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Daemonenhunger

Daemonenhunger

Titel: Daemonenhunger
Autoren: Timothy Carter
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Freund.
    Seufzend reagierte Vincent auf das Notsignal und stellte pantomimisch dar, wie Vulkane ausbrachen und derart viel Asche in die Atmosphäre schleuderten, dass sich ein undurchdringlicher Teppich bildete, der wiederum die Sonnenstrahlen blockierte, wodurch die Erde zu Eis gefror. Er schaffte es mühelos. Wenn man will, kann man alles mit den Händen darstellen.
    »Tja, äh … also, dann brechen alle Vulkane aus«, stammelte Big Tom, »und bedecken die gesamte Erde mit Asche.«
    Mit einem Stöhnen ließ Vincent das Gesicht in die Hände sinken.
    »Du solltest dich lieber um dein eigenes Projekt kümmern.«
    Vincent sah auf. Max hatte sich direkt vor seinem Tisch aufgebaut und blickte ihn drohend an. Vincent seufzte genervt. Er hatte seinen Bruder doch allerhöchstem eine Minute aus den Augen gelassen.
    »Warum predigst du nicht das ›wahre Wort‹?«, fuhr Max fort und betonte dabei jede einzelne Silbe. »Ich verteile hier Faltblätter für dich, verbreite die Botschaft des Triumvirats, und du sitzt bloß da und drehst Däumchen.«
    »Ich habe meine eigene Methode«, erklärte Vincent. »Ich spare meine Energie für den richtigen Moment auf, wenn es drauf ankommt.«
    »Es kommt immer drauf an«, giftete Max. »Wir müssen in jeder Sekunde unseres Lebens die Botschaft des Triumvirats verkünden, die Botschaft der frohen Liebe.«
    Während Vincent dem Glauben mehr oder weniger abgeschworen hatte, hing Max der Familienreligion mit ganzem Herzen an. Zuerst hatte Vincent vermutet, Max wolle sich dadurch nur bei den Eltern einschleimen, und vielleicht war das anfangs auch die Absicht seines Bruders gewesen. Doch mittlerweile zweifelte Vincent nicht mehr daran, dass sein Bruder zu den wahren Gläubigen gehörte.
    Max behauptete nicht selten, erst das Triumvirat habe seinem Leben Ziel und Sinn verliehen. Vincent hingegen fand, dass sein Bruder sich seitdem zu einer richtigen Landplage entwickelt hatte. Insbesondere, wenn er Mo ralpredigten hielt.
    »Warum ziehst du nicht los und rettest eine paar verlorene Seelen?«, schlug Vincent vor.
    »Du meinst wirklich retten?«
    »Genau.«
    »Erst mal will ich sehen, ob du es schaffst, Eindruck auf die Jury zu machen«, erwiderte Max. »Wenn du eine lahme Vorstellung ablieferst, werden Mutter und Vater sehr, sehr unglücklich sein.«
    Vincent schnitt eine Grimasse und widmete seine Aufmerksamkeit lieber Big Toms vergeblichen Versuchen, der Jury zu imponieren. Sein Freund war gerade dabei, Essig in den Krater zu kippen, um einen Vulkanausbruch zu simulieren. Obwohl er auf Zehenspitzen stand, kam er nicht ganz bis zur Spitze hoch, und der verschüttete Essig tropfte seitlich am Modell herab.
    Vincent erhob sich stöhnend und nahm seinem Freund die Flasche aus der Hand. Er goss eine großzügige Porti on Essig in den Krater. Nichts geschah.
    »Das ist nicht gerade sehr eindrucksvoll«, erklärte der Preisrichter mit den Eulenaugen.
    »Aber es muss funktionieren«, sagte Vincent, völlig verdutzt. »Big Tom, gib mir das Backpulver.«
    Sein Freund griff nach der bereits halb leeren Tüte mit dem Pulver und löffelte noch mehr davon in den Krater. Währenddessen warf Vincent einen kritischen Blick dar auf und machte dabei eine höchst unangenehme Entdeckung.
    »Das hier«, sagte er und riss seinem Freund die Tüte aus der Hand, »ist Mehl.«
    »Echt jetzt?« Big Tom fiel aus allen Wolken. »Das Zeug sieht genauso aus wie Backpulver, deswegen habe ich gedacht, es wäre dasselbe.«
    »Es ist aber nicht dasselbe«, erwiderte Vincent. »Das habe ich dir schon mindestens hundertmal …«
    »Soll das heißen, du hast ihm bei seinem Projekt geholfen?«, fragte die Frau mit den Spinnenfingern.
    »Das ist ein Verstoß gegen die Regeln«, sagte Eulenauge streng.
    »Ich fürchte, damit seid ihr beide disqualifiziert«, stellte der nach Käse riechende Preisrichter fest und machte einen entsprechenden Vermerk auf seinem Klemmbrett.
    »Aber …«, protestierte Big Tom, doch die Jury war bereits unterwegs zum nächsten Tisch.
    »Wollen Sie sich denn mein Projekt nicht wenigstens ansehen?«, rief Vincent hinter den dreien her.
    »Wozu die Mühe?«, erwiderte der Preisrichter, der nach Käse roch, über die Schulter. »Du bist draußen.«
    Vincent ließ sich schwer auf den Stuhl sinken und funkelte Big Tom wütend an. Max seinerseits lehnte sich über den Tisch und funkelte Vincent wütend an.
    »Mutter und Vater werden sehr enttäuscht sein«, stell te er fest.
    »Ach, hör schon auf«, erwiderte
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