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Daemmerung ueber der See

Daemmerung ueber der See

Titel: Daemmerung ueber der See
Autoren: Alexander Kent
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haben.«
    Trevenen blickte ihn ärgerlich an. »Sie können nicht ohne unsere Unterstützung angreifen, Sir Richard!« Er blickte sich hilfesuchend um.
    »Na, sehen Sie, Kapitän, endlich stimmen wir überein.« Bolitho ergriff ein Teleskop und suchte den Horizont ab. Die gegnerischen Schiffe sahen aus wie weiße Blätter auf dunklem Glas. »Wir werden den Konvoi durchbrechen! Bleiben Sie auf diesem Bug. Geben Sie inzwischen die Boote über Bord!« Er wollte hinzufügen, für die Sieger, verkniff sich das aber. Die meisten Offiziere und alten Hasen wußten, was dieser Befehl bedeutete. Die Männer sollten vor herumfliegenden Splittern geschützt werden, falls Kugeln in die Boote einschlugen. Doch für die Landratten und neuen Männer war es die letzte Möglichkeit, zu entkommen oder sich zu retten, sollte das Schlimmste eintreten.
    Leutnant Urquhart rief: »Ich kann den Yankee sehen, Sir!« Avery meldete: »Die
Larne
hat bestätigt, Sir.«
    »Die Schiffe laufen so hoch am Wind wie möglich. Der Kapitän der
Unity
wird nicht abfallen, um den Eindruck zu vermeiden, daß er flieht.«
    Er sah Kapitän Nathan Beer vor sich. Kräftig, entschlossen, ein Veteran des Fregattenkriegs. Sein Schiff war so schwer bewaffnet, daß er sich mit einem Vierundsiebziger anlegen konnte. Kein Wunder, daß sich der Ausguck geirrt hatte.
    Er würde seinen konvergierenden Kurs zur
Valkyrie
beibehalten.
    Avery erkundigte sich: »Werden sie uns nicht fernhalten wollen, Sir?« In seiner Stimme war keine Ängstlichkeit. Es war nur eine technische Frage, ein Teil des Unvermeidlichen.
    Bolitho fühlte, daß sein Hemd unter dem schweren Rock schweißnaß wurde.
    »Kapitän Beer wird keine andere Wahl haben, als uns abzublocken. Er ist kein Narr – vielleicht ist er nur Barattes unfreiwilliger Alliierter, aber sich seinen Pflichten zu bewußt, als daß er unsere Einmischung tolerieren würde.«
    Trevenen zischte: »Ich muß das in meinem Logbuch festhalten, Sir Richard.«
    »Aber bitte, Kapitän. Solange wir den Windvorteil haben, werde ich versuchen, an der schwächsten Stelle des Konvois durchzubrechen.« Er bemerkte, daß einige Seeleute den nach achtern abtreibenden Booten nachblickten, die von Leinen zusammengehalten wurden, damit sie einander nicht beschädigten.
    »An der schwächsten Stelle, Sir Richard?«
    »Direkt hinter dem Heck der
Unity

    Er sah, daß Trevenen ihn nicht verstanden hatte, und fuhr kurz angebunden fort: »Ich möchte mit Ihrem Stückmeister und den Leutnants sprechen.« Wieder hob er das Glas. Vielleicht hatte Baratte auch diesen Schachzug vorausgesehen, denn er rechnete sicher nicht damit, daß sich die Engländer zurückziehen würden.
    Die weißen Flecken am Horizont schienen noch nicht näher gekommen zu sein, aber in zwei Stunden würde der Tanz beginnen. Er hörte sich sagen: »Noch viel Zeit bis zum Laden und Ausrennen.«
    Er studierte den Kapitän, als Trevenen Befehle brüllte. Befürchtete er, daß sein Schiff schwer beschädigt werden und seine eigene Zukunft ruiniert würde? Oder war er, wie Avery behauptet hatte, schlicht ein Feigling?
    »Lassen Sie die Männer achtern antreten, Kapitän. Ich möchte zu ihnen sprechen.«
    Trevenen schüttelte wütend seine Faust. »Die müssen geschliffen werden, Sir Richard, und lernen zu gehorchen!«
    »Ich verstehe. Also lassen Sie sie nach achtern pfeifen, Mr. Urquhart. Ich werde heute viel von diesen Männern verlangen, daher schulde ich ihnen zumindest eine Erklärung.«
    Die Pfeifen zwitscherten, und die Besatzung kam nach achtern gerannt. Auf dem Vorschiff hatte man nichts von der Diskussion auf dem Achterdeck gehört, und die Männer blickten furchtsam zum Backbordlaufgang, als ob sie erwarteten, dort die Gräting für eine Auspeitschung aufgeriggt zu sehen – sogar angesichts eines Feindes, den sie nicht kannten.
    Erst blickten sie Trevenen an, aber als deutlich wurde, daß der nicht zu ihnen sprechen würde, konzentrierten sie sich auf den Vizeadmiral, der ihr Schicksal jetzt in die Hand genommen hatte und es leicht verspielen konnte.
    Außer den Geräuschen der See herrschte Ruhe, und sogar diese schienen gedämpft zu sein.
    Bolitho stützte die Hände auf die Reling des Achterdecks und blickte sie direkt an.
    »Männer der
Valkyrie
, ich dachte, daß ich euch etwas darüber sagen sollte, was uns an diesem schönen Morgen erwartet. Mein Bootssteuerer meinte kurz, bevor wir klar zum Gefecht machten, daß er sich manchmal frage, worum es eigentlich geht.« Er
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