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Cyclop

Cyclop

Titel: Cyclop
Autoren: Clive Cussler
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eine Position?«
    »Zwanzig Meilen südöstlich von den Anguilla Cays.«
    Im Kopf überschlug Church die Entfernung. »Das läßt sie ungefähr fünfzig Meilen vor uns sein. Was gibt es?«
    »Name des Schiffs:
Crogan Castle.
Leckgeschlagen. Schwere Schäden am Schiffsrumpf.
    Nehmen Wasser. Brauchen sofort Hilf e.«
    »Leckgeschlagen?« Church wiederholte die Durchsage erstaunt. »Wodurch denn?«
    »Das haben sie nicht durchgegeben, Leutnant.«
    Church machte sich auf den Weg zur Brücke. »Ich werde den Kapitän informieren. Sagen Sie der
Crogan Castle,
wir kommen unter Volldampf.«
    Sparks Gesicht nahm einen gequälten Ausdruck an. »Bitte, Sir. Das darf ich doch nicht.«
    »Tun Sie, was ich sage!« befahl Church. »Ich übernehme die volle Verantwortung.«
    Er wandte sich um und eilte durch den schmalen Gang zur Leiter, über die er das Ruderhaus erreichte. Worley saß noch immer in seinem Korbsessel. Die Brille hing ihm tief über der Nase, während er gelangweilt in einem zerfledderten Liberty-Magazin blätterte.
    »Sparks hat ein SOS aufgefangen«, verkündete Church. »Weniger als fünfzig Meilen weg. Ich habe ihm befohlen, den Notruf zu bestätigen und durchzugeben, daß wir unseren Kurs ändern, um Hilfe zu leisten.«
    Worley riß die Augen auf. Er schwang sich aus dem Sessel und packte Church bei den Oberarmen. »Sind Sie verrückt?« brüllte er. »Wer hat Ihnen die Erlaubnis gegeben, meinen Befehlen zu widersprechen?«
    Der brutale Griff brachte Church fast aus der Fassung. Es kam ihm vor, als wollte ihm der Kapitän den Bizeps zerquetschen. »Großer Gott, Kapitän, wir können doch keinen Notruf ignorieren!«
    »Das können wir verdammt gut, wenn ich es befehle!«
    Church war von Worleys Ausbruch völlig überrascht. Er starrte in die geröteten, glasigen Augen des Kapitäns und roch seinen whiskygeschwängerten Atem. »Schon das Seerecht zwingt uns zur Hilfe«, beharrte Church. »Wir müssen hin.«
    »Sinken sie denn schon?«
    »Im Funkruf hieß es: Nehmen Wasser.«
    Worley stieß Church von sich. »Was soll der Blödsinn. Sollen die Scheißkerle doch ihre Pumpen bemannen und sehen, daß sie sich von einem anderen Schiff retten lassen als von unserer
Cyclop

    Der Rudergänger und der diensthabende Offizier sahen schweigend und verunsichert zu, als Church und Worley sich zornig in die Augen starrten. Der Diensthabende setzte zu einer Bemerkung an, aber Worley riß den Kopf herum und knurrte: »Kümmern Sie sich um Ihren Kram, und halten Sie das Ruder im Auge.«
    Church rieb sich die Oberarme und funkelte den Kapitän an. »Ich protestiere gegen Ihre Weigerung, auf ein SOS zu reagieren, und ich bestehe darauf, daß dieser Vorfall in das Logbuch eingetragen wird.«
    »Ich warne Sie …«
    »Ich lege außerdem Wert darauf, daß Ihr Befehl der Funkstille im Log festgehalten wird.«
    »Sie überschreiten Ihre Kompetenzen, Mr. Church.« Worleys Stimme klang flach und kalt, seine Lippen waren zusammengepreßt, sein Gesicht in Schweiß gebadet. »Betrachten Sie sich als unter Arrest gestellt, und begeben Sie sich in Ihr Quartier.«
    »Wenn Sie noch mehr von Ihren Offizieren unter Arrest stellen«, schrie Church mit sich überschlagender Stimme, »dann müssen Sie Ihr verdammtes Geisterschiff bald selbst führen.«
    Noch bevor Worley antworten konnte, schoß die
Cyclop
plötzlich in ein gewaltiges Wellental hinab. Mit geübtem seemännischem Instinkt griff jeder im Ruderhaus automatisch nach dem nächstgelegenen Halt. Die Stahlplatten der Schiffshülle stöhnten unter der Belastung, und man hörte mehrere knirschende Geräusche.
    »Heilige Mutter Gottes«, murmelte der Rudergänger. Die Panik in seiner Stimme war nicht zu überhören.
    »Maul halten!« knurrte Worley, als die
Cyclop
sich wieder aufrichtete. »Sie hat schon Schlimmeres erlebt als einen solchen Seegang.«
    Church kam ein zutiefst beunruhigender Gedanke. »Die
Crogan Castle,
das Schiff, von dem das Notsignal kam, gab durch, sie sei leckgeschlagen und schwer beschädigt.«
    Worley starrte ihn an. »Na und?«
    »Begreifen Sie denn nicht? Das Schiff muß von einer gigantischen Grundsee erwischt worden sein.«
    »Sie reden wie ein Irrer. Begeben Sie sich in Ihre Kabine, Mr. Church. Ich will Ihr Gesicht nicht mehr sehen, bis wir anlegen.«
    Church ballte die Fäuste und zögerte. Dann entspannten sich seine Hände langsam, als er begriff, daß jeder weitere Streit mit Worley nur Zeitverschwendung war. Wortlos wandte er sich ab und verließ das
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