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Cypherpunks

Cypherpunks

Titel: Cypherpunks
Autoren: Jérémie Andy; Zimmermann Jacob; Müller-Maguhn Julian; Appelbaum Assange
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Willen einer vollgerüsteten Supermacht entgegensetzen und sie besiegen. Verschlüsselung ist eine Verkörperung der physikalischen Naturgesetze, sie schert sich nicht um das Gepolter einzelner Staaten und ist selbst gegen die Schreckensvision eines transnationalen Überwachungsregimes immun.
    Womöglich hätte die Welt auch anders eingerichtet sein können, doch aus irgendeinem Grund scheint die Kryptografie den heiteren Zuspruch des Universums zu finden.
    Wirksame Kryptografie ist die höchste Form des gewaltlosen Widerstands. Nuklearstaaten können gegen Abermillionen Menschen schrankenlose Gewalt üben, aber selbst durch Einsatz unbegrenzter Gewalt können sie nicht den Willen Einzelner, die ihre Geheimnisse vor ihnen bewahren möchten, brechen.
    Starke Kryptografie vermag schrankenloser Gewalt standzuhalten, weil kein Maß an Zwang je ein mathematisches Problem aus der Welt schaffen könnte.
    Aber können wir wirklich aus dieser seltsamen Eigenschaft des Universums den Grundbaustein eines emanzipatorischen, unabhängigen Internets gewinnen, eines platonischen Reichs für die Menschheit? Und könnte bei Gesellschaften, die mit dem Internet verschmolzen sind, diese Freiheit dann wieder in die physische Realität abstrahlen und den Staat neu definieren?
    Erinnern wir uns, dass Staaten Systeme sind, die regeln, wo und wie beständig Zwang ausgeübt wird.
    Die Antwort auf die Frage, wie viel Zwang aus der physischen Welt in die platonische Welt des Internets einsickern kann, geben die Kryptografie und die Ideale der Cypherpunk-Bewegung.
    Während Staaten mit dem Internet verschmelzen und die Zukunft unserer Zivilisation zur Zukunft des Internets wird, müssen wir die Machtverhältnisse neu definieren. Tun wir dies nicht, wird die Universalität des Internets die ganze Menschheit in ein einziges gigantisches Geflecht von Überwachung und massenhafter Kontrolle verstricken.
    Wir müssen Alarm schlagen. Dieses Buch ist der Ruf eines Wächters in der Nacht.
    Am 20. März 2012, als ich in Großbritannien unter Hausarrest meiner Auslieferung harrte, bin ich mit gleichgesinnten Freunden zusammengekommen, um mit ihnen gemeinsam einen Weckruf auszusenden. Wir müssen, so sind wir überzeugt, unsere Erfahrungen weitergeben, solange noch die Hoffnung besteht, dass Sie, die Leser, das aktuelle Geschehen in seiner Tragweite ermessen und dagegen aktiv werden.
    Es ist an der Zeit, für unsere neue Welt, für uns selbst und unsere Lieben diesen Kampf aufzunehmen.
    Wir haben die Aufgabe, so weit wie möglich unsere Selbstbestimmung zu verteidigen und dem kommenden Überwachungsregime zu trotzen – oder, wenn alles andere scheitert, seine Selbstzerstörung zu beschleunigen.

    Julian Assange
    London, Oktober 2012

MEHR KOMMUNIKATION, MEHR ÜBERWACHUNG
    JULIAN: Denken wir an die frühen neunziger Jahre zurück. Damals ist in Reaktion auf staatliche Kryptografieverbote die Cypherpunk-Bewegung entstanden. Viele Leute haben damals ihre Hoffnung auf die Macht des Internets gesetzt, um für einen – verglichen mit den Massenmedien – freien und unzensierten Meinungsaustausch zu sorgen. Aber die Cypherpunks haben schon früh gesehen, dass mit dem Netz tatsächlich auch die Macht verbunden ist, den gesamten stattfindenden Kommunikationsverkehr zu überwachen. Wir haben heute mehr Kommunikation, aber eben auch mehr Überwachung. Vermehrte Kommunikation heißt, dass es ein Mehr an Freiheit gibt im Verhältnis zu den Leuten, die versuchen, Ideen zu kontrollieren und Konsens zu fabrizieren; gesteigerte Überwachung bedeutet schlicht das Gegenteil.
    Die Überwachung ist heute weit offenkundiger als zu den Zeiten, als es nur die Amerikaner, Briten, Russen und ein paar weitere Länder wie die Schweizer und Franzosen waren, die auf breiter Front Daten abgeschöpft haben. Heute machen das alle, und fast alle Staaten, weil die massenhafte Überwachung kommerzialisiert worden ist. Und dieser Zugriff ist jetzt allumfassend, weil die Leute all ihre politischen Ideen, ihre familiären Mitteilungen und ihre Freundschaften im Internet ausbreiten. Es gibt also nicht bloß eine stärkere Überwachung der schonvorher vorhandenen Kommunikation; die Kommunikation selbst ist so enorm gewachsen. Und das ist nicht nur ein mengenmäßiger Zuwachs, sondern die Arten der Kommunikation sind mehr geworden. All diese neuen Kommunikationsarten, die früher privat gewesen wären, werden heute auf breiter Front abgeschöpft.
    Es tobt ein Kampf zwischen der Macht dieser
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