office informierten, würde auch Frank davon erfahren. Dass Munarez Chase angerufen hatte, lag sicher nicht nur daran, dass sein Büro fernab des Field Office lag. Vermutlich baute sie darauf, dass er ihr die unangenehme Aufgabe abnehmen und Frank informieren würde. Frank war sein Freund. Während ihrer Ausbildung waren sie im selben Jahrgang gewesen, danach Partner im Washington Field Office, bis Chase nach Quantico zur Spezialeinheit für Serienverbrechen gegangen war. Auch wenn ihr Kontakt seitdem nicht mehr so eng war, hatten sie sich von Zeit zu Zeit getroffen, und seit Chase zu diesem Fall hinzugezogen worden war, auch wieder enger zusammengearbeitet. Wäre er an Franks Stelle, er würde sich wünschen, eine derart einschneidende Nachricht nicht von einem nahezu Fremden überbracht zu bekommen.
    Er wandte sich wieder dem Schlafzimmer zu. »Wie lange brauchen Sie noch, Dr. Edwards?«
    »Sobald der Junge hier die letzten Bilder geschossen hat, können wir sie eintüten.«
    »Edwards!«, rief Anderson so scharf, dass der Gerichtsmediziner zusammenzuckte.
    In einer beinahe hilflosen Geste hob der Mediziner die Hände. »Entschuldigung, Agent. Es macht den Job leichter, meine Kunden als ein Stück Fleisch zu betrachten. Dabei habe ich wohl aus den Augen verloren, dass Sie sie kannten.«
    Chase nickte. »Schon gut. Also noch ein paar Minuten?«
    »Zumindest, bis wir die Leiche fortbringen können«, sagte der Doktor. »Die Spurensicherung wird noch einige Stunden beschäftigt sein.«
    Die Spurensicherung interessierte Chase nicht. Ihm war nur wichtig, dass Diana nicht mehr hier war, wenn Frank nach Hause kam. »Dann fahre ich jetzt zu ihm und –«
    »Detective Anderson!«, rief jemand von unten, ehe Chase seinen Satz vollenden konnte. »Cassell fährt gerade vor.«
    Chase schluckte einen Fluch hinunter. »Seht zu, dass ihr hier fertig werdet. Ich versuche ihn aufzuhalten.«
    Er lief die Treppen nach unten, durchquerte den Flur und rannte aus dem Haus. Auf der Veranda stieß er um ein Haar mit Frank zusammen, der die Stufen heraufhetzte. Schweiß stand ihm auf der Stirn und sein kurzes blondes Haar klebte ihm in feuchten Strähnen am Kopf. Frank machte einen Schritt zur Seite und wollte an ihm vorbei ins Haus, doch Chase verstellte ihm den Weg.
    »Geh zur Seite, Ryan!«
    Chase schüttelte den Kopf. »Lass uns hierbleiben, ich erkläre dir alles.«
    »Erklären!«, fuhr Frank ihn an, bebend vor Zorn und einer Trauer, von der Chase wusste, dass sie in seinem ehemaligen Partner steckte, er sie aber nicht herauslassen konnte – noch nicht. »Was willst du mir erklären, was ich nicht längst aus den Nachrichten wüsste? Warum habt ihr mich nicht angerufen, ihr verdammten Penner! Ihr hättet es mir sagen müssen. Sofort!«
    Chase griff nach dem Arm seines Kollegen. Seine Finger bohrten sich in den Stoff des dicken Wollmantels, als er versuchte Frank von der Tür wegzuführen, in den Garten hinaus, doch Frank schüttelte seine Hand ab und drängte sich an ihm vorbei.
    »Frank, warte! Tu dir das nicht an!« Er eilte hinter dem Agenten her die Treppen hinauf, doch Frank war bereits oben angekommen. Als Chase hinter ihm auf den Gang trat, sah er Frank im Schlafzimmer verschwinden. Anderson und Munarez standen da wie
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