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Daemonen in London

Daemonen in London

Titel: Daemonen in London
Autoren: Nathan R. Corwyn
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    Fitnesstraining
oder Yoga oder so etwas, das war gut für die Figur.
    Aber
das konnte man doch auch nicht zehn Stunden am Tag machen, oder? Es
würde also noch immer genügend leere Zeit übrig
bleiben, die sie einfach nicht zu füllen wusste.

    *

    Der
Höllenhund lag im Gebüsch und leckte seine Wunde. Er war
enttäuscht über die Welt der Menschen. Sie war laut, grell
und unheimlich schmutzig. Und diese Wesen hielten sich für
besser als die Bewohner der Dämonenwelt? Er schnaubte abfällig.
In seiner Welt lagen jedenfalls keine zerschlagenen
Bierflaschen auf dem Boden, deren scharfe Scherben einem den Fuß
aufschlitzen konnten.
    Vor
ein paar Stunden, kurz nach seiner wilden Flucht aus dem Dachzimmer,
hatte er recht bald begriffen, dass die Lichterscheinungen und die
lauten Knallereien von einem Silvesterfeuerwerk herrührten –
aber da war es bereits zu spät gewesen. Bei einem seiner weiten
Sprünge war er mit der rechten Vorderpfote auf einer dieser
Scherbe gelandet und hatte sich eine tiefe und ausgesprochen
schmerzhafte Schnittwunde zugezogen.
    Er
hatte sich daraufhin in dem angenehm dunklen Gebüsch des Parks,
in den er so kopflos geflohen war, versteckt und gewartet, bis das
Feuerwerk endlich ein Ende finden und seine Pfote nicht mehr so stark
bluten würde.
    Jetzt
sickerte nur noch ein dünnes Rinnsal aus dem Schnitt, aber es
schmerzte nach wie vor äußerst heftig. Hinzu kam das
zunehmend unerträglicher werdende Hungergefühl in seinen
zwei Mägen. Jetzt war er bereits seit drei Stunden hier und
hatte noch immer kein Menschenfleisch gekostet!
    Seine
Laune war gerade dabei, auf einen absoluten Tiefpunkt zu sinken, als
er Schritte vernahm. Erfreut schlich er zum Rande des Gebüsches
und blickte auf den Weg, der sich für ihn deutlich sichtbar
durch den weitläufigen Park schlängelte. Er konnte sein
Glück kaum fassen, als er die zwei Menschen erblickte, die
geradewegs in seine Richtung liefen.
    Er
bleckte die Zähne und vergaß schlagartig seine schmerzende
Pfote. Endlich würde er mit seiner Aufgabe beginnen und seinen
Hunger stillen können!
    Er
hob den Kopf, um die Witterung der beiden Menschen aufzunehmen.
Angewidert verzog er die Nase. Der leichte Wind trug ihm den
deutlichen Geruch nach einem übertrieben blumigen Parfüm
entgegen, das allerdings nicht in der Lage war, den darunterliegenden
Schweißgeruch der Menschen zu überdecken. Doch als noch
weitaus unangenehmer empfand er den Alkoholdampf, der alles
überdeckte. Er ekelte sich. Menschen waren einfach widerlich!
    Am
liebsten hätte er diese beiden weiterziehen lassen, doch seine
leeren Mägen ließen es nicht zu, dass er auf
appetitlichere Exemplare wartete. Er tröstete sich mit dem
Gedanken, dass die zwei nur ein Vorgeschmack auf die kommenden
Genüsse sein würden – und er später hoffentlich
ein paar ansprechendere Ausfertigungen zwischen die Reißzähne
bekommen würde.
    Neugierig
beobachtete er, wie die beiden näher kamen. Der Größere
- das Männchen, wie er vermutete - hatte etwas in der Hand, das
einen seltsamen grünlichen Lichtschimmer verbreitete. Der Mann
schien völlig darauf konzentriert zu sein. Ob es eine Art
Spiegel darstellte?
    So
langsam konnte der Höllenhund die Ausdünstungen der beiden
Menschen differenzierter wahrnehmen. Die schauderhafte Mischung aus
Alkohol, Parfüm und Schweiß stammte eindeutig von der
Frau. Dafür stank der Mann so stark nach Rauch, als hätte
er eine Weile in einem brennenden Haus gestanden.
    Der
Höllenhund wusste, dass dieser Geruch von kleinen Stangen aus
fermentierten Pflanzen stammte, die sich manche Menschen in den Mund
steckten, anzündeten und den dabei entstehenden Rauch
schließlich inhalierten. Er konnte sich jedoch beim besten
Willen nicht vorstellen, welchen Nutzen oder gar Genuss man daraus
ziehen konnte – aber er hatte es bereits jetzt, nach nur
wenigen Stunden in dieser Welt, aufgegeben, die seltsamen und in
seinen Augen ekelerregenden Gewohnheiten der Menschen verstehen zu
wollen.
    Seine
Mägen knurrten so laut, dass der Dämon kurzzeitig Angst
hatte, den beiden näher kommenden Menschen würde das
Geräusch auffallen. Doch dann dachte er an das unterentwickelte
Gehör dieser Spezies – ein weiterer Beweis für deren
Unzulänglichkeit – und er legte sich beruhigt auf den
kalten Boden und wartete.

    *

    Tilly
hielt es nicht mehr aus.
    „Ich
muss mal“, sagte sie und blieb einfach stehen. Da sie noch
immer Jeremys Arm fest im Griff hatte, blieb ihm nichts
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