Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Daemonenhunger

Daemonenhunger

Titel: Daemonenhunger
Autoren: Timothy Carter
Vom Netzwerk:
und Vincent lief prompt rot an. Es tat so gut, in ihrer Nähe zu sein.
    »Elfen meiden eigentlich belebte Orte«, fuhr Chanteu se nachdenklich fort. »Bis vor kurzem ist Grimbowl auch nie auf die Idee gekommen, unser Haus zu betreten. Er und die anderen Waldleute haben sich darauf beschränkt, hinten im Garten mit mir zu reden, und das auch nur, weil der Garten in einen Park übergeht. Anfangs haben sich die Elfen sogar in den Büschen versteckt, wenn sie sich mit mir unterhielten.«
    »Du kennst sie wohl ziemlich gut«, stellte Vincent fest.
    »Ich weiß nur das, was sie mir erzählt haben, und im Allgemeinen sind sie recht wortkarg«, sagte Chanteuse. »Sie bleiben am liebsten unter sich.«
    »Kennst du noch andere seltsame Geschöpfe?«, erkundigte sich Vincent.
    »Von dir abgesehen niemanden«, antwortete sie.
    »Du weißt genau, was ich meine!«, entgegnete Vincent und schüttete sich dabei vor Aufregung Tee über die Hose. »Geschöpfe wie diesen Elf. Übernatürliche Wesen, Geister, Kobolde, Feen und so. Mann, der Tee ist kochend heiß. Ich habe mich bestimmt verbrüht.«
    »Alle Geschöpfe sind natürlich und gehören zu unserer Welt«, entgegnete sie. »Feen, Geister und Kobolde genauso wie du und ich. Aus irgendwelchen Gründen können die meisten Menschen sie allerdings nicht wahrnehmen. Meiner Ansicht nach liegt das daran, dass sie die Wesen nicht sehen wollen.«
    »Ich kann sie jedenfalls sehen«, sagte Vincent, »zumindest die Elfen.«
    »Das ist ein gutes Zeichen«, sagte Chanteuse. »Du bist offen, das habe ich seit jeher gewusst. Die Welt braucht unbedingt Menschen wie dich.«
    Vincent lief zum zweiten Mal rot an. »Was ist mit Vampiren?«, fragte er.
    »Alles Unsinn«, sagte Chanteuse. »Es gibt keine Vampire. Sie sind reine Erfindungen.«
    Daraufhin tranken sie ihren Tee und plauderten noch ein bisschen. Vincent wollte alles über Elfen erfahren, und Chanteuse gab ihm bereitwillig Auskunft.
    »Elfen gleichen den Menschen des goldenen Zeitalters«, erklärte sie. »Sie leben im Einklang mit der Natur. Außerdem werden sie deutlich älter als wir Menschen, manche von ihnen sind sogar schon mehrere Jahrtausen de alt.«
    »Besitzen sie denn magische Kräfte?«, fragte Vincent aufgeregt.
    »Ja«, sagte Chanteuse. »Sie bedienen sich natürlicher, auf der Erde vorhandener Energiefelder, um mit ihrer direkten Umgebung völlig zu verschmelzen. Das ist ein weiterer Grund, warum nur so wenige Menschen sie sehen können. Ich glaube, du hättest Grimbowl niemals entdeckt, wenn er nicht hätte entdeckt werden wollen.«
    »Nicht schlecht«, sagte Vincent anerkennend. »Was haben sie denn noch so drauf? Können sie fliegen? Oder Objekte durch pure Willenskraft in Bewegung versetzen?«
    »Keine Ahnung«, antwortete Chanteuse. »Beim nächsten Mal fragen wir sie am besten selbst. Jetzt muss ich dich aber leider bitten zu gehen, ich muss mich nämlich für die Arbeit fertig machen.«
    Vincent nickte, und sie räumten gemeinsam das Teegeschirr weg. Nach dem Gespräch hatte er den Eindruck, eine Zentnerlast sei ihm von den Schultern genommen worden. Außerdem fühlte er sich mit einem Mal irgendwie sonderbar: Er wusste etwas über diese Welt, wovon die meisten Menschen keine Ahnung hatten. Höchstwahrscheinlich hatte nicht einmal das heilige Triumvirat je einen Elf getroffen oder mit einem der Wesen gesprochen.
    Wahrscheinlich hatte ihnen allerdings auch kein Elf je einen Tritt gegen das Schienbein versetzt. Vincent wuss te nicht recht, ob er einen neuen Freund gefunden oder sich einen Feind gemacht hatte, doch wenn Chanteuse Grimbowl mochte, konnte man vermutlich mit ihm auskommen.
    »Wo arbeitest du denn zurzeit?«, fragte Vincent, während Chanteuse die Tassen in den Schrank einräumte. Seine Eltern hatten gründliche Arbeit geleistet und nur übelsten Tratsch über seine ehemalige Babysitterin verbreitet. Es war also nicht anzunehmen, dass ihr seitdem jemand seine Kinder anvertraut hatte.
    »Ich arbeite in der Gemüseabteilung von Dufferin & Steeles«, erwiderte Chanteuse.
    »Du meinst diesen Riesensupermarkt von Alphega?«, fragte Vincent.
    »Ja, genau«, gab sie zurück und seufzte leise.
    Vincent traute seinen Ohren kaum. Chanteuse war zwar die Leutseligkeit in Person, aber bei Großkonzernen wie Alphega sah sie rot. Damals, als sie noch auf ihn aufgepasst hatte, hatte sie ihm einmal von diesem Unternehmen erzählt. Vincent hatte gefragt, ob sie nicht zum Abendessen zu Steinburger’s gehen könnten, und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher