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… da war'n es nur noch drei - Disconnected ; 1

… da war'n es nur noch drei - Disconnected ; 1

Titel: … da war'n es nur noch drei - Disconnected ; 1
Autoren: Franckh-Kosmos-Verlags-GmbH und Co. <Stuttgart>
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ins Bett und starre an die Decke, doch mir fallen keine anderen Möglichkeiten mehr ein, also bleibt mir nur, die Augen zu schließen und zum ersten Mal in meinem Leben zu Gott zu beten.
    Ich schreie und krieche rückwärts, bin in einer Ecke gefangen, sie haben Nick die Finger abgeschnitten und Jonathan in den Hafen geworfen, und jetzt haben sie mich gefunden, und sie beugen sich über mein Bett und greifen nach mir.
    „Mateus, ganz ruhig!“
    Es ist mein Vater. Er berührt mich vorsichtig an der Schulter.
    „Wie viel Uhr ist es?!“
    „Fast elf.“
    Fuck. Ich bin eingeschlafen. Das war nicht geplant. Verdattert setze ich mich auf und sehe meinen Vater an. Er hat einen dicken, weißen Umschlag in der Hand und überreicht ihn mir. „Spätestens in fünf Jahren will ich wissen, wofür du das Geld gebraucht hast!“
    Ich nicke, noch immer benommen von meinem Albtraum und dem jähen Erwachen.
    „Und Mateus ...“ Er wartet, bis ich ihn ansehe. „Mehr Geld gibt es nicht. Das ist dir doch wohl klar? Und du zahlst alles zurück.“
    Ich nicke erneut.
    „Gut. Dann sehen wir uns am Montag!“
    „Tun wir das?“
    „Ja, wir gehen ins Kino. Und ich suche den Film aus.“
    Mit diesen Worten geht er. Seine Schritte hallen auf der Treppe und entfernen sich aus dem Haus.

Genau wie letztes Mal werde ich vom Fenster im zweiten Stock aus beäugt. Dann summt der Türöffner, und ich gehe in die weiße Wohnung hinauf. Anscheinend sind sie gerade beim Frühstück, denn Borste hockt am Esstisch und kaut an einem Mohnbrötchen. Nick sitzt in einem Sessel am Fenster. Er sieht nicht so aus, als ob er letzte Nacht geschlafen hätte, aber immerhin ist er noch im Besitz all seiner Finger.
    „Ich habe das Geld.“
    „Schön.“ Borste nickt Afro zu, der mir den Umschlag aus der Hand nimmt. „Wir zählen eben mal durch, und dann könnt ihr gehen.“
    Ich wende mich Nick zu. „Geht es dir gut?“
    Er knurrt abweisend und steht auf. Anscheinend darf ich nicht damit rechnen, dass er mich aus Dankbarkeit stürmisch umarmt.
    „Du bleibst so lange sitzen, bis das Geld gezählt ist“, sagt Borste und streckt sich nach der Kaffeekanne. Nick setzt sich sofort wieder hin, ohne zu protestieren. Offenbar haben sie den alten Nick im Laufe der Nacht in einen gebrochenen Mann verwandelt. Mein Magen krampft sich beim Duft von Kaffee, Brötchen und Saft zusammen. Ich habe seit gestern Vormittag nichts mehr gegessen.
    Als er das Geld zwei Mal gezählt hat, nickt Afro Borste zu.
    „Es stimmt.“ Borste stopft sich ein Brötchen in den Mund. „Na dann, vielen Dank für heute.“
    Nick springt von seinem Stuhl auf und hastet in den Flur, doch ich bleibe stehen.
    „Ich will eine Quittung.“
    „Du willst was?“
    „Ich möchte ein Stück Papier haben, auf dem zu lesen steht, dass ich dir heute 40 000 Kronen gegeben habe.“
    Borste lacht lauthals, und das halb gekaute Brötchen kommt zum Vorschein. „Du bist saukomisch, weißt du das?“
    „Mateus“, flüstert Nick aus dem Flur. „Komm jetzt endlich! Wir hauen ab.“
    „Nein. Erst will ich einen Beleg.“
    Afro steht auf und macht einen Schritt auf mich zu, aber ich rühre mich nicht von der Stelle. Ich bin gezwungen, Borste und Afro zu zeigen, dass sie nicht einfach nächste Woche wieder auftauchen und damit rechnen können, noch mehr Geld von mir zu bekommen. Sie sollen bitteschön hier in ihrer kranken Verbrecherwelt mit Drogenabhängigen und Gewaltandrohungen bleiben, während ich ins stinklangweile Østerbro zurückfahre, wo man höchstens Beruhigungsmittel nimmt oder den Nachbarn droht, sie anzuzeigen, wenn sie auf ihrem Straßenabschnitt keinen Schnee schippen.
    „Und wofür brauchst du unbedingt so eine Quittung?“, fragt Borste irritiert.
    „Ich habe jedenfalls nicht vor, sie der Polizei zu zeigen.“
    „Mit denen bist du aber doch sonst so gut befreundet.“
    „Ich möchte nur einen Beweis dafür haben, dass ich dir das Geld gegeben habe.“
    Borste überlegt lange. Es ist so still, dass ich ein leises Pfeifen vom Deckel der Thermoskanne hören kann. Im Flur atmet Nick gehetzt und flach, wie ein kleines Tier, das man in eine Falle gedrängt hat.
    Borste sieht Afro an. „Haben wir irgendwo Papier?“ Afro sieht mich herablassend an, geht in die Küche und kommt kurze Zeit später mit einem DIN-A4-Blatt und einem Kugelschreiber zurück. Borste greift mit einem entnervten Prusten den Stift. Afro verdreht die Augen. Ihr Verhalten soll mir zeigen, dass sie dies keineswegs machen,
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