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Daemonenhunger

Daemonenhunger

Titel: Daemonenhunger
Autoren: Timothy Carter
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Geschöpf.«
    »Für mich siehst du eher aus wie ein rasierter Affe«, erklärte Vincent, der allmählich wieder Oberwasser bekam und sich in Chanteuses Gegenwart gleich viel sicherer fühlte.
    »Schluss jetzt, ihr beiden«, schaltete sich Chanteuse energisch ein. »Aha, das Wasser kocht. Vincent, wärst du so nett und würdest den Tee aufgießen und mir dann auf der Veranda Gesellschaft leisten?«
    Damit ging sie zur Hintertür hinaus, ehe er etwas erwidern konnte. Er nahm sich einen Augenblick Zeit, um seine Gedanken zu ordnen und sich zu beruhigen, bevor er den Tee zubereitete. Er zweifelte keine Sekunde daran, dass Chanteuse ihm die rätselhaften Vorgänge erklären würde, sobald sie bereit dazu war.
    »Vielen Dank«, sagte sie, als er mit einem Tablett, auf dem Milch, Zucker und zwei Tassen standen, auf die Veranda trat. »Grimbowl, sei doch bitte so nett und halte meinem Freund die Tür auf.«
    »Moment mal«, sagte das Wesen, während es der Aufforderung folgte, »das sind ja bloß zwei Tassen. Geht hier etwa jemand leer aus?«
    »Du hast es erfasst«, erklärte Vincent und setzte das Tablett auf dem Beistelltisch ab. »Ich kann es nämlich nicht leiden, wenn man mir Zucker ins Gesicht wirft.«
    »Ich hole dir gleich noch eine Tasse, Grimbowl«, sag te Chanteuse und schenkte Tee ein. »Ich möchte dir erst meinen Freund Vincent vorstellen«, sagte sie und fuhr dann an den Jungen gewandt fort: »Darf ich dich mit Grimbowl, dem Elf, bekannt machen.«
    »Ein … Elf?«, fragte Vincent und winkte dem winzigen Wesen vorsichtig zu. »Beißt er?«
    »Ob ich beiße?«, wiederholte das Wesen empört. »Sehe ich vielleicht aus wie ein Hund? Nein, ich beiße nicht, aber man sagt mir nach, dass ich einen ordentlichen Tritt habe.« Wovon Vincent sich kurz darauf selbst überzeugen konnte, als das Wesen sein linkes Schienbein attackierte.
    »Hey!«, maulte Vincent, presste sich mit schmerzver zerrtem Gesicht die Hand auf das Bein und hüpfte her um. »Du kleiner Mistkerl.«
    »Soll ich mir dein anderes Bein auch noch vornehmen?«, fragte Grimbowl.
    »Wie wär’s, wenn ich mir erst mal deinen Kopf vornehme?«, erkundigte sich Vincent und holte seinerseits zum Tritt aus.
    »Schluss jetzt, ihr beiden«, wiederholte Chanteuse. »Setzt euch und trinkt euren Tee wie zivilisierte Leute.«
    Doch als Vincent gehorsam den Fuß auf den Boden stellte, versetzte ihm Grimbowl einen zweiten, noch heftigeren Tritt. Vincent jaulte vor Schmerz auf und sank in einen der Korbstühle, während der Elf gehässig johlte. Dann sprang Grimbowl unversehens und so schnell, dass Vincent ihm kaum mit den Augen zu folgen vermochte, von der Veranda und war im Handumdrehen im Gebüsch verschwunden, das den hinteren Teil des Gartens begrenzte.
    »Das tut mir wirklich sehr leid«, sagte Chanteuse, die ihre Tasse abgestellt hatte und Vincents Bein besorgt musterte. »Elfen können ziemlich gemein sein, allerdings benimmt Grimbowl sich sonst nicht so ungehobelt.«
    »Ein Elf«, sagte Vincent. »Da bin ich ja richtig froh. Ich hatte schon Angst, es könnte was anderes sein.«
    »Hast du geglaubt, Grimbowl wäre ein Dämon?«, fragte sie und lächelte.
    »Woher weißt du das?« Vincent war völlig verblüfft.
    »Ich kenne schließlich deine Familie«, sagte Chanteu se und reichte ihm eine Teetasse. »Sie haben dir bestimmt alle möglichen Ängste eingeredet. Was merkwürdig ist oder aus der Reihe fällt, muss böse sein, nicht wahr?«
    »Ja, so ungefähr«, sagte Vincent. »Aber wieso bist du dir sicher, dass es kein Dämon ist? Er könnte dich genauso gut täuschen.«
    »Was glaubst du? Hältst du Grimbowl für einen Dämon?«, fragte Chanteuse. »Antworte mir einfach, ohne nachzudenken.«
    »Nein«, sagte Vincent. »Das kann ich mir nicht vorstellen. Andererseits … die Mitglieder des Triumvirats warnen ständig davor, dass uns überall Dämonen auflauern, die uns in Versuchung führen. Ich möchte das zwar nicht glauben, aber was ist, wenn sie …«
    »Wenn eine Gruppe versucht, Angst in dir zu schüren, ist sie es nicht wert, dass du dich ihr anschließt«, erklärte Chanteuse kategorisch. »Vergiss das nie.«
    Vincent lächelte. Genau darauf hatte er gehofft. Er erzählte Chanteuse von dem Elf, den er an der Schule gesehen hatte, und sie hörte ihm schweigend zu.
    »Ich wollte natürlich wissen, was ich da gesehen ha be«, schloss er seine Erzählung. »Deswegen bin ich zu dir gekommen.«
    »Wie schmeichelhaft, dass du an mich gedacht hast«, sagte sie,
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