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Cyclop

Cyclop

Titel: Cyclop
Autoren: Clive Cussler
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er mit einem leichten deutschen Akzent. »Sieht für die nächsten vierundzwanzig Stunden recht gut aus. Mit Glück wird es eine ruhige Fahrt, falls wir uns bei Kap Härteres nichts Übles einfangen.«
    »Hinter Kap Hatteras erwischt es fast jedes Schiff übel«, erwiderte Church knapp.
    Worley ging zum Kartenraum und studierte den Kurs der
Cyclop.
»Kursänderung fünf Grad Nord«, sagte er, als er zurück ins Ruderhaus kam. »Wir umfahren die große Bahama-Bank.«
    »Wir sind doch schon fast zwanzig Meilen westlich des Hauptkanals«, erwiderte Church.
    »Ich habe meine Gründe, die Hauptschiffahrtslinien zu meiden«, knurrte Worley.
    Church nickte dem Rudergänger knapp zu, und die
Cyclop
schwang langsam herum. Die leichte Kursänderung brachte das Schiff in eine andere Lage zur Dünung. Seine Bewegungen veränderten sich. Die
Cyclop
begann schwer in der See zu rollen.
    »Mir gefällt das da draußen nicht recht«, sagte Church. »Die Wellen werden ein wenig zu steil.«
    »In diesen Gewässern nichts Ungewöhnliches«, entgegnete Worley. »Wir sind nicht weit von der Gegend, in der sich die Nordäquatorströmung in den Golfstrom drängt. Ich habe das Wasser hier schon so flach wie auf einem Wüstensee gesehen, aber zu anderen Zeiten waren die Wellen gut acht Meter hoch, liefen aber recht gemütlich unter den Kiel.
    Angenehme rollende Dünung.«
    Church wollte etwas darauf erwidern, schwieg aber und lauschte. Das Geräusch von schabendem Metall drang durch das Ruderhaus. Worley benahm sich, als hätte er nichts gehört, aber Church ging zum hinteren Bullauge und warf einen Blick über das lange Frachtdeck der
Cyclop.
    Sie war ein verhältnismäßig großes Schiff, fast zweihundert Meter lang, 1910 in Philadelphia vom Stapel gelaufen. Sie gehörte zum Marine-Hilfscorps der Atlantikflotte. Ihre sieben riesigen Laderäume faßten zehntausendfünfhundert Tonnen Kohle, aber auf dieser Reise trug sie elftausend Tonnen Mangan-Erz. Ihr Rumpf lag tiefer als üblich im Wasser. Nach Churchs Ansicht war das Schiff gefährlich überladen. Das Deck schien sich mittschiffs im Rhythmus der Wellen unter dem Kiel zu heben und zu senken.
    »Mein Gott«, murmelte Church, »der Rumpf biegt sich mit der See.«
    Worley warf keinen Blick darauf. »Darüber machen Sie sich mal keine Sorgen, mein Junge.
    Ein bißchen Druck kann sie schon aushaken.«
    »Ich habe noch nie ein Schiff gesehen, das sich so durchbiegt«, beharrte Church.
    Worley ließ sich in einen großen Korbsessel fallen, den er sich auf die Brücke hatte stellen lassen. »Mein Junge, machen Sie sich keine Gedanken über die alte
Cyclop.
Sie wird noch über die Meere eilen, wenn es uns schon längst nicht mehr gibt.«
    Die Gleichgültigkeit des Kapitäns beruhigte Church nicht, sie stärkte ihn nur in seinen unguten Vorahnungen.
    Nachdem Church seine Wache übergeben hatte, schaute er auf dem Weg in seine Kabine noch einmal auf einen Schwatz und eine Tasse Kaffee in der Funkbude vorbei.
    »Irgendwas Interessantes?«
    Sparks, wie man zu jener Zeit alle Funker in der Marine zu nennen pflegte, grinste und nahm die Kopfhörer ab. »Wie bitte?«
    Church wiederholte die Frage.
    »Nur ein paar Kameraden auf Handelsschiffen, die Funk-Schach spielen.«
    »Wie weit sind die anderen Frachter denn von uns?«
    »Ihre Signale sind sehr schwach«, erklärte Sparks und zuckte mit den Schultern. »Vielleicht gut hundert Meilen oder weiter.«
    Church setzte sich rittlings auf einen Stuhl und kreuzte die Arme über der Lehne. »Frag sie doch mal, wie bei ihnen die See aussieht.«
    Sparks hob hilflos die Hände. »Das kann ich nicht.«
    »Schwierigkeiten mit dem Sender?«
    »Der ist fit wie eine Hure aus Havanna.«
    »Das versteh’ ich nicht.«
    »Befehl vom Kapitän«, antwortete Sparks. »Als wir Rio verließen, hat er mich in sein Quartier bestellt und angeordnet, daß ich keine Durchsage ohne seinen direkten Befehl vornehmen darf, bevor wir in Baltimore anlegen.«
    »Gab er einen Grund an?«
    »Nein, Sir.«
    »Verdammt merkwürdig.«
    »Ich tippe darauf, daß es etwas mit diesem Bonzen zu tun hat, den wir in Rio als Passagier an Bord genommen haben.«
    »Dem Generalkonsul?«
    »Ich bekam meine Befehle, sofort nachdem er an Bord war…« Sparks sah ein Signal aufblinken und griff blitzschnell nach den Kopfhörern. Sofort begann er die eingehende Durchsage auf einem Zettel mitzuschreiben. Einen Augenblick später blickte er mit grimmigem Gesicht auf. »Ein Notruf.«Church sprang auf, »Was für
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