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Dämonisches Tattoo

Dämonisches Tattoo

Titel: Dämonisches Tattoo
Autoren: B Melzer
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sein konnte.
    »Alles in Ordnung bei Ihnen, Agent Ryan?« Dr. Edwards hatte sich ihm zugewandt und musterte seine Lippe. »Brauchen Sie Hilfe?«
    »Wenn Sie zwei Paracetamol für mich haben, sage ich nicht Nein.« Im Moment spürte Chase nur ein leises Pulsieren, doch vermutlich würde das bald in hämmernde Kopfschmerzen übergehen. Abgesehen davon hatte er heute noch eine Menge Arbeit vor sich, die sich mit einem Brummschädel nur schwer erledigen lassen würde.
    Edwards bückte sich nach seinem Koffer, fischte ein weißes Plastikröhrchen heraus und warf es Chase zu. »Bedienen Sie sich.«
    Chase fing es auf und ließ zwei Tabletten in seine Handfläche rollen, die er ohne Wasser hinunterschluckte. »Ich hätte nicht gedacht, dass ihre Patienten so etwas noch brauchen.«
    Der Mediziner grinste. »Die sind für mich, wenn mir meine
Patienten
mal wieder Kopfzerbrechen bereiten.« Ernahm Chase das Röhrchen ab und warf es in seinen Koffer zurück. Dann wandte er sich erneut Chase zu und hielt ihm ein Papiertaschentuch entgegen. »Hier.«
    Chase nahm das Taschentuch und wischte sich das Blut von der Lippe. »Besser?«
    »Zumindest gut genug, damit die Reporter es nicht sofort wittern und in der Hoffnung auf eine sensationelle Story über Sie herfallen.«
    »Was passiert jetzt mit Agent Cassell?« Ben hatte endlich seine Kamera ausgeschaltet und schraubte den Deckel auf das Objektiv. »Wer passt auf ihn auf?«
    »Ich denke, dass man ihn für eine Nacht im Krankenhaus behalten wird, bevor sich die Psychologen des FBI auf ihn stürzen.« Chase’ Blick fiel auf den blutigen Teppich und wanderte von dort aus nach oben, zu Dianas erstarrten Zügen. Hierher konnte Frank nicht zurück. Er hätte ihm angeboten, erst einmal zu ihm nach Hause zu kommen, doch er bezweifelte, dass sich Frank darauf einlassen würde – nicht, solange er Chase als den Schuldigen am Tod seiner Frau auserkoren hatte. Vielleicht konnte Frank für eine Weile zu seiner Schwester nach Silver Spring ziehen. Der Agent mochte wütend sein, doch schon bald würde seine Wut in Trauer umschlagen. Dann war es besser, wenn jemand bei ihm war.
    »Nehmen Sie es nicht zu schwer«, meinte Ben und trat einen Schritt zur Seite, um die Gehilfen des Gerichtsmediziners mit dem Leichensack vorbeizulassen. »Frank kann Ihnen wohl kaum die Schuld daran geben, dass Ihr Profil nicht gleich Namen und Adresse des Täters mit ausgespuckt hat. Den Kerl zu finden ist immer noch Aufgabe der Polizei.«
    Natürlich wusste Chase, dass es nicht seine Schuld war, doch ebenso gut wusste er, dass Frank das im Augenblick vollkommen egal war. Chase’ Blick wanderte zu Diana. Edwards Assistenten hatten sie von ihren Fesseln befreit und hoben sie vom Stuhl, um sie in den ausgebreiteten Leichensack zu legen. Sich ein Opfer zu suchen, das in direkter Verbindung zu den Ermittlern stand, war gewagt. Dieser Kerl war clever, zugleich schien er mutiger zu werden, als wolle er seine Verfolger zu einem Spiel auffordern.
Fangt mich, wenn ihr könnt!
Genau das würden sie tun, denn früher oder später würde sein Mut in Übermut umschlagen und er würde anfangen Fehler zu machen. Vielleicht war Diana bereits sein erster Fehler.
    Der Anblick des blutigen Teppichs, gepaart mit dem Gestank, der im Raum hing, schien den aufkeimenden Kopfschmerz noch zu beschleunigen. Da es für ihn hier oben ohnehin nichts mehr zu tun gab, nickte er Dr. Edwards und Ben zum Abschied kurz zu und wollte hinaus.
    »Sind Sie heute Abend noch in der Stadt?«, rief Ben ihm hinterher.
    »Vermutlich nicht, warum?«
    »Einige von uns werden sicher auf ein Bier im
Golden Bell
sein. Falls Sie also da sind, kommen Sie doch vorbei.«
    Chase kannte den Laden. Er war selbst bereits des Öfteren mit Frank dort gewesen, ein- oder zweimal auch mit Anderson und Munarez, wenn sie außerhalb des Büros über einen Fall sprechen wollten. Das
Golden Bell
war eine der Kneipen, in der hauptsächlich Cops verkehrten, was das
Bell
wohl zu einem der sichersten Orte im Washingtoner Nachtleben machte.
    »Vielleicht ein andermal.«
    Ben nickte. »Dann schicke ich Ihnen die Fotos wohl am besten so schnell wie möglich per E-Mail, damit Sie sich alles ansehen können.«
    »Danke.« Chase verließ das Schlafzimmer und den ersten Stock. Unten im Flur kam ihm Munarez entgegen. »Wie geht es Frank?«, fragte er.
    »Die werden ihn gleich mit Beruhigungsmitteln vollpumpen, bis er nur noch rosa Nilpferde sieht. Danach geht es ihm hoffentlich für eine Weile
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