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… da war'n es nur noch drei - Disconnected ; 1

… da war'n es nur noch drei - Disconnected ; 1

Titel: … da war'n es nur noch drei - Disconnected ; 1
Autoren: Franckh-Kosmos-Verlags-GmbH und Co. <Stuttgart>
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während Jonathan nur siebzehn Jahre seines Lebens vergönnt waren.
    Meine Finger spielen mit einer weißen Visitenkarte.
    Steen Mortensen ...
    Das war einer der beiden Kripobeamten, die mich in der Schule befragt hatten. Er sagte damals, ich solle einfach anrufen, wenn noch etwas sein sollte, und in Wahrheit war schon die ganze Zeit noch etwas gewesen . Ich habe keine Ahnung, ob einer der beiden in Wirklichkeit Jacob heißt, aber ich weiß, dass Jonathan sie kannte. Also rufe ich Steen Mortensen an und erzähle ihm von Borste und Afro.
    Am nächsten Tag haben wir einen Frühstücksgast. Mein Vater sitzt mit meiner Mutter zusammen in der Küche. Ich kann ihren verkrampften Gesichtern ansehen, dass sie einen Entschluss getroffen haben, den sie mir nun mit Kaffee und Brötchen servieren wollen. Sie wollen sich scheiden lassen. Mein Vater ist dauerhaft ausgezogen, und meine Mutter wird hier im Haus bleiben. Ich sage nur eins dazu: dass ich keine Lust habe, eine Woche bei dem einen und die nächste bei dem anderen zu wohnen. Ich habe Freunde, die dieses Nomadendasein jahrelang mitgemacht haben, und es ist auf keinen Fall was für mich. Außerdem ist es zu spät, mich zu einem Teilzeitkind zu machen, denn falls sie es vergessen haben sollten, werde ich in einem Jahr und drei Wochen achtzehn. Also esse ich mein Frühstück auf, wünsche meinem Vater viel Glück bei der Wohnungssuche und gehe nach oben. Natürlich kommt er hinterher. Ich weiß, dass er am liebsten über die Scheidung, über mich, über uns, sprechen würde, aber zum Glück besitzt er immerhin Anstand genug, sich zuerst nach Jonathan zu erkundigen. Als wir ein bisschen über ihn und darüber, wie es in der Schule läuft, gesprochen haben, kehrt mein Vater wieder zu unserem Leben nach der Scheidung zurück. Er kann gut verstehen, dass ich keine Lust habe, alle zwei Wochen umzuziehen, hofft aber, dass ich ihn oft besuchen kommen will. Wir könnten auch zusammen verreisen, er schlägt einen Skiurlaub vor, vielleicht schon an Neujahr oder in den Osterferien. Überhaupt gibt es auf einmal unglaublich viele Dinge, die mein Vater meint, mit mir teilen zu müssen.
    „Wir waren doch noch nicht mal zusammen im Kino in den letzten drei Jahren“, sage ich.
    „Ich weiß. Und daran möchte ich auch etwas ändern.“
    „Ach, auf einmal?“
    „Nicht auf einmal. Ich bin dein Vater. Ich liebe dich.“
    Es sind nur drei kleine Worte. Halbwegs leicht über die Lippen zu bringen, aber schwer zu verdauen. Ich spiele an meiner Tastatur herum und vermeide es, ihn anzusehen.
    „Wir waren mal so vertraut miteinander“, sagt mein Vater. „Es tut mir so leid, dass das nicht mehr so ist. Und es gibt nichts, was ich nicht tun würde ...“
    „Für mich?“
    „Dafür, dass wir wieder Freunde sein können. Ich weiß, dass wir in den letzten drei Jahren vieles versäumt haben.“
    „DU hast vieles versäumt“, sage ich, denn er soll meine Sehnsucht nach ihm nicht einfach als gegeben voraussetzen.
    „Ja, ich habe vieles versäumt. Und nach der Sache mit Jonathan ...“
    Mein Vater bekommt feuchte Augen. Das habe ich bisher nur einmal bei ihm erlebt: Als Nick, Jonathan und ich den ganzen Tag lang bei der besagten Paddeltour in Schweden verschwunden waren. Als wir unseren Zeltplatz endlich wiederfanden, zerrte mein Vater mich aus dem Kanu, während er mich ausschimpfte und schüttelte. Aber er weinte auch.
    „Ich kenne Jonathan ja nun auch schon seit vielen Jahren“, sagt mein Vater mit bewegter Stimme. „Er war dein bester Freund, und ich denke die ganze Zeit daran, was wäre, wenn du es gewesen wärst.“
    „Für Lars und Hannah ist es Realität.“
    „Ich weiß. Und wenn du es wärst ... Ich weiß nicht, ob ich das überleben würde.“
    Mein Vater zieht mich vom Stuhl hoch und drückt mich an sich. So stehen wir lange da, und ich weiß nicht, wer von uns beiden am meisten flennt.

„Natürlich habe ich keine Lust, was denkst du eigentlich von mir?“
    „Es ist nur eine kleine Party, Nick. In Wirklichkeit ist es nicht mal eine Party. Nur du und ich, Rasmus, Jannik und Ulf.“
    „Ulf?“
    „Das ist ein Freund von Rasmus. Wir trinken nur ein paar Bier, und vielleicht ziehen wir dann noch weiter. Ganz unspektakulär.“
    „Darauf habe ich keinen Bock.“ Nick verschränkt die Arme wie ein trotziges Kind. Er hat schwarze Ringe unter den Augen, garantiert hat er wieder eine schlaflose Nacht in den Straßen Kopenhagens verbracht. „Hast du Jonathan schon vergessen, oder
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