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Daemmerung ueber der See

Daemmerung ueber der See

Titel: Daemmerung ueber der See
Autoren: Alexander Kent
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ein oder zwei Taschendiebe füllten den Raum bis auf den letzten Winkel.
    Fallowfield lag auf Lewis Roxbys Besitz, und obwohl er nicht an der Hochzeit teilnahm, hatte er befohlen, daß eine riesige Scheune mit Girlanden und Flaggen geschmückt wurde, damit Allday und seine Braut die Gäste ohne Raumnot bewirten konnten. Roxby hatte auch genug Gänse und Rindfleisch aus seiner Schatulle bezahlt, mit denen man »die ganze verdammte Armee des Eisernen Herzogs hätte abfüttern können«, jedenfalls drückte Allday es so aus.
    Bolitho hatte gespürt, wie genau die Hochzeitsgäste ihn und Catherine musterten, als sie ihre Plätze einnahmen. Unis Polin war von ihrem Bruder hereingeführt worden, der stolz, sehr gerade, und trotz seines Holzbeins fast ohne zu hinken, den Gang heruntergeschritten war. Allday, begleitet von Bryan Ferguson, war äußerlich gefaßt. Er sah in seinem Jackett schmuck aus. Bolitho hatte dafür gesorgt, daß es rechtzeitig fertig wurde. Er trug seine goldenen Knöpfe und zur Feier des Tages ein weißes Seidentuch.
    Es gab sicher ein paar Frauen in Falmouth, die bis zur letzten Minute gehofft hatten, daß sich Allday doch anders entscheiden würde.
    Es war noch ein weiterer Seeoffizier anwesend. Leutnant George Avery war von Dorset herübergekommen. Er erinnerte sich daran, daß Alldays Mut und Kraft, seine völlige Unabhängigkeit auch sein Leben verändert hatten. Er schlüpfte gerade in die Kirche, als die kleine Orgel zu spielen begann. Avery war sich sehr bewußt, daß er dazugehörte. Einer der wenigen.
    Während des Gottesdienstes hatte Bolitho bemerkt, daß Catherine ihre Augen rieb. Sie hatte Avery im Schatten eines Pfeilers entdeckt, sein Gesicht lag im Schatten.
    »Was gibt es?«
    Sie hatte den Kopf geschüttelt. »Einen Augenblick lang glaubte ich, Stephen Jenour zu sehen.«
    Es gab auch komische Momente, als der Pfarrer die alles entscheidende Frage stellte: »Willst du, John Allday, diese Frau …« Seine Worte wurden übertönt von Alldays lautem, »Aye, Reverend, und das ist kein …«
    Ein Kichern ging durch den Raum, und der Reverend hatte mißbilligend geguckt. Bolitho hätte darauf gewettet, daß man Allday, wäre sein Gesicht nicht so braun gewesen, hätte erröten sehen.
    Dann war alles vorüber. Allday fuhr mit seiner lächelnden Braut stilecht in einer Kutsche. Begleitet nicht von Matrosen und Seesoldaten, sondern von Männern, die auf Bolithos Gut arbeiteten. Viele von ihnen hatten unter Bolitho auf seinen Schiffen gedient, waren dann aber wegen Verletzungen dienstunfähig geworden. Es hätte keine passendere Eskorte geben können, und es war eine Freude, Alldays Gesicht zu sehen.
    Bolitho hatte Fergusons kleine Kutsche zur Fahrt benutzt. Er wollte, daß es Alldays Tag wurde. Ein Tag, an den er sich immer erinnern sollte.
Ihr Tag.
Den jungen Matthew und die Kutsche hatte er der Braut und dem Bräutigam zur Verfügung gestellt.
    Catherine hatte leise bemerkt: »Das ist so typisch für dich, Richard, und du merkst es nicht einmal. Du mischst dich unter sie, vermeidest die Verbeugungen und Höflichkeiten … Kein anderer würde das tun.«
    Sie gingen zur Scheune hinüber, um ein Glas mit der Braut und ihrem Seemann zu trinken.
    Bolitho dachte über die schlichte Hochzeitszeremonie nach und fragte sich, ob es Catherine bedauerte, daß sie niemals würden heiraten können.
    Wie so oft schien sie seine Gedanken zu lesen, genau wie damals, als er in der ungewohnten Kutsche nach Falmouth einfuhr. Sie zog den Handschuh aus und legte ihre Hand auf seinen Unterarm, so daß die Rubine und Diamanten des Ringes in der Sonne funkelten, den er ihr in der Kirche bei Keens Hochzeit gegeben hatte. »Das ist mein Ehering, Richard. Ich bin deine Frau, was auch immer sich zwischen uns stellen mag. Und du bist mein Mann. So wird es immer sein.«
    Bolitho sah, daß die Diener das Essen und Trinken vorbereiteten, eine Gruppe von Fiedlern wartete auf das Zeichen, zum Tanz aufzuspielen. Es wurde Zeit, das Fest zu verlassen. Seine Anwesenheit hier wirkte wie die eines hohen Vorgesetzten in der Offiziersmesse: Alle waren höflich, freundlich, neugierig, aber nicht ungezwungen.
    Es war eine Stunde, an die er sich erinnern würde. Er spürte, daß Catherine ihn beobachtete, als er sich von Allday und seiner Frau verabschiedete. Aber Catherine wußte, daß er nur zu seinem Bootssteuerer sprach, dem Mann, dessen Qualität sie zu schätzen, zu respektieren, sogar zu lieben gelernt hatte. Allday, der ihrem
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