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… da war'n es nur noch drei - Disconnected ; 1

… da war'n es nur noch drei - Disconnected ; 1

Titel: … da war'n es nur noch drei - Disconnected ; 1
Autoren: Franckh-Kosmos-Verlags-GmbH und Co. <Stuttgart>
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bis morgen 20 000 Kronen in bar zusammenkriege.“
    „Aber könntest du es denn nicht wenigstens versuchen?“ Das ist verdammt frech von mir, aber ich muss auf Risiko spielen.
    „Und in einem Jahr erzählst du mir vielleicht, wofür du das Geld gebraucht hast?“
    „Oder in fünf Jahren. Und ich zahle es dir zurück. Ich suchemir einen neuen Job und zahle dir Raten von mindestens 1 000 im Monat, da musst du dir keine Sorgen machen.“
    „Um die Höhe deiner Ratenzahlung mache ich mir wirklich keine Sorgen.“
    „Ich weiß.“
    „Angenommen, ich gebe dir das Geld – ist dann ein Risiko damit verbunden?“
    „Wie meinst du das?“
    „Ist ein Risiko mit dem verbunden, wofür du es brauchst? Gerätst du auf irgendeine Weise in Gefahr?“
    „Nein.“
    „Du schuldest jemandem Geld, willst aber nicht erzählen, wem oder für was. Du hörst wahrscheinlich selbst, wie wenig vertrauenswürdig das klingt?“
    „Du wolltest alles für mich tun. Das hast du noch vor weniger als zwei Wochen selbst zu mir gesagt.“
    Mein Vater nickt ein paar Mal hintereinander langsam. Dann richtet er sich mit einem tiefen Seufzer auf und sieht mich an. „Aber so hatte ich mir unseren Neuanfang auch wieder nicht vorgestellt.“
    „Nein, dann lass uns doch stattdessen einfach am Montag neu anfangen. Man hat schließlich immer mehrere Chancen im Leben verdient.“
    Denn DU hast sie bereits bekommen, Papa.
    Erst hat er sich in die Scheiße geritten, dann wird es immer schlimmer, schließlich erschießen die Gangster seine Freundin und schneiden seinem besten Freund die Finger ab, und dann halte ich den Film nicht mehr aus. Ich wünsche meiner Mutter eine Gute Nacht und gehe nach oben, während mich Bilder von Nick mit blutigen, abgeschnittenen Fingern verfolgen. Ich surfeein paar Stunden lang im Netz und suche eine Homepage, wo sich ein Sechzehnjähriger 20 000 Kronen leihen kann. Natürlich gibt es sie nicht. Dann erwäge ich aus lauter Verzweiflung eine Karriere als Stricher, denn wenn ich heute Nacht reihenweise Blowjobs gebe, kann ich das Geld vielleicht auch zusammenkratzen. Aber das ist natürlich völlig unrealistisch.
    Um elf höre ich, wie meine Mutter ins Bett geht.
    Ich rufe mehrfach meinen Vater auf dem Handy an, aber er geht nicht ran.
    Dann versuche ich unzählige Male, Sandra anzurufen. Erst um zwei Uhr nachts erreiche ich sie. Es ist Freitag, und natürlich ist sie in der Stadt unterwegs und feiert.
    „Okay, was willst du, Matussi?“
    Sie ist besoffen. Und zwar ziemlich. Im Hintergrund höre ich Kasper grölen. „Ist das etwa unser Frosch Mateus?“
    „Sandra, du musst mir unbedingt Geld leihen. Es ist nicht für mich, sondern für Nick.“
    „Was? Bist du bekloppt?“
    „Ich weiß, dass es völlig absurd klingt, aber es handelt sich um einen Notfall!“
    „Was will er?!“, ruft Kasper im Hintergrund. Dem Lärmpegel nach zu urteilen sind auch andere Klassenkameraden anwesend. Man sollte die ganze Klasse auf Entzug setzen.
    „Er will Geld“, johlt Sandra.
    „Sag dem Frosch, dass er einen fetten Arschtritt kriegen kann, sonst nichts!“
    „Sandra, hör doch mal zu!“
    „Du hast zehn Sekunden.“
    „Nick steckt in der Scheiße ...“
    „Das ist nichts Neues.“
    „Er ist wirklich dringend auf das Geld angewiesen.“
    „Und auch das ist nichts Neues! Ich weiß nicht, wie viel Geld ich ihm schon geliehen habe, und ich habe keine einzige Krone wiedergesehen.“
    „Ich werde es schon zurückzahlen.“
    „Na klar. Weißt du was, Mateus, es ist mir so scheißegal, in was ihr euch da wieder reingeritten habt. Deine zehn Sekunden sind um.“
    Sie legt auf. Ich versuche es noch einmal, aber die Mailbox springt sofort an. Im Nachhinein fällt mir ein, dass ich Sandra hätte erzählen können, wir bräuchten das Geld, um jemanden zu bezahlen, der uns Neuigkeiten über Jonathan angeboten hat. Sie hat eine Schwäche für Jonathan, während ihr Herz Nick gegenüber wie versteinert ist.
    Um fünf Uhr morgens bin ich so verzweifelt, dass ich Liv anrufe. Ich glaube zwar nicht, dass sie 20 000 Kronen unter ihrer Matratze liegen hat, aber vielleicht könnte sie das Geld von ihren Eltern bekommen. Leider geht auch Liv nicht an ihr Handy, also hinterlasse ich ihr eine Nachricht, dass sie mich zurückrufen soll, so schnell es geht.
    Um sechs steht meine Mutter auf, geht ins Bad und fährt zur Arbeit. Nach dem längsten Abend und der längsten Nacht meines Lebens bin ich nur noch ein zitterndes Nervenbündel. Ich lege mich
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