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… da war'n es nur noch drei - Disconnected ; 1

… da war'n es nur noch drei - Disconnected ; 1

Titel: … da war'n es nur noch drei - Disconnected ; 1
Autoren: Franckh-Kosmos-Verlags-GmbH und Co. <Stuttgart>
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zu klingeln.
    „Ich muss mit dir reden!“
    Mein Vater ist freudig überrascht von meinem Besuch. Er sagt, ich käme gerade recht, um ihm bei seiner Bewerbung am Rigshospital zu helfen. Es ist wie ein merkwürdiges Déjà-vu, denn genau wie Tobias vor einer Viertelstunde steht er auf und fragt, ob ich einen Kaffee möchte.
    „Nein, bitte setz dich.“
    Mein Vater gehorcht und sieht mich dabei ernst an: „Ist was passiert?“
    „Du musst mir 20 000 Kronen leihen. Und zwar bis morgen.“
    „Wie bitte?“
    „Ich sagte, ich würde mir gern 20 000 Kronen leihen ...“
    „Wofür brauchst du so viel Geld?“
    Die gleiche Frage hatte ich mir auf dem Weg zu den Kartoffelrækkerne auch gestellt. Erst hatte ich überlegt, ihm etwas von einem vierzehntägigen Luxusskiurlaub in Kanada zu erzählen, auf den ich auf keinen Fall verzichten könnte. Später hätte ich dann behauptet, dass der Reiseveranstalter in Konkurs gegangen wäre und sowohl das Geld als auch die Ferien deshalb verloren wären. Leider würde mein Vater garantiert darauf bestehen, Nachweise für einen solchen Urlaub zu sehen, und er würde auf keinen Fall glauben, dass die Bezahlung innerhalb von vierundzwanzig Stunden in bar erfolgen müsste, um mir einen Platz zu sichern. Als Nächstes fiel meinem überdrehten Gehirn eine Lüge von einem supertollen Moped ein, das ich günstig bekäme, wenn ich sofort zuschlagen würde. Kurz nach dem Kauf würde das Moped dann unglücklicherweise geklaut werden, noch bevor mein Vater es zu Gesicht bekäme. Doch auch diesen Plan ließ ich schnell wieder fallen. Denn zum einen habe ich mich noch nie für Mopeds interessiert, zum anderen ist mein Vater nicht der Typ, der Sachen ohne Quittungen kauft. Zudem würde er immer darauf bestehen, das Moped erst von einem Mechaniker kontrollieren zu lassen. Spontankäufe von suspekten Mopeds sind einfach nicht sein Ding. Dann hatte mein Gehirn keine weiteren Angebote mehr, abgesehen von der völlig unzeitgemäßen Idee, ich hätte ein Mädchen geschwängert und bräuchte das Geld für eine illegale Abtreibung. Allerdings ist Abtreibung in Dänemark schon seit geraumer Zeit legal.
    „Ich kann nicht erzählen, wofür ich das Geld brauche“, sage ich. „Aber es ist sehr wichtig, dass ich es bekomme. Du bist meine einzige Chance.“
    „Wofür brauchst du das Geld?“
    „Das kann ich dir wie gesagt nicht erzählen.“
    „Hat es was mit Jonathan zu tun?“
    „Nein, natürlich nicht.“
    Mein Vater steht auf und geht eine Weile im Wohnzimmer auf und ab. „Ich kann dir nicht einfach 20 000 Kronen geben, ohne zu wissen, wofür du sie brauchst.“
    „Das wirst du aber tun müssen.“
    „Ach, muss ich das?“ Er klingt beinahe wütend, obwohl er eigentlich nur selten richtig sauer wird.
    „Du musst mir einfach vertrauen“, sage ich.
    „Willst du dir was Dummes davon kaufen?“
    „Nein.“
    „Also schuldest du es jemandem?“
    Er ist nicht dumm, der Alte. Ich schlucke und nicke.
    „Und wem?“
    „Das kann ich nicht sagen.“
    „Ist Nick irgendwie in die Sache verwickelt?“
    „In gewisser Weise ja.“
    „Und wie genau?“
    „WARUM KANNST DU MIR NICHT EINFACH DAS GELD GEBEN?!“
    Eigentlich hatte ich nicht vor zu brüllen, denn bei meinem Vater hat hysterisches Benehmen noch nie etwas bewirkt. Jetzt sieht er verletzt aus. Ich weiß, was er denkt: dass ich sein schlechtes Gewissen ausnutzen will, um ihn auszunehmen.
    Na gut, gar keine schlechte Idee, wenn es nicht anders geht.
    „Du bist drei Jahre lang weg“, sage ich heiser, „und es ist dir völlig egal, wie es mir geht und was ich mache. Jetzt behauptest du, dass wir wieder total harmonisch Vater und Sohn spielen sollen, und das können wir meinetwegen auch, aber dann musst du mir auch helfen.“
    „Indem ich dir Geld gebe?“
    „Ja, denn momentan brauche ich nichts dringender als das!“
    „Und nächste Woche kommst du wieder an und willst vielleicht noch mehr?“
    „Nein, tue ich nicht. Versprochen. Und ich brauche das Geld nicht für Drogen oder andere schlimme Dinge, die du dir jetzt gerade ausmalst.“
    „Aber wofür brau ...“ Er unterbricht sich mitten im Satz. „Nein, darauf willst du ja nicht antworten.“
    Er steht lange schweigend da und starrt auf den Computer, drückt ein paar Mal die Leertaste und lässt mich schmoren und schwitzen und warten und leiden. Ich krampfe meine Hände zusammen und spüre, wie sich meine Nägel in die dünne Haut unter den Daumen bohren.
    „Ich weiß nicht mal, ob ich
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