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Daemonen in London

Daemonen in London

Titel: Daemonen in London
Autoren: Nathan R. Corwyn
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war. Rund um ihn herum breiteten sich die Dächer von
London aus. Etwas irritiert bemerkte der Dämon, dass sämtliche
Fenster erleuchtet zu sein schienen. Es war kurz vor Mitternacht,
sollten da nicht eigentlich die meisten Menschen bereits schlafen?
    Erneut
fuhr er sich mit der Zunge über das Maul, als er lautes
Glockenläuten vernahm - und um ihn herum mit einem Schlag ein
grauenvoller Tumult ausbrach!
    Knallen,
das an Schüsse erinnerte, dröhnte von allen Seiten durch
die Nacht, Lichtspuren schossen vom Boden in den Himmel, zerbarsten
am Firmament und formten unzählige feurige Kuppeln. Es sah fast
aus die wie wild gewordenes Elmsfeuer, nur dass es in allen möglichen
Farben leuchtete, nicht nur in kühlem Blau.
    Eine
Kakophonie aus Donner, Heulen und Zischen drang auf ihn ein und er
stieß ein völlig undämonisches Quieken aus. Hatten
die Menschen ihn erwartet? Hatte jemand gewusst, dass seit heute das
ehemals verschlossene Tor wieder für einen winzigen Spalt
geöffnet war? Nein, das konnte nicht sein!
    Trotzdem
musste er fliehen, musste er ein sicheres Versteck finden! Panisch
durchquerte er den kleinen Raum mit wenigen Sätzen und zermalmte
dabei alles, was ihm unter die rasiermesserscharfen Klauen kam. Es
war ihm völlig egal, was nun zu Bruch ging, er wollte nur noch
weg!
    Mit
einem einzigen Prankenhieb zerschlug er die dicke Holztür,
sprang durch die Öffnung und gelangte in ein unbeleuchtetes und
ebenfalls völlig heruntergekommenes Treppenhaus. Ohne zu zögern
stürzte der Höllenhund die Treppen hinunter, durchbrach
eine weitere Tür und stand schließlich in einem engen und
düsteren Hinterhof.
    Hier
hielt er inne, gerade so lange, bis er einen mit einem Bretterzaun
versperrten Durchgang erblickte. Sofort hetzte er auf diesen zu,
übersprang die stümperhaft zusammen genagelte Bretterwand
mit einem kraftvollen Satz, jagte mit eingezogenem Kopf um einige
Häuserecken und verschwand schließlich jaulend in der
Sicherheit verheißenden Dunkelheit eines naheliegenden Parks.

    *

    „Diese
verfluchten Taxis! Nie ist eines zu bekommen, wenn man es braucht!“
    Jeremy
Reese hackte mit dem Zeigefinger wütend auf dem Display seines
Smartphones herum und hielt es sich anschließend zum bestimmt
hundertsten Mal ans Ohr.
    „Jetzt
ist sogar schon die Nummer der Zentrale besetzt!“, rief er
genervt, legte auf und versuchte es erneut.
    Tilly,
die sich seit letztem Jahr und nach einer endlos langen
Verlobungszeit endlich Mrs Reese nennen durfte, stützte sich ein
paar Meter hinter ihm an einer Hauswand ab und ignorierte seinen
Zorn. Sie hatte andere Probleme. Ihre Seidenstrumpfhosen hatten in
den neuen Pumps, die sie sich extra für diese Silvesterparty
gekauft hatte, Falten gebildet und die empfindliche Haut an der
Oberseite der Füße im Laufe des langen Abends wund
gescheuert. Jetzt hielt sie immer wieder an, hob abwechselnd (und
soweit ihr enger Rock es zuließ) die Füße und zog an
den Strumpfhosen, um die Falten zu glätten und die Schmerzen
etwas zu lindern. Doch es half nichts, kaum ging sie ein paar Meter,
schon hatte sich der dünne Stoff wieder in die Schuhe gezogen
und die Tortur begann von Neuem.
    Seufzend
gab sie auf und stolperte Jeremy hinterher. Sie hatte ganz schön
einen sitzen, stellte sie fest, denn ihr Lauf war alles andere als
gerade.
    „Warte
doch auf mich“, rief sie, aber Jeremy interessierte sich nur
für sein Telefon. Als sie ihn endlich doch eingeholt hatte –
eine ganz schöne Leistung für zwölf Zentimeter Absatz,
wie sie fand – hängte sie sich etwas atemlos an seinen
Arm. Er sah sie gereizt an, verlangsamte jedoch seinen Gang und
verzichtete auch darauf, sie abzuschütteln. Das fand sie
irgendwie nett.
    „Dann
gehen wir eben zu Fuß“, sagte sie beruhigend und war froh
um die Stütze, die er ihr bot. „Es ist doch nicht kalt und
ein wenig frische Luft tut uns gut.“
    Er
brummelte etwas Unverständliches, widersprach ihr aber nicht.
Und sein Smartphone ließ er auch in Ruhe, wie Tilly erleichtert
bemerkte.
    Schweigend
gingen sie weiter.
    Es
war fast drei Uhr morgens und das Silvesterfeuerwerk war so ziemlich
zur Ruhe gekommen. Nur noch ganz vereinzelt waren ein paar Böller
zu hören, ansonsten legten die Bewohner der Stadt sich nun
langsam schlafen und immer mehr Lichter gingen aus. Morgen würden
Aufräumkommandos die Überreste der nächtlichen Feier
aufsammeln - vielleicht würde es auch noch bis Übermorgen
dauern, die Stadt war groß und musste sparen -, aber
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