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Darkover 11 - Das Zauberschwert

Titel: Darkover 11 - Das Zauberschwert
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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    Er war einem Traum gefolgt, und der Traum hatte ihn zum Sterben hierher gebracht.
   Nur halb bei Bewußtsein, lag er auf den Steinen und dem dünnen Moos der Klippe, und in seinem benommenen Zustand meinte er, das Mädchen aus seinem Traum stünde vor ihm. Lach ruhig , sagte er zu ihrem Phantasiegesicht. Wärst du nicht gewesen, wäre ich jetzt eine halbe Galaxis weiter .
   Ich läge nicht halbtot hier auf einem gefrorenen Dreckklumpen am Rand des Nirgendwo .
   Aber sie lachte nicht. Sie schien an der Kante des Abgrunds zu stehen. Der schneidende Bergwind blies die dünnen blauen Draperien um ihren schlanken Körper, das lange rote Haar schimmerte um ihre zarten Züge. Sie sah ganz so aus, wie er sie in seinem Traum gesehen hatte, aber sie lachte nicht. Ihr Gesicht war blaß und ernst.
   Und es war, als spreche sie, obwohl der sterbende Mann wußte - wußte -, ihre Stimme konnte nichts anderes sein als das Echo des Windes in seinem fiebernden Gehirn.
   »Fremder, Fremder, ich wollte dir nichts Böses. Nicht mein Ruf, nicht mein Tun hat dich auf diesen Paß gebracht! Es ist wahr, ich habe dich gerufen - oder vielmehr habe ich einen Ruf hinausgesandt an jeden, der mich zu hören vermochte, und das warst du. Doch die über uns wissen, daß ich dich damit nicht in Gefahr bringen wollte! Das Wetter, die Stürme folgen meinen Geboten nicht. Ich will tun, was ich kann, um dich zu retten, aber ich habe keine Macht in diesen Bergen.«
   Andrew Carr antwortete ihr zornig. Ich bin verrückt oder vielleicht schon tot , dachte er, daß ich hier liege und Beleidigungen mit einem Geistermädchen tausche .
   »Du sagst, du hast mich gerufen? Und was ist mit den anderen in meinem Flugzeug? Hast du sie etwa auch gerufen? Und hergelockt, daß sie hier in den Wirbelstürmen der Hellers umkommen? Macht dir ein Massensterben Spaß, du Ghoul-Mädchen?«
   »Das ist ungerecht!« Die Worte, die zu hören er sich einbildete, waren wie ein qualvoller Aufschrei. Ihr Geistergesicht zuckte, als wolle sie anfangen zu weinen. »Ich habe sie nicht gerufen; sie folgten dem Weg, den ihre Arbeit und ihr Geschick sie führten. Nur du hattest die Wahl, meinem Ruf zu folgen oder nicht. Du entschiedest dich, zu kommen und das Schicksal zu teilen, das die Vorsehung für sie bereithielt. Ich will dich retten, wenn ich kann. Die Zeit der anderen ist zu Ende, und mit ihrem Los habe ich nie etwas zu schaffen gehabt. Dich kann ich retten, wenn du auf mich hörst, aber du mußt aufstehen. Steh auf!«, rief sie in wilder Verzweiflung. »Du wirst sterben, wenn du länger hier liegen bleibst! Steh auf und suche dir einen Unterschlupf, denn der Sturm gehorcht mir nicht… «
   Andrew Carr öffnete die Augen und blinzelte. Wie ihm die ganze Zeit klar gewesen war, lag er allein und verletzt auf dem Felssims in den Trümmern des Kartographierungsflugzeugs. Das Mädchen war verschwunden - wenn es überhaupt da gewesen war.
   Steh auf und suche dir einen Unterschlupf, denn der Sturm gehorcht mir nicht . Das war natürlich eine verdammt gute Idee, sofern er es fertig brachte. Unterschlupf. Der Ort, wo er unter einem Fragment der zerschmetterten Flugzeugkabine lag, war nicht der richtige für die bitterkalte Nacht auf diesem seltsamen Planeten. Bei seinem Eintreffen auf Cottman IV war vor dem Wetter hier gewarnt worden - nur ein Wahnsinniger würde in der Jahreszeit der Stürme nachts im Freien bleiben.
   Andrew machte eine letzte verzweifelte Anstrengung, seinen Knöchel zu befreien, der wie das Bein eines gefangenen Tieres von verdrehtem Metall festgehalten wurde. Diesmal fühlte er das Metall ein bißchen nachgeben, und obwohl der Schmerz stärker wurde und Haut und Fleisch zerrissen, zerrte er im Dunkeln entschlossen an dem eingeklemmten Fuß. Nun konnte er sich vorbeugen und das Bein mit den Händen anheben. Zerfetzte Kleidung und aufgerissenes Fleisch waren schlüpfrig von dem Blut, das in der eisigen Kälte bereits gefror. Als er das zackige Metall mit den bloßen Händen berührte, brannten sie wie Feuer. Aber es gelang ihm, das verletzte Bein an den schlimmsten Kanten vorbeizuleiten. Er stieß einen Seufzer aus, in dem sich Qual und Erleichterung mischten. Der Fuß war frei. Er war von Blut bedeckt, Stiefel und Kleidung waren zerfetzt, das Fleisch bis auf den Knochen aufgerissen, aber er war frei, saß nicht länger in der Falle. Andrew kämpfte sich auf die Füße, und sofort warf ihn ein eisiger, graupelgeladener Windstoß, der
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