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Daemonen in London

Daemonen in London

Titel: Daemonen in London
Autoren: Nathan R. Corwyn
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wohl tatsächlich einen neuen
Jäger in der Stadt.“
    „Und
wir haben nicht die geringste Ahnung, wer er sein könnte“,
erwiderte Edward.
    „Nein“,
sagte Liam nachdenklich. „Ich wüsste ja zu gern, woher er
gekommen ist.“
    Er
seufzte und deutete auf eine kleine Sitzgruppe, die in der Ecke des
Ladens stand.
    „Aber
jetzt erzähl mir doch bitte genau, was ihr heute Nacht gefunden
habt.“
    Keiner
der beiden Männer beachtete den alten Robert Paddock, der sich
unauffällig aus dem Laden verdrückte.

    *

    „Wach
sofort auf, Mädchen!“
    Keeva,
die in ihrem Traum gerade zusammen mit einem gutaussehenden jungen
Mann auf eine Horde von Dämonen schoss - sie mit ihrer Armbrust,
die unendlich viel Munition besaß, er mit zwei altmodischen
Pistolen - kehrte nur ungern in die Wirklichkeit zurück.
    Es
dauerte ein paar Sekunden, bis sie die schläfrige Benommenheit
überwunden hatte und vorsichtig unter den Augenlidern hindurch
blinzeln konnte. Das Gesicht ihres Großvaters, der an ihrer
Bettkante saß und sie schüttelte, spiegelte eine Mischung
aus Zorn und Sorge wider und Keeva überlegte kurz, ob sie sich
nicht lieber weiterhin schlafend stellen sollte.
    Doch
ihren Großvater konnte sie nicht täuschen.
    „Ich
weiß, dass du wach bist“, sagte er streng. „Und ich
will jetzt sofort eine Erklärung von dir!“
    Sie
konnte noch einige Sekunden herausschinden, indem sie sich möglichst
langsam im Bett aufsetzte und gähnte. Mit dem Ärmel ihres
Nachthemdes wischte sie den Schlaf aus ihren Augen, dann versuchte
sie, möglichst unschuldig auszusehen. Was ihr offensichtlich
misslang.
    „Woher
wusstest du, dass ein Dämon in der Stadt war?“, fragte
Robert Paddock. Die Wut in seinen Augen war inzwischen weitestgehend
verschwunden, die Erleichterung darüber, dass seine Enkelin
unversehrt war, schien nun zu überwiegen.
    Keeva
verzog das Gesicht und senkte den Kopf.
    „Ich
habe gelauscht, als Edward neulich hier war“, gab sie zu.
    Ihr
Großvater atmete tief ein, dann sackte er zusammen und wirkte
plötzlich sehr alt. Verständnis und Liebe überwältigte
Keeva und sie ergriff die Hand des alten Mannes.
    „Es
tut mir leid“, sagte sie. „Ich habe darüber
nachgedacht, ob ich dich nicht doch einweihen soll. Aber ich hatte
Angst, dass du mir vielleicht nicht erlauben würdest, ihn zu
jagen. Ich weiß, das war unvernünftig.“
    Das
war glatt gelogen, sie hatte keine Sekunde lang daran gedacht,
irgendjemanden einzuweihen. Doch es schien zu wirken, Großvaters
Blick wurde weich.
    Keeva
unterdrückte ihr schlechtes Gewissen. Sicher, es würde
sowohl Großvater als auch Vater unendlich großen Kummer
bereiten, wenn ihr etwas zustöße. Aber nichtsdestotrotz
war das ein Kampf, den sie einfach ausfechten musste. Sie konnte sich
nicht immer verstecken, nur um diese beiden Männer zu schonen.
Im Idealfall würde einer der beiden sie begleiten – aber
Großvater war dafür zu alt, und Vater...
    „Es
ist ja alles gut gegangen“, meinte Robert Paddock und klang
dabei schon wesentlich freundlicher.
    Keeva
glaubte, sogar so etwas wie Stolz in seinen Augen lesen zu können.
Sie beschloss, die Einzelheiten dieser Nacht doch besser für
sich zu behalten, obwohl sie gerne mit jemandem darüber
gesprochen hätte. Wenn Großvater jedoch erführe, wie
knapp sie mit dem Leben davongekommen war, würde er sie in den
nächsten Jahren nachts ans Bett anketten und rund um die Uhr
bewachen.
    „Ja“,
sagte sie daher fröhlich. „Es war ein Kinderspiel!“
    Dann
beschrieb sie ihm ihren Kampf gegen den Dämon. Sie behauptete,
ihn schlafend gestellt zu haben und widerstand der Versuchung, den
Kampf besonders dramatisch zu schildern. Stattdessen übte sie
sich in Bescheidenheit, erzählte, dass er sich im Schlaf auf den
Rücken gedreht hätte und sie so aus sicherer Distanz die
Bolzen in seinen Bauch hatte jagen können. Sie war nicht eine
einzige Sekunde lang irgendwie gefährdet gewesen, lediglich das
laute Gebrüll des sterbenden Höllenhundes hätte sie
doch ein klein wenig erschreckt. Anschließend war es ihr
gelungen, vollkommen unerkannt aus dem Hinterhof zu entkommen.
    Plötzlich
stutzte sie.
    „Woher
weißt du überhaupt, dass ich den Dämon getötet
habe?“, fragte sie.
    Großvater,
der durch ihre Lügen endgültig besänftigt war, meinte:
„Edward war gerade unten im Laden. Ein Bolzen der Armbrust
steckte noch im Leib des Ungetüms.“
    Keeva
nickte.
    „Ja,
ich habe nur zwei davon wieder einsammeln können, ehe
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