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Daemmerung ueber der See

Daemmerung ueber der See

Titel: Daemmerung ueber der See
Autoren: Alexander Kent
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jedenfalls.«
    Yovell gähnte ausgiebig und schrieb dann weiter in seinem Buch. Er sah hier so deplaziert aus, dachte Avery. Ein gebildeter Mann, der offensichtlich die Gefahren der Seefahrt und die Möglichkeit eines plötzlichen Todes dem bequemen Leben in seinem Beruf an Land vorzog.
    Allday kam zurück und ging an das Schott, wo sonst Bolithos Degen hingen. Avery stellte fest, daß der Ehrendegen der Bürger von Falmouth schon weggestaut war. Er sah zu, wie Allday den anderen aus der Scheide zog, den alten, den er schon auf den Bildern in Falmouth gesehen hatte.
    Bolitho sah frisch und ruhig aus und zeigte keinerlei Besorgnis und Zweifel. Avery versuchte aus dieser Tatsache Zuversicht zu schöpfen.
    Schwere Schritte polterten über das Deck. Der Kommandant. Bolitho blickte kaum auf und bemerkte: »Nur den muß ich noch überzeugen.«
    Die Schritte verklangen, dann bewegten sie sich zum Niedergang. Trevenen sah überrascht aus, als er die Kabine betrat. Vielleicht hatte er erwartet, sie in einer hektischen Besprechung vorzufinden, überlegte Avery kalt, oder daß sie sich mit einer Flasche Cognac Mut antranken?
    »Kombüsenfeuer ist gelöscht, Sir Richard. Beide Wachen sind klar.«
    Seine Augen waren eingesunken, und seine normale aggressive Überheblichkeit bröckelte. Bolitho blickte zur Seite. Ein schlechtes Zeichen.
    »Lassen Sie Schiff-klar-zum-Gefecht anschlagen und machen Sie es gefechtsklar. In zehn Minuten, geht das?«
    »In acht, Sir Richard!« entgegnete Trevenen ärgerlich.
    Bolitho nickte langsam. »Das wird für viele der Männer ein schwerer Tag. Treiben Sie sie nicht zu weit. Sie sind nicht der Gegner. Noch nicht.«
    Trevenen wandte sich an der Tür um. »Darf ich sprechen, Sir Richard?«
    »Natürlich.«
    »Wir machen einen Fehler. Uns fehlen die Schiffe für ein Gefecht…«
    Bolitho sah ihn gerade an. »Wir laufen nicht weg, Kapitän, solange meine Flagge am Vormast weht.«
    Nachdem Trevenen gegangen war, blickte er auf die geschlossene Tür. Der Ärger und der Widerstand des anderen Mannes hingen förmlich in der Luft.
    Er wandte sich an Avery. »Wenn mir irgend etwas passiert …« Er hob die Hand, um Averys Proteste zu ersticken.
    »Dann machen Sie, was wir besprochen haben.«
    Pfeifen trillerten im Schiff, und an Deck rollten aufreizend die Trommeln.
    »Alle Mann! Alle Mann! Schiff-klar-zum-Gefecht!«
    Die Decks schienen zu beben, als die Seeleute und Marines auf ihre Stationen eilten. Die Schotte wurden abgebaut. Es blieb nicht mehr viel Zeit.
    Avery sah zu, wie Allday den Degen an der Hüfte seines Admirals befestigte. Ozzard brachte den großen Uniformrock mit den glänzenden Epauletten, nicht den ausgeblichenen alten, den Bolitho sonst immer trug. Es lief ihm eisig den Rücken hinunter. Dieselbe Uniform, die das Feuer der französischen Scharfschützen auf Nelson gezogen hatte. Warum? Um Baratte zu provozieren? Oder um den Männern zu zeigen, daß er bei ihnen war?
    Yovell packte seine Tasche. »Ich werde im Orlopdeck helfen, Sir Richard.« Er lächelte scheu. »Tod den Franzosen!«
    »Das ist kein Fehler!« murmelte Allday.
    Während sich der Lärm des Abbaus schnell der Kabine näherte, fragte Ozzard nervös: »Brauchen Sie mich noch, Sir Richard?«
    »Gehen Sie nach unten. Leisten Sie Konteradmiral Herrick Gesellschaft, wenn Sie wollen.« Aber Ozzard war schon verschwunden.
    Bolitho zog den Rock glatt und sagte: »Es wird nicht leichter mit der Zeit, nicht wahr, alter Freund?«
    Allday grinste: »Manchmal frage ich mich, was das alles eigentlich soll.«
    Bolitho hörte die Männer herumrennen. »Ich vermute, das fragen die sich auch.« Er blickte Avery fest an. »Also muß man es ihnen sagen.«
    Dann verließen die drei die Kabine, und Männer eilten herbei, um die letzten Hindernisse fortzuräumen.
    Leutnant Urquhart meldete: »Schiff-klar-zum-Gefecht, Sir!« Trevenen blickte auf seine Uhr. »Neun Minuten. Ich hätte es schneller erwartet, Mr. Urquhart.«
    Allday sah Bolithos Gesicht. Es war leicht, seine Gedanken zu lesen. Trevenen lobte niemals jemanden, sogar im Angesicht der Gefahr nicht. Das einzige, was er verbreiten konnte, war Angst.
    An Deck war es dunkel und bemerkenswert kühl nach der Hitze des vergangenen Tages. Aber es wurde hier schnell hell, und bald würde der Sonnenuntergang wieder gnädig die Schmerzen und Wunden der Schlacht in Dunkelheit hüllen.
    Bolitho blickte sich um. Der Navigator und seine Maaten standen in der Nähe des Ruders, an dessen Speichen
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