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Daemonen in London

Daemonen in London

Titel: Daemonen in London
Autoren: Nathan R. Corwyn
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einzig Richtige entschieden: sie hatte die Jagd nach dem
Höllenhund abgebrochen und war in der nächtlichen Stadt
verschwunden.
    Shane
konnte den Dämon deutlich spüren. Er schlief gerade, doch
der Schlaf war nur oberflächlich, denn er war nach wie vor
hungrig. Im Gegensatz zu dem Mädchen hatte Shane das richtige
Werkzeug sehr wohl dabei. Er könnte ohne Probleme ein paar Nägel
aus dem Bretterzaun ziehen, in den Hinterhof gelangen und den
Höllenhund – vom Schlaf benommen – ohne große
Gegenwehr von dessen Seite töten.
    Es
wäre in der jetzigen Situation im Grunde auch die bestmögliche
Entscheidung, denn der Höllenhund war nicht satt und würde
die nächste Nacht bestimmt nicht mehr im Schlaf überrascht
werden können. Und der Kampf gegen eine wache und vom Hunger
getriebene Bestie wäre ungleich gefährlicher, also wäre
es ziemlich unvernünftig, noch zu warten.
    Trotzdem...
    Shane
dachte an die Entschlossenheit, die er im Gesicht des Mädchens
wahrgenommen hatte. Sie würde in der nächsten Nacht mit der
richtigen Ausrüstung zurückkehren, da war er sich
vollkommen sicher.
    Wenn
er den Dämon jedoch jetzt gleich umbrachte, dann würde sie
das nicht mehr tun. Es war nämlich ausgesprochen
unwahrscheinlich, dass ihm das Töten der Bestie lautlos gelingen
würde. Höllenhunde waren zähe Biester – und das
Gebrüll des sterbenden Dämons würde die gesamte
Nachbarschaft aufwecken und am nächsten Tag würden
sämtliche Medien davon berichten. Dann hätte die junge
Jägerin keinen Grund mehr, ein weiteres Mal hierher zu kommen,
und Shane würde sie nicht mehr wiedersehen und vielleicht nie in
Erfahrung bringen, wer sie war.
    Diese
Vorstellung gab den Ausschlag. Er blickte noch einmal in die dunkle
Einfahrt, kehrte um und machte sich ebenfalls auf den Heimweg.
    Ihm
war klar, dass er das junge Mädchen mit seiner Entscheidung in
Gefahr brachte, denn sie war ziemlich sicher nicht davon informiert,
dass der Höllenhund sich nicht satt gegessen hatte. Sie musste
also davon ausgehen, dass er auch in der nächsten Nacht noch
schlafen würde – und würde eine höchst
unangenehme Überraschung erleben.
    Doch
Shane nahm dieses Risiko in Kauf. Er würde sie bei diesem Kampf
nämlich auf keinen Fall alleine lassen. Noch vor ihrem
Auftauchen in der nächsten Nacht würde er sich hier ein
geeignetes Versteck suchen und auf das Mädchen warten, während
er den Höllenhund nicht aus den Augen ließ.
    Er
würde zu verhindern wissen, dass sie verletzt wurde – und
wer weiß, vielleicht bewunderte sie ihn ja hinterher als ihren
Lebensretter, ihren strahlenden Helden.
    Er
hätte nichts dagegen.
    Ein
Grinsen umspielte seine Lippen und erneut fuhr seine Zunge hervor,
schwarz und gespalten.

    *

    Keeva
fluchte, doch der Werkzeugkasten materialisierte sich trotzdem nicht
vor ihren Augen. Entnervt sah sie sich um. Sie hatte bereits
sämtliche Schränke und alte Kommoden hier unten im Keller
durchsucht, nachdem sie den Werkzeugkasten nicht an seinem üblichen
Platz hatte finden können. Vergeblich, er war einfach nicht
hier.
    Plötzlich
fiel es ihr ein: die Weihnachtsdekoration! Eigentlich hätte sie
schon viel früher darauf kommen können. Jetzt war die Zeit,
zu der Vater oder Großvater immer die weihnachtliche Dekoration
entfernte, die aus hölzernen Nachbildungen von Tannenzweigen,
verschiedenen herrlichen, alten Girlanden und Lichterketten sowie
einem kleinen, geschmückten Weihnachtsbaum im Schaufenster
bestand. Heute war der erste Tag, den der Laden im neuen Jahr
geöffnet hatte – und heute musste die Dekoration entfernt
werden und dafür benötigte man Werkzeug.
    Keeva
überlegte. Sie hatte gehofft, unbemerkt einen Klauenhammer aus
dem Keller stibitzen zu können, doch diese Möglichkeit fiel
jetzt wohl aus. Was sollte sie sagen, wenn man sie fragte, wofür
sie einen Hammer benötigte? Vater würde sich wahrscheinlich
nicht dafür interessieren, aber Großvater wäre
bestimmt sofort misstrauisch.
    Ihr
fiel einfach keine plausible Erklärung ein, und selbst wenn sie
ihren Großvater davon überzeugen könnte, so würde
er bestimmt darauf bestehen, dass das Werkzeug sofort wieder
zurückgebracht werden würde. Schließlich könnte
er es ja heute noch brauchen. Damit wäre also nichts gewonnen.
    Nein,
da war es besser, den Hammer gleich erst in der Nacht aus dem Laden
zu holen. Vorher musste sie allerdings sicher gehen, dass sich das
Werkzeug auch tatsächlich dort befand. Sie konnte nicht
riskieren, lange danach zu
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