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Daemmerung ueber der See

Daemmerung ueber der See

Titel: Daemmerung ueber der See
Autoren: Alexander Kent
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Hannay den Kampf aufgegeben hat. Baratte hat wieder einen seiner alten Tricks benutzt!« Alle starrten ihn an, als ob sie befürchteten, daß die Angst um sein Augenlicht seinen Geist verwirrt hätte. »Wo ist die Brigg?«
    »Läuft ab nach Lee, Sir!«
    Herrick stand wie ein Fels, als ein Deckoffizier den durchbluteten Verband erneuerte, aber dann wurde der Schmerz zu groß, und er keuchte nur noch: »Wir haben es geschafft, Richard, wie in alten Zeiten …« Dann wurde er ohnmächtig.
    »Passen Sie gut auf ihn auf.« Bolitho legte Herricks Uniformrock über ihn, und ein paar Seeleute trugen ihn auf einer Gräting davon.
    »Baratte hat das Gefecht von der Brigg aus geleitet, aber seine Flagge auf der
Chacal
gesetzt. Für den Fall, daß uns die
Unity
nicht aufhalten konnte.«
    Avery bemerkte ruhig: »Hätte Kapitän Trevenen seinen Willen durchgesetzt…« Er zuckte mit den Schultern. Es war schon fast Geschichte, nur die fürchterlichen Überreste waren noch Realität.
    Bolitho befahl: »Lassen Sie alle Segel setzen, Mr. Urquhart.« Er blickte auf den Leichnam des Segelmeisters hinunter, als könne der noch antworten. »Baratte soll uns diesmal nicht entkommen.«
    Allday sah ihn grimmig an, als er sein Augenlid berührte.
    »Sie haben mir ganz schöne Sorgen gemacht, Sir Richard.« Bolitho wandte sich ihm zu, seine Augen waren ganz klar.
    »Ich weiß, alter Freund.« Er befühlte das Medaillon unter seinem verrußten Hemd. »Kommodore Keens Geleitzug wird nun sicher sein. Jetzt ist alles Sache des Heeres. Ich nehme an, daß ich eine Zeitlang arbeitslos sein werde.«
    Eine Stimme rief: »Die Brigg hat mehr Segel gesetzt, Sir!« Bolitho ballte die Fäuste. »Zu spät. Rufen Sie den Stückmeister nach achtern.«
    Bob Fasken erschien unterhalb der Achterdecksreling und legte grüßend einen Finger an die Stirn. »Ich bin bereit, Sir Richard.« Seine Augen schienen zu fragen,
woher wußten Sie, daß Baratte auf der Brigg ist?
    Bolitho starrte über ihn hinweg. Die Brigg schien mit dem Rigg der
Valkyrie
zu verschmelzen.
    »Feuer frei, sobald wir in Reichweite sind, Mr. Fasken.« Er lächelte kurz. »Ihre Geschützbedienungen haben heute gute Arbeit geleistet.« Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis die feindliche Brigg eingeholt war. Die Leichen wurden über Bord geworfen, und die protestierenden Verwundeten verschwanden vom Deck, das mit dunklen Blutflecken bedeckt war.
    Die Lafette quietschte, als eine der schweren achtzehnpfündigen Jagdgeschütze in Position gebracht wurde. Der Stückmeister stand mit gekreuzten Armen daneben und sah zu. Mit Handspaken wurde das Geschütz gerichtet. Beschäftigungslose Männer standen neugierig auf dem Laufgang, einige suchten noch immer nach einem Gesicht, einem Freund, den sie nie wiedersehen würden.
    Das Buggeschütz feuerte, und während die Crew es auswischte und wieder lud, verflüchtigte sich der Rauch.
    Bolitho sah, daß die Kugel dicht hinter dem Spiegel der Brigg einschlug. Er hörte, daß ein paar Seeleute Wetten abschlossen. Vor kurzer Zeit hatten sie noch dem Tod ins Auge geschaut.
    »Fertig, Sir.«
    »Feuer!«
    Diesmal sah Bolitho den Einschlag. Ein dunkler verwischter Schatten, dann eine Splitterwolke und Riggteile, die bei der Brigg über Bord gingen.
    Urquhart flüsterte: »Er muß die Flagge streichen, verdammt!«
    Avery deutete hinüber: »Sehen Sie, Sir, er setzt seine Admiralsflagge!«
    Bolitho setzte das Teleskop ab. Es war wie eine Antwort für Urquhart. Baratte würde sich nie ergeben!
    »Feuer!«
    Wieder ein Treffer. Männer rannten wie wild gewordene Tiere herum, als Teile des Riggs zwischen sie fielen.
    Fasken beschattete seine Augen, um nach achtern zu blicken. Als kein Gegenbefehl kam, nahm er die Abzugsleine selber in die Hand und beugte sich über das schwarze Rohr. Das hatte er vermutlich seit Jahren nicht mehr gemacht.
    Bolitho spürte, wie sich das Deck hob und dann einen Moment ruhig lag, die Abzugsleine spannte sich, dann riß Fasken durch.
    Zunächst schien es, als habe der Stückmeister das Ziel verfehlt, doch dann gab es ein erstauntes und erschrecktes Aufstöhnen, als sich das Vorschiff der Brigg in einer großen Feuersäule aufzulösen schien. Vom Wind begünstigt, standen die Segel und das geteerte Rigg in kürzester Zeit in Flammen. Das Feuer breitete sich über das Deck aus, und aus den Geschützpforten zuckten feurige Zungen wie Blitze.
    Als die Explosion erfolgte, kam sie wie ein gewaltiger Donnerschlag. Wahrscheinlich explodierte ein
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