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Daemonen in London

Daemonen in London

Titel: Daemonen in London
Autoren: Nathan R. Corwyn
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suchen – oder ihn womöglich
überhaupt nicht zu finden.
    Sie
klopfte sich den Staub aus der Kleidung, ordnete ihr Haar ein wenig,
ging die Treppe hoch in den Gang im Erdgeschoss und trat dort durch
die Tür zum Laden. Sie gelangte in den hinteren Bereich des
alteingesessenen Antiquitätengeschäftes, das ihrer Familie
ursprünglich als Alibi dafür gedient hatte, warum ihre
männlichen Mitglieder sich immer wieder in alten Gemäuern
herumgetrieben hatten. Und als Einnahmequelle, denn bei der
Dämonenjagd verdiente man nur selten Geld.
    Nun,
da Vater die Jägerei aufgegeben hatte, war das Geschäft
jedoch seine einzige Beschäftigung. Heute war er allerdings
nicht im Laden, wie Keeva mit einem schnellen Rundblick feststellte,
als sie vom Lager in den Geschäftsraum trat. Großvater war
alleine hier und schrieb gerade etwas in eines der Bücher auf
dem Verkaufstresen. Er blickte auf, als er Keeva eintreten hörte.
    „Ah,
die Enkelin ist auch mal wach“, meinte er und sah sie mit einem
Augenzwinkern an.
    Keeva
gähnte.
    „Ich
habe Ferien, da darf ich bis mittags schlafen“, gab sie zurück
und trat neugierig hinter ihn. „Was machst du da?“
    Er
beugte sich wieder über das Buch.
    „Ich
trage die Verkäufe von letzter Woche nach“, erklärte
er. „Es lief gut und wir haben jetzt einige freie Plätze
in den Regalen.“
    Er
deutete vage auf die Verkaufsregale im Laden und konzentrierte sich
dann wieder auf seine Bücher.
    Keeva
schlenderte nach vorne und suchte möglichst unauffällig
nach dem Werkzeugkasten. Sie glaubte schon, sie hätte sich
getäuscht und das Teil wäre doch woanders, als sie ihn
endlich in einer der hinteren Ecken entdeckte. Er stand auf einem
kleinen Hocker, gleich neben der Tür zum Lager. Also hatte
Großvater ihn schon zurecht gestellt, um ihn wieder in das Haus
zu tragen, und benötigte ihn wohl nicht mehr. Gut!
    „Ich
geh dann mal wieder“, meinte sie. „Soll ich den
Werkzeugkasten mitnehmen und in den Keller bringen? Oder brauchst du
ihn noch?“
    Großvater
wirkte so überrascht, dass Keeva sich schämte. War es denn
so ungewöhnlich, dass sie ihre Hilfe anbot? Sie hoffte, dass sie
nicht zu dick aufgetragen hatte, denn die Augen von Robert Paddock
wurden schmal und er betrachtete sie plötzlich deutlich
aufmerksamer als vorhin.
    „Du
siehst müde aus“, stellte er fest. „Hast du dich
heimlich aus dem Haus geschlichen und gefeiert?“
    Keeva
ärgerte sich über sich selbst. Warum hatte sie nicht
einfach die Klappe gehalten und später am Abend nach dem
aktuellen Aufenthaltsort des Werkzeugs gesucht, statt jetzt
Großvaters Misstrauen zu wecken!
    „Du
weißt doch, dass ich nicht feiern gehe“, meinte sie
leichthin. Ihre Wangen brannten, hoffentlich wirkte sie nicht allzu
schuldbewusst.
    Doch
Großvater schien ihre Verlegenheit darauf zu beziehen, dass ihr
das Thema Feiern unangenehm war.
    Er
machte sich ständig Sorgen, weil sie so eine Einzelgängerin
war. Sie hatte ihm vergeblich zu erklären versucht, dass sie mit
den gleichaltrigen Mitschülern und Mitschülerinnen einfach
nichts anzufangen wusste. Worüber hätte sie denn reden
können? Mode, Facebook und die neuesten Tablets interessierten
sie nicht, sie nutzte ihren Laptop nur für Recherchen über
Dämonen. Doch darüber konnte sie ja wohl kaum mit ihren
Klassenkameraden reden, man hielt sie auch so schon für seltsam
genug.
    „Aber
ein junges Mädchen braucht Kontakte zu anderen jungen Menschen“,
hatte Großvater dann immer gesagt.
    „Wozu?“,
hatte sie nur erwidert.
    Sie
war sehr glücklich mit ihrem Leben. Vormittags ging sie zur
Schule – wenn nicht gerade Ferien waren –, und ihre
Nachmittage waren mit dem Training ihrer Körperreflexe, dem
Studieren des Grimoires und dem experimentellen Arbeiten an neuen
Trankrezepten mehr als ausgefüllt. Sie brauchte keine gackernden
Freundinnen. Und erst recht keine Bekanntschaften mit Jungen. Die
waren ja doch nur auf das Eine aus – und dazu war Keeva ganz
und gar nicht bereit. Nicht mit einem dieser unreifen Bengel!
    Sie
wusste, dass sie unfair war. Viele aus ihrer Klasse waren nett und
auch schon lange nicht mehr so kindisch, wie Keeva sie gerne
darstellte – trotzdem war sie lieber für sich alleine.
    Großvater
gab diese Diskussionen meist ziemlich schnell auf, sobald er ihr
trotziges Gesicht sah. Auch jetzt vertiefte er das Thema nicht
weiter.
    „Lass
den Kasten bitte noch stehen, ich brauche ihn vielleicht noch“,
meinte er nur und wandte sich wieder
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