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… da war'n es nur noch drei - Disconnected ; 1

… da war'n es nur noch drei - Disconnected ; 1

Titel: … da war'n es nur noch drei - Disconnected ; 1
Autoren: Franckh-Kosmos-Verlags-GmbH und Co. <Stuttgart>
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grade erst aufgestanden. Willst du Kaffee?“
    „Nein danke.“ Ich gehe ihm hinterher. „Was macht man, wenn man sich bei Dealern verschuldet hat?“
    Tobias’ Arm erstarrt in der Luft, als er nach der Kaffeedose greifen will. „Was denn für Dealer?“
    Ich fahre mir mit der Hand übers Gesicht und spüre, dass sie zittert. „Vielleicht ist es besser, wenn du ihre Namen nicht erfährst. Ich möchte nicht, dass du in die Sache reingezogen wirst.“
    „Immer mit der Ruhe. Das passiert schon nicht. Wie heißen sie denn jetzt?“
    „Es sind zwei Typen aus Christianshavn. Ich weiß nicht, wie sie wirklich heißen, aber der eine wird Borste genannt.“
    „Von denen habe ich noch nie was gehört“, sagt Tobias und öffnet die Kaffeedose. „Und du schuldest ihnen Geld?“
    „Ja, 40 000.“
    „Wie bitte?!“
    „Ja, es ist ein Versehen! Ich habe natürlich nicht für 40 000 Kröten Stoff geshoppt. Ich nehme doch überhaupt nie Drogen.“
    „Wie kann es dann sein, dass du ihnen so viel schuldest?“
    Ich lasse mich auf einen Hocker fallen und versuche ruhig zu atmen, aber mein Herz will nicht aufhören, davonzugaloppieren. Durch meine Adern rauscht genug Adrenalin, um einen Elefanten wiederzubeleben. „Borste und die anderen haben einen Teil ihrer Ware verloren, und jetzt meinen sie, es wäre meine Schuld.“
    „Und, haben sie recht?“
    „Nein ... das heißt na ja ... Ist das denn nicht egal?!“
    „Doch, ist es. Wenn sie erst mal der Meinung sind, dass du ihnen Geld schuldest, ist es eigentlich völlig egal. Dann musst du latzen.“
    „Gibt es denn keinen anderen Ausweg?“
    „Ich nehme an, deine Schulden wachsen, wenn du nicht zahlst, oder?“
    „Ja. Um 5 000 am Tag.“
    „Klassischer Fall von Schutzgelderpressung.“
    „Das kann doch nicht wahr sein!“
    Normalerweise werden doch nur andere von solchen Typen erpresst. Versager mit Drogenproblemen, oder idiotische Kleinkriminelle, die naiv genug sind, sich mit den großen Jungs anzulegen. Aber nicht Leute wie ich.
    „Ich kenne die doch nicht mal richtig!“, jammere ich.
    „Das ist denen garantiert egal“, sagt Tobias und füllt den Wasserkocher.
    „Was soll ich jetzt machen?“
    „Ich würde an deiner Stelle zahlen.“
    „Und wenn ich einfach abhaue?“
    „Wo willst du dich denn verstecken? Sie finden dich garantiert trotzdem.“
    „Und wenn ...“
    „Die Polizei kannst du vergessen.“
    „Warum?“
    „Weil du das Problem dadurch nur aufschiebst. Vielleicht gelingt es dir, die Polizei davon zu überzeugen, dass dieser Borste dich bedroht hat, und er kommt für ein paar Monate in den Knast. Aber wenn er dann wieder rauskommt, schuldest du ihm immer noch 40 000 – plus Zinsen – und noch dazu wird er stinksauer auf dich sein. Außerdem haben solche Schweine wie der immer Freunde, die für ihn die Schulden eintreiben können, während sie im Knast sitzen. Du entkommst ihnen also nicht.“
    „Und noch dazu haben sie Nick. Sie haben ihn als Pfand einbehalten.“
    „Shit. Mateus, du musst bezahlen!“
    Ich springe vom Hocker auf. „Aber ich habe nur 15 000!“
    „Kannst du nicht deinen Vater fragen?“
    „Ich glaube nicht.“
    „Er muss doch Geld haben. Wenn er Arzt ist?“
    Ich lasse mich wieder auf den Hocker fallen. Mir erscheint der Gedanke absurd, meinen Vater um Geld zu bitten, mit dem ich Dealerschulden bezahle, aber momentan ist es wohl die einzige Möglichkeit. Meine Mutter kann ich vergessen. Die würde sofort die Polizei anrufen.
    Das Wasser kocht. Tobias füllt es in die Kaffeekanne und setzt den Deckel darauf. Dann holt er eine Packung Soßenbinder aus dem Schrank und stellt sie auf den Tisch.
    „Willst du etwa jetzt Soße machen?“, frage ich misstrauisch.
    Tobias lächelt und nimmt die Tüte mit dem Pulver aus der Packung. Am Boden liegt ein Bund mit zusammengerollten Scheinen. Er zählt schnell ein paar Scheine ab und gibt sie mir. „Hier. Das sind 5 000.“
    Ich bin kurz davor zu sagen, dass ich das Geld nicht annehmen kann, aber dann überlege ich es mir schnell anders und nehme das Geld. „Ich zahle alles zurück.“
    „Das habe ich auch nicht anders erwartet.“
    Tobias dreht mir den Rücken zu, um Milch aus dem Kühlschrank zu holen. Ich stopfe die Scheine in die Tasche und haste aus der Wohnung, ohne mich zu verabschieden.
    Mein Vater ist zu Freunden in die Kartoffelrækkerne gezogen, ein Viertel mit steinalten Reihenhäuschen bei den Seen. Er sitzt im Wohnzimmer an einem Computer, als ich hineinstürme, ohne
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