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Daemonenhunger

Daemonenhunger

Titel: Daemonenhunger
Autoren: Timothy Carter
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Chanteuse hatte aus moralischen Gründen rundheraus abgelehnt.
    »Steinburger’s gehört zu Alphega«, hatte sie ihm erklärt. »Das ist eine ganz schlimme Firma, die unterstütze ich nicht.«
    »Was ist denn so schlimm an denen?«, hatte Vincent wissen wollen. Er war damals noch in dem Alter gewe sen, in dem es nichts Köstlicheres gab als einen gebratenen Hamburger.
    Chanteuse hatte ihm alles erzählt: dass Alphega in chinesischen Ausbeuterbetrieben produzieren ließ, dass die Firma alle ortsansässigen Geschäfte über kurz oder lang in die Pleite trieb und dass sie ihre Angestellten schlecht behandelte. Als sie ihm zum Schluss eröffnete, woher das Fleisch für die Burger kam, stürzte er zur Toilette und übergab sich.
    »Bestimmt verschmutzen sie auch die Umwelt«, hatte Vincent gesagt, nachdem er sich den Mund abgewischt hatte. Wenn Chanteuse gegen Großkonzerne wetterte, kam sie meist auch auf dieses Thema zu sprechen.
    »Nicht, dass ich wüsste«, hatte sie erwidert. »In dieser Hinsicht sind sie wohl absolut korrekt. Das ist das einzig Gute, was ich über sie sagen kann.«
    »Also sind sie nicht durch und durch böse?«
    »Vielleicht nicht durch und durch«, hatte Chanteuse zugegeben, »aber auch ganz gewiss nicht gut.«
    »Ich habe gedacht, du könntest diese Kerle nicht ausstehen«, sagte Vincent nun.
    »Das stimmt«, erwiderte sie, »aber einen anderen Job habe ich nicht gefunden, und ich muss schließlich meine Mutter unterstützen.«
    »Richtig«, sagte Vincent und machte sich eine Notiz im Geiste, seine Eltern unbedingt von diesem Supermarkt fernzuhalten. »Ich hoffe, sie springen nicht ebenso gemein mit dir um wie … Hallo, da ist ja Big Tom.«
    Tatsächlich, da war sein Freund. Durch den Park hin ter Chanteuses Haus führte ein Fahrradweg, auf dem Big Tom ihnen mit gesenktem Kopf entgegentrottete.
    »Er ist unglücklich«, sagte Chanteuse. »Seine Aura ist dunkelblau.«
    »Ich werde ihn mal fragen, was los ist«, sagte Vincent. »Darf ich durch den Garten hinaus?«
    »Natürlich«, antwortete Chanteuse und lächelte ihn zum Abschied strahlend an. »Vielen Dank für deinen Besuch. Es war schön, dich wiederzusehen.«
    Da lief Vincent zum dritten Mal rot an. Er winkte ihr etwas verlegen zu und rannte durch die Büsche davon. Kurz darauf stand er neben seinem Freund.
    »Big Tom«, sagte er, als dieser ihn nicht zu bemerken schien, »alles in Ordnung?«
    »Hm? Oh. Hallo, Vincent«, erwiderte Big Tom überrascht und sah zu ihm auf.
    Erst in diesem Augenblick bemerkte Vincent das fri sche neue Veilchen auf Toms Auge. »Was ist denn mit dir passiert?«, fragte er.
    »Na, was denkst du?«, gab Big Tom zurück. »Barnaby Wilkins ist mal wieder auf mich losgegangen.«
    »Echt?«, sagte Vincent überrascht. »Sonst bist du doch immer viel zu schnell für ihn.«
    Das stimmte. Was Big Tom an Größe und Körperkraft fehlte, machte er durch Schnelligkeit wett. Schlägertypen, die ihn durch die Mangel drehen wollten, mussten ihn erst mal erwischen. Dabei zogen die meisten den Kürzeren.
    »Einer seiner Leibwächter hat mich festgehalten«, sagte Big Tom.
    »Oh«, sagte Vincent mitfühlend, dem bereits Ähnliches passiert war. »Welcher war es denn? Bruno oder Boots?«
    »Bruno«, sagte Big Tom. »Ich hasse ihn. Er ist der Al lerschlimmste.«
    Vincent nickte stumm. Obwohl die Schulleitung nicht gerade begeistert darüber war, dass einer der Schüler mit Leibwachen in die Schule kam, hatte es Mr. Wilkins geschafft, sie von der Notwendigkeit dieser Maßnahme zu überzeugen. Alphega war ein bedeutender Sponsor der Schule und stellte außerdem das Kantinenessen. Wenn ein mächtiger Manager des Konzerns, beispielsweise Francis Wilkins, die Schule um einen Gefallen für seinen Sohn bat, drückte der Direktor daher gerne mal ein Auge zu.
    Und wenn Lehrer beobachteten, dass ebendiese Leibwächter Schüler festhielten, damit Barnaby sie zusammenschlagen konnte, drückten sie gerne mal beide Augen zu.
    »Hatte Barnaby wenigstens einen Grund?«, fragte Vincent. »Oder war es reine Willkür?«
    »Er hat furchtbar angegeben, weil er den ersten Preis auf dem Schülerforum der Wissenschaft bekommen hat«, sagte Big Tom. »Da habe ich gesagt, er würde bloß gewinnen, weil sein Vater ihm den ganzen Hightech-Kram kauft. Daraufhin hat sich Bruno auf mich gestürzt.«
    »Bist du verletzt?«, erkundigte sich Vincent.
    »Er hat mich ziemlich übel im Gesicht erwischt«, sagte Big Tom und deutete auf sein blaues Auge. »Au ßerdem hat
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