Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Daemonen kuesst man nicht

Daemonen kuesst man nicht

Titel: Daemonen kuesst man nicht
Autoren: Angie Fox
Vom Netzwerk:
Siegel des Ministeriums für Innermagische Angelegenheiten (MIA). Ich war erst seit zwei Wochen eine Dämonenkillerin, aber ich wusste genau, dass ich mich mit diesen Jungs nicht anlegen wollte.
    Ich zog scharf den Atem ein. »Sind das Strafzettel?«
    Großmutter blies sich das Haar aus dem Gesicht, und das Phönix-Tattoo auf ihrem Arm sackte nach unten wie der Unterkiefer einer Bulldogge. »Ich habe dir doch gesagt, du sollst nicht hinschauen«, tadelte sie mich. »Und jetzt hau ab, und lass mich dieses Zeug für dich loswerden.«
    Ich schluckte mühsam. »Das sind meine?« Ich drängte mich an ihr vorbei und versuchte, die zerquetschte Papiermasse aus der Abflussöffnung zu fischen. Ich riss mir die Finger an den Klingen des Zerkleinerers auf und stieß mit dem Handgelenk gegen den Abfluss. Mein Magen zog sich zusammen. »Unmöglich!« Das konnte nicht an mich gerichtet sein. Ich hatte noch nie zuvor einen Strafzettel wegen Geschwindigkeitsübertretung bekommen. Ich hatte noch nie die Leihfrist in der Bücherei überschritten. Und ich war immer mindestens dreißig Minuten vor Unterrichtsbeginn in der Happy Hands Preschool erschienen. Ich hatte mich immer an alle Regeln gehalten.
    Bis ich eine Dämonenkillerin geworden war.
    Mit zitternden Händen zog ich die tropfnassen Anklageschriften auseinander: Unerlaubter Exorzismus; zwei Anklagepunkte lauteten auf Ungebilligte Kriegsführung gegen Dämonen , und in mindestens elf Fällen wurde ich der Unbefugten und offenkundigen magischen Zerstörung beschuldigt.
    Gott schütze Amerika.
    »Verstehst du jetzt, warum ich diese Papiere vernichten wollte?«, fragte Großmutter und schnipste ein Stück eines Strafzettels von dem Ärmel ihres T-Shirts. Sie schob einen Daumen unter den Nietengürtel an ihrer Taille. »Du hättest die Prüfung zur Lizenzerteilung ohnehin nicht bestanden.«
    »Prüfung zur Lizenzerteilung?« Ich brauchte eine Lizenz? Noch vor zwei Wochen hatte ich nicht einmal gewusst, dass meine Familie etwas mit Magie zu tun hatte, ganz zu schweigen von Dämonen, denen ich von Angesicht zu Angesicht gegenüberstehen würde, von Werwölfen oder dieser besonders abscheulichen Kreatur, die in der Rückseite meines Spezialwerkzeuggürtels hauste. »Wie sollte ich eine solche Prüfung bestehen können? Du hast mir bisher noch nichts beigebracht.«
    Die meisten Dämonenkiller erhielten eine lebenslange Schulung. Und mir hatte man noch gar nichts beigebracht.
    »Hey.« Großmutter hob den Zeigefinger. Ihr silberner Waschbär-Ring glitzerte im Licht der Morgendämmerung. »Ich bin eine starke Befürworterin der praktischen Ausbildung am Arbeitsplatz.«
    »Na toll.« Wasser von den Strafzetteln tropfte von meinen Ellbogen, und Panik stieg in mir auf. »Schön, dass du das so siehst. Aber erlaube mir, dir eine für mich sehr, sehr wichtige Frage zu stellen: Wie soll mir das helfen?«
    Großmutter schaute unvermittelt zur Tür hinüber, und als ich ihrem Blick folgte, entdeckte ich Dimitri, meinen sündhaft starken Freund, der sich gegen den Türrahmen lehnte. In einer seiner großen Hände hielt er eine dampfende Kaffeetasse. »Gibt es hier ein Problem?«, fragte er, zog eine Augenbraue hoch und fuhr sich mit der anderen Hand durch sein zerzaustes Haar. Wärme durchflutete mich, als ich mir im Detail vorstellte, warum es im Augenblick so aussah.
    Dimitri konnte mir nicht helfen  – zumindest nicht bei dieser Sache. Er hatte mir bereits alles beigebracht, was in seiner Macht stand. Mein wahrer Mentor war Großmutter, ein Mitglied der Familie, das ich brauchte, um mein Erbe anzutreten, stärker zu werden und nicht mehr gegen die Regeln des Dämonentötens zu verstoßen.
    Sie warf Dimitri einen giftigen Blick zu. Dieser Mann bestand aus einem Meter achtzig voll mediterraner Glut und Kraft. Außerdem war er ein Greif, der seine Gestalt verändern konnte, und  – keine Ahnung, weshalb  – Hexen waren verrückt nach Greifen. Na ja, alle Hexen außer Großmutter. Sie klappte ihren krallenförmigen Ring auf, den sie am kleinen Finger trug.
    »Dafür haben wir keine Zeit«, mahnte ich, während der Geruch nach Stinktieren in die Luft stieg.
    Natürlich hörte sie nicht auf mich. Großmutter schleuderte feinen gelben Puder in Dimitris Richtung. »Superio casuico retractum!«
    Dimitri besaß die Frechheit, sich darüber lustig zu machen. Er verschränkte die Arme vor der Brust, und seine Augen glänzten herausfordernd. »Selbst wenn er schrumpfen würde, wäre er immer noch
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher