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… da war'n es nur noch drei - Disconnected ; 1

… da war'n es nur noch drei - Disconnected ; 1

Titel: … da war'n es nur noch drei - Disconnected ; 1
Autoren: Franckh-Kosmos-Verlags-GmbH und Co. <Stuttgart>
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was?“
    „Nur weil ich bei Rasmus ein paar Bier trinken will? Jetzt reiß dich mal zusammen ...“
    „Du hast die Sache wohl schon besser verkraftet?“
    „Das heißt nicht, dass ich ihn vergessen habe. Ich denke die ganze Zeit an ihn.“
    „Davon merkt man aber nicht viel“, sagt Nick und dreht mir den Rücken zu.
    „Jonathan wird schon wieder auftauchen, aber ...“
    „Daran glaubst du doch nicht. Du glaubst, dass er tot ist.“
    Ich antworte nicht sofort. Ich habe keine Lust, rausgeworfen zu werden, weil Nick denkt, ich hätte ihn im Stich gelassen, aber irgendjemand muss ihn wieder in die reale Welt zurückbringen.Jemand muss ihm erzählen, dass es okay ist, das Leben weitergehen zu lassen.
    „Ich weiß nicht, ob er tot ist“, sage ich vorsichtig. „Ich hoffe sehr, dass wir ihn wiedersehen werden.“
    Nick schnaubt spöttisch, aber er unterbricht mich nicht.
    „Wir müssen uns drauf einstellen, dass vielleicht viel Zeit vergeht, bis wir herausfinden, was mit ihm passiert ist. Und bis dahin können wir unser Leben nicht einfach anhalten.“
    „Also ist es geiler, zu einer Party zu gehen und über gleichgültige Sachen zu reden?“
    „Ich weiß nicht, ob es geiler ist, aber es ist auf jeden Fall in Ordnung.“
    Ich kann Nick gut verstehen. Seit sechs Wochen drehen sich all unsere Gespräche um Jonathan. Der Gedanke, sich über etwas anderes zu unterhalten, erscheint beinahe absurd.
    „Red einfach über das, wozu du Lust hast“, sage ich, „oder halt die Klappe und hass mich. Hauptsache, du kommst mit. Nur für ein paar Stunden!“
    Nick überlegt. Er öffnet seinen Schrank und betrachtet seinen Kleiderhaufen. Dann schließt er die Tür wieder und sieht zu mir hinüber: „Ich habe Hannah gestern beim Einkaufen gesehen. Sie sah schrecklich aus. Man konnte sehen, dass sie innerlich völlig kaputt ist. Es ist total absurd, dass ihr Sohn verschwunden ist, und trotzdem ist sie gezwungen, in den Supermarkt zu gehen und Essen und Klopapier zu kaufen. Sie stand vor dem Regal und hat überlegt, welches Shampoo sie kaufen soll! Als ob es nicht scheißegal ist, ob sie sich überhaupt die Haare wäscht, solange Jonathan nicht gefunden ist!“
    „Ich bin sicher, dass sie leidet. Und Lars auch.“
    „Das weiß ich doch auch. Es war nur so komisch, das mitanzusehen.“
    „Hast du mit ihr gesprochen?“
    „Nein, das habe ich mich nicht getraut. Ich hab mich einfach wieder verpisst.“
    Nick öffnet den Schrank ein zweites Mal und kramt einen anderen Pulli hervor. Als er sich umzieht, sehe ich, wie dünn er in den letzten Wochen geworden ist.
    „Aber ich gehe wirklich nur für ein paar Stunden mit!“
    „Das ist okay“, sage ich und stehe auf.
    Unten auf der Straße schließe ich mein Fahrrad auf und warte auf Nick. Kaum habe ich den weißen Lieferwagen mit den getönten Scheiben entdeckt, der am Bordstein parkt, geht alles sehr schnell. Nick kommt aus der Haustür, im selben Moment geht die Tür des Lieferwagens auf, und Afro springt heraus. Er packt Nick und schleift ihn brutal über den Bürgersteig. „Rein mit euch!“
    Auf dem Fahrersitz wartet Borste und sieht uns mit zusammengekniffenen Augen an. Meine Finger suchen in meiner Hosentasche panisch nach dem Handy, als ich sehe, wie Afro etwas Kleines, Schwarzes gegen Nicks Rücken presst.
    „Ich hab gesagt: Rein mit euch!“
    Bevor ich überhaupt auf den Gedanken komme, um Hilfe zu rufen, hat Afro mich und Nick schon in den Lieferwagen gestoßen. Dann springt er selbst hinein und knallt die Tür zu. Wir sitzen wie in einer Sardinenbüchse eingeklemmt, Nick und ich in der Mitte. Am liebsten würde ich schreien und wild um mich treten, aber der Gedanke, dass Afro gerade eine Pistole in der Hand gehalten haben könnte, bringt mich dazu, ganz still zu sitzen und keinen Mucks von mir zu geben. Anscheinend geht es Nick genauso, denn er starrt wie versteinert nach vorn, ohne zu protestieren. Draußen geht eine Frau mit Kinderwagen vorbei. Sie hat keine Ahnung, dass Nick und ich direkt neben ihr inLebensgefahr schweben. Borste steckt sich eine Kippe an und murmelt, dass wir einen ziemlich blöden Fehler begangen hätten. Denn Borste hatte an diesem Morgen Besuch von zwei besonders neugierigen Bullen, die mit ihm über Jonathan sprechen wollten. Und soweit er wisse, sagt Borste, wären wir die zwei Einzigen, die wüssten, dass er Jonathan kennt.
    Nick protestiert heftig. Wir haben nicht geplaudert! Das führt zu einer kurzen Diskussion mit Borste, der nicht
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