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Cyclop

Cyclop

Titel: Cyclop
Autoren: Clive Cussler
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wo sich der Frachtraum mit dem Gepäck der Passagiere befand. Sie mußten über Deck und dann eine schmale Leiter hinunter, die zu einer Luke führte. Church leuchtete Gottschalk mit seiner Lampe den Weg. Als sie am Fuß der Leiter angekommen waren, griff Church zielsicher nach dem Schalter und knipste die Deckenbeleuchtung an. Ein gespenstisch gelber Schimmer senkte sich über die langen Reihen mit verschiedenen Kisten und Truhen.
    Gottschalk drückte sich an Church vorbei und marschierte sofort zu der riesigen Kiste, die bei seiner Ankunft an Bord gehievt worden war. Sie war mit Ketten am Boden gesichert.
    Gedankenverloren musterte Gottschalk sie.
    Die Kiste wies keinerlei Beschriftungen auf, wie Church jetzt feststellte, als er sie zum ersten Mal näher betrachtete. Sie war ungefähr drei Meter lang, einen Meter fünfzig breit und einen Meter hoch. Das Gewicht konnte er nur ahnen, aber leicht konnte sie nicht gewesen sein, denn die Ketten hatten sich stark gespannt, als sie an Bord gehievt wurde. Church konnte seine Neugier nicht mehr unterdrücken. »Darf man fragen, was da drinnen ist?«
    Gottschalk nahm kein Auge von der Kiste. »Ein archäologisches Fundstück, das ich in ein Museum bringe«, gab er als vage Erklärung.
    »Muß wertvoll sein«, bohrte Church nach.
    Gottschalk antwortete nicht. Etwas an der Kiste hatte seine Aufmerksamkeit erregt. Er zog eine Brille aus der Jackentasche und setzte sie auf. Seine Hände zitterten dabei. »Man hat sie geöffnet!« keuchte er.
    »Unmöglich!« versicherte Church. »Der Deckel ist doch so festgezurrt durch die Sicherungsketten, daß man sogar Abdrücke im Holz sehen kann.«
    »Aber sehen Sie doch mal hier«, beharrte Gottschalk. »Das sind doch Spuren von einem Stemmeisen.«
    »Diese Kratzer können auch noch von der Verladung stammen.«
    »Als ich die Kiste vor zwei Tagen zum letzten Mal kontrolliert habe, war nichts dergleichen zu sehen«, versicherte Gottschalk entschieden. »Jemand von der Crew muß sich daran zu schaffen gemacht haben.«
    »Sie regen sich unnötig auf. Wer von der Besatzung sollte wohl Interesse an einem archäologischen Fundstück haben,das mindestens zwei Tonnen wiegen muß? Außerdem hat doch niemand außer Ihnen die Schlüssel zu den Vorhängeschlössern.«
    Gottschalk ließ sich auf die Knie fallen und zerrte an einem der Schlösser. Der Riegel fiel ihm sofort in die Hand. Er war nicht aus Stahl, sondern nur aus Holz geschnitzt. Gottschalk blickte entsetzt auf. Wie in Trance erhob er sich langsam und starrte mit wilden Blicken durch den Frachtraum. Ein einziges Wort kam von seinen Lippen: »Zanona.«
    Es war, als habe er einen Alptraum zum Leben erweckt. Church stand vor Schreck erstarrt, sein Verstand begriff nicht, was seine Augen zu sehen bekamen. Eine Gestalt sprang aus dem Schatten auf die Kiste. Sie war in die Uniform eines Navy-Matrosen gekleidet, aber ihre anliegenden schwarzen Haare, die vorstehenden Wangenknochen und die ungewöhnlich dunklen, ausdruckslosen Augen verrieten die Rasse eindeutig. Ohne ein Geräusch von sich zu geben, stieß der südamerikanische Indianer einen Speer durch Gottschalks Brust, so daß die gezackte Spitze fast einen halben Meter aus den Schulterblättern hervorraste. Der Generalkonsul stürzte nicht sofort. Er wandte langsam den Kopf und blickte Church mit aufgerissenen und verständnislosen Augen an. Er versuchte noch etwas zu sagen, aber es drangen keine Worte mehr über seine Lippen, sondern nur ein unheimliches, gurgelndes Keuchen, begleitet von rötlichem Schaum. Als er begann, in sich zusammenzusinken, sprang der Indianer vor und zerrte den Speer aus Gottschalks Brust.
    Church hatte den Mörder nie zuvor gesehen. Der Indianer gehörte nicht zur Besatzung der
Cyclop
und konnte nur ein blinder Passagier sein. In dem dunklen Gesicht zeigte sich kein Haß, keine Wut, nur eine undeutbare Leere und Gleichgültigkeit. Der Wilde hielt den blutigen Speer fast lässig in der Hand und sprang ohne einen Laut auf Church zu.
    Der Offizier erwachte zum Leben, duckte sich und wich zur Seite aus. Der Speer zuckte an ihm vorbei, und Church warf seine Lampe in das Gesicht des Indianers. Mit der Faust schlug er blind hinterher und erwischte den Gegner an der Kehle. Der Speer klapperte auf den Boden. Church bekam den hölzernen Schaft zu packen und hob ihn über den Kopf.
    Plötzlich brach im Frachtraum der Weltuntergang aus. Church kämpfte verzweifelt um seine Balance, während das Schiff sich um sechzig Grad
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